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Freitag, 26. Februar 2016

Entsagung
Wenn wir über Entsagung sprechen, dann ist es ein Synonym von Loslassen. Das Wort Loslassen wird aber inflationär gebraucht und daher gleitet es manchmal nicht so in die Tiefe, wie es der Bedeutung des Wortes angemessen erscheint.
Um Loslassen ein wenig tiefer zu verstehen, wähle ich hier einen Hauptaspekt des Loslassen, die Entsagung.
Welche Ebenen des Entsagens können wir hier nennen?

1. Entsagung von Reichtümer und Besitz anhäufen
Hierunter ist zu verstehen, dass wir ein angemessenes Leben führen sollten. Es ist nicht notwendig, nach Reichtum, Sicherheit und Anhäufung zu streben. Umso mehr du besitzt, umso mehr wirst du Sorgen haben, dass dir dein Besitz abhanden kommt. Du kannst nichts mitnehmen, wenn Du stirbst, du wirst völlig nackt und schutzlos sein. 
Angemessen bedeutet hier, dass wir der Gier nach immer mehr materiellen Besitz entsagen sollten, da es uns letztendlich nicht ausfüllt und unseren Geist in ständiger Ablenkung von Dingen, welche wirklich wichtig sind, fern hält.  
Auch ist ein gieriger Geist ein sehr unsicherer Geist, da er eine materielle Sicherheit sucht und sie doch nie findet. Dieser Geist ist nur mit Anhäufen und der Sicherung des Angehäuften beschäftigt und sieht bei all diesen Beschäftigungen nicht seine eigene wahre Bedürftigkeit und die Bedürftigkeit von anderen Menschen; er ist also ego-zentriert. 
Ein solcher Geist ist von Unruhe, Angst und Angespanntheit durchdrungen. Das Gegenmittel ist Großzügigkeit in materieller wie emotioneller Hinsicht: Unterstütze dein Zentrum oder deinen Lehrer, gib den Armen und helfe, in dem du zuhörst, Angst nimmst und Worte der Eintracht und der Unterstützung sprichst. Kurzum, handele mehr selbstlos. Löse dich von deinem Umkreisen des Ego.

2. Entsagung von Handlungen die uns oder andere Wesen schaden könnten
Unter diesem Punkt verstehen wir, dass wir aufhören, Drogen zunehmen oder Dinge zu konsumieren, die unseren Geist schädigen. Wir achten auf unsere Sprache und beleidigen nicht unseren Lehrer oder andere Menschen. 
Wir betrachten auch Tiere unter dem Gesichtspunkt von Würde. 
Körperlich verletzen wir nicht andere Wesen willentlich oder manipulieren sie zum Zwecke unserer Machtausübung. Wir entsagen der (politischen) Macht und sind bestrebt, keine Hierarchiestufen aus Machtwillen zu erreichen oder einen Status zu erhöhen. Dieses alles plustert unser Ego nur zusätzlich auf und wir werden es schwerer haben, wirklich davon abzulassen. Bedenke, dass du nichts Besonderes bist, übe Dich im Schweigen, habe nicht vorschnell zu allen Dingen eine Meinung, überlege erst und dann gebe deine Meinung unter dem Gesichtspunkt von Eintracht und Respekt in Bezug auf andere Wesen ab.
Fassen wir diesen Punkt zusammen, so bedeutet es, dass du ein sittliches Leben führst und daher ein ruhiges Gewissen frei von Schuldgefühlen und Unruhe besitzt. Übe dich im förderlichem Handeln.

3. Entsagung des Denken
In der Meditation üben wir uns, das Denken nicht so wichtig zu nehmen. Hier ist Humor gefragt. Wenn wir uns überraschen, dass wir uns wichtig nehmen, bemerke es und betrachten es humorvoll. Humor schafft eine subtile Distanz zu unserem Ego. 
Wenn wir unter Ängsten, Depressionen und Erwartungen leiden, bemerken wir sie, stellen uns der Erfahrung, nähren sie aber nicht. 
Sei total anwesend, spüre und stelle Dich, aber füttere diese Phänomene nicht durch zusätzliche Gedanken, was alles passieren könnte. Das Denken nicht mehr so wichtig zu nehmen ist eine zentrale Praktik des spirituellen Lebens. 
Wir identifizieren uns mit unserem Denken zu stark. Entsagung bedeutet hier, abzulassen, mehr Raum zu geben und zu versuchen, negative Gedanken durch positive Gedanken zu ersetzen. Wenn uns dies gelingt, dann stellen wir überrascht fest, dass das Denken auch nur eine Funktion, ein Instrument unseres Geistes ist. Hüte dein Denken! Es schafft Himmel und Hölle!

4. Entsagung vom Ego, des Machers
Hier zeigt sich deutlich die spirituelle Entwicklung eines aufrichtig Praktizierenden. Schaue mehr auf das Wohl anderer als auf dein Wohl. Übe dich darin ein zurückgezogenes Leben zu führen. 

Nimm immer mehr Abstand zum Getöse der Welt und hüte Dich vorschnell einzugreifen. Identifiziere dich nicht mit allem sondern betrachte alle Dinge als vorläufige Phänomene. Wenn Dinge nicht fest sind und immer weniger "mein" und "dein" werden, entsteht unwillkürlich ein großzügiges und unterstützendes Verhalten, was befreit und wirklich satt macht. 

Ferner entsage der Kontrolle über die Dinge. Du wirst feststellen, wie wenig wir eigentlich wirklich kontrollieren können und wie zerbrechlich wir sind. Wir gehen schnell kaputt, wir sind anfällig und wir müssen nicht alles kontrollieren und über alles Macht ausüben. Entsage dem! Übe dich mehr in Zufriedenheit. Gehe nicht ständig über Grenzen bei dir oder bei anderen Menschen; versuche jedoch immer dich weiter zu entwickeln aber ohne Druck und ohne Zwang. Habe mehr Vertrauen zu Dir, dass du es schon schaffen wirst, denn du hast schon so viele Lebensherausforderungen bestanden. Sei gütig und voller Zutrauen zu Dir und auch zu anderen.

Wenn wir diese vier Aspekte der Entsagung üben, werden wir vielleicht feststellen, dass unser Leben materiell "ärmer" wird, wir aber ein reiches und sinnvolles Leben führen. Entsagung bedeutet, die Fülle des Lebens zu erfahren, da wir wirkliches Glück finden werden.  
 

Mittwoch, 17. Februar 2016

Langmut
Langmut ist ein Synonym, zumindest in Aspekten, von Gleichmut.
Wer langmütig ist, der ist frei vom Übelwollen und Grimm.
Es heißt, wer langmütig ist, der besitzt viel Liebe in seinem Herzen. Gleichsam wie eine gute Mutter und ein ruhiger Vater dem Tollen und Treiben der Kinder liebevoll zusieht und es erträgt.
Wer liebt, ist langmütig, er hat Geduld und ist freundlich gestimmt, nachsichtig und gütig. Langmut ist daher ein Aspekt von Gleichmut; Gleichmut jedoch ist weit umfassender, da unser Herz zum Frieden gefunden hat.
Greifen nach Meditationserfolg
Auf der konventionellen Ebene ist es nicht förderlich, in der Meditation irgendetwas Greifen zu wollen. Wie oft meint unser Geist, dass es doch in der Meditation einen Erfolg wie zum Beispiel Ruhe, Frieden, Heiligkeit oder gleichsam immer in seligen Bewusstseinszuständen zu verbleiben und im Alltag immer abgeklärt zu sein, zu erreichen sein möglich sei.
Ich muss enttäuschen!

Wenn du auf einer subtilen oder doch grobstofflichen Ebene greifst, kann sich dahinter unmerklich, ganz verborgen, der Wunsch zu sein  verstecken. Höre auf nach Erfolg zu schielen. Sitze. Mehr ist nicht zu tun.
Lasse alle Konzepte fallen, denn genau das ist es, das Greifen nach Erfolg! "Wenn ich das erreicht habe, werde ich immer ruhig und freundlich sein!", solange bis sich in der Schlange beim Einkaufen sich jemand dreist vordrängelt. Aus ist es dann mit unserem Konzept! Die Welt hat dich rabiat an die Nase gefasst.

Übe einfach, denke nicht so viel und habe Langmut mit Dir, dann wird alles sich so richten, wie es sein soll. Habe einfach Vertrauen und übe dich in deiner Praktik.

Samstag, 13. Februar 2016

Konzepte
Wenn du in irgend einer Angelegenheit  gescheitert  bist, kann es daran liegen, dass du dir zu viele Konzepte gemacht hast, wie etwas zu sein hat. Dieses wird in der Regel scheitern, da du dir ausmalst, wie die Zukunft sein wird. Ausmalen sind schöne Luftschlösser, von außen schön, von innen verkommen.

Konzepte führen dich von dir selbst weg, leiten in die Irre und verhindern Offenheit für das, was jetzt an diesem Ort und in deinem Geist passiert.
Hüte dich auch vor diesen Gedanken über die Zukunft, sie machen dein Denken kompliziert und verhindern häufig, dass dein Herz sich freudig zu öffnen vermag.

Denke liebevoll, sieh, was du hast und wünsche nicht so viel mehr. Hast du einen Wunsch erfüllt, steigt sogleich der nächste Wunsch auf. So bleibst du Sklave deines Begehrens. Dieses aber führt zur inneren Leere und zum Überdruss.

Konzepte führen dazu, dass du unmerklich  dich von dir selbst entfernst und du hierdurch in die Falle des Ego gerätst,  welches immer unzufrieden mit allem ist.
Siehe mehr das Schöne in dir und um dich herum.

Montag, 8. Februar 2016

Die Hüter der Welt
Der Erhabene sprach von zwei Hütern der Welt: Otappa und Hiri (HRI). Otappa bedeutet "Furcht vor unheilsamen Handlungen und Hiri (HRI) so viel wie "Scham." Warum nun werden sie als Hüter der Welt angesehen? 

Wer Achtsamkeit (Sati) praktiziert, dem wird nach einer gewissen Zeit klar, dass Handlungen Folgen hervorrufen. Wer freigiebig ist, unterstützend, auf seine Rede achtet und liebevoll zu den Wesen ist, derjenige wird gute Folgen erhalten. Die Wesen mögen ihn und er wird ein angenehmes, weil achtsames Leben führen. Otappa genau bedeutet, dass wir uns dieses klar bewusst machen sollten. Nach dem Karmagesetz haben alle Handlungen, alle Gedanken und auch unsere Motivation karmische Folgen. Otappa ist genau die Furcht, unangemessen und unheilsam zu handeln. Im Vajrayana können jedoch unheilsame Handlungen wieder gereinigt werden, in dem wir uns entschuldigen, etwas wieder gut machen und letztendlich die Verantwortung für uns und unser Handeln übernehmen. 

Otappa ist eine gute Kontemplation. Wie sieht unser Handeln aus? Welche Folgen haben wir vielleicht schon gespürt und wie können wir unsere Ethik, unser sittliches Handeln stetig verbessern? Diese Betrachtungen können uns großen Segen bringen, da sie uns auf dem Pfad des Glücks geleiten können.

Hiri oder Skt. HRI hat die Bedeutung von Scham. Wer eine unheilsame Tat begannen hat - und kein Wesen, was nicht erleuchtet ist, tut dieses vielleicht - der ist durch Hiri auch geschützt und behütet. Er erkennt seine verletzenden Taten, gerät darüber in positiven Scham und ist sich seiner Verantwortung und Otappa bewusst. Er kehrt ohne Unterlass direkt zum heilsamen Pfad zurück und versucht durch die heilsame Motivation, das begannene Unrecht wieder zu bereinigen. Hiri bedeutet nicht, dass wir uns selber anklagen oder uns in Depressionen stürzen. Hiri bedeutet ein stilles Anerkennen, dass wir nicht förderlich gehandelt haben und wir dieses wieder verändern um auf dem Pfad zurück zu kommen. Diese Sicht, unser ethisches Gewahrsein bringt großen Verdienst, da wir wieder wissen, dass wir auf dem Pfad des Dharma zurück gelangt sind.

Wenn wir in die Hüter der Welt Vertrauen fassen, dann können wir, stets achtsam und auf unsere Handlungen achtend, ein gutes Wiedererscheinen in der nächsten Welt gewährleisten und wir leben in dieser Welt voller Ruhe und ohne Angst, Reue und Depression. 
Somit sind Otappa und Hiri wahrlich vom Buddha als die Hüter der Welt bezeichnet worden, die Hüter der äußeren Welt wie die Hüter der inneren Welt.