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Montag, 21. März 2016

Beziehungen und Liebe
Ich werde des Öfteren einmal gefragt, welchen Rat ich für Beziehungen geben kann. Nun, ein wichtiges Anliegen ist es, darauf hinzuweisen, dass wir in Beziehungen Geduld benötigen, Geduld und Freundlichkeit. Geduld bedeutet, dass wir die Frustration, die unweigerlich entstehen kann aushalten können und lernen, damit umzugehen.
Die Dinge laufen halt nicht so, wie wir es uns immer vorstellen. Dieses wiederum bedeutet, dass wir sehr vorsichtig sein sollten, wenn wir Bilder und Vorstellungen projizieren.
Menschen sind anders als unsere Projektionen! Wir sollten eine grundlegende Achtsamkeit besitzen, Bilder und Vorstellungen, welche wie Luftbläschen in unserem Geist aufsteigen genauer zu betrachten.

Es ist schön, sich auf einen Menschen, den an gern hat zu freuen; es ist aber auch wichtig, seine Vorstellungen etwas nüchterner zu betrachten; kein Mensch kann von uns gebacken und in Form gepresst werden. Freundlichkeit hier bedeutet, in erster Linie zu uns selber freundlich zu sein und innerlich reifer, sodass wir nicht im Partner das suchen, was uns fehlt. Dieses kann eine Art von Missbrauch darstellen.
Ein geliebter Mensch kann inspirieren, jedoch sollten wir immer versuchen bei uns selbst zu bleiben. Das, was uns vermeintlich fehlt, können wir durch Kontemplation und Meditation ergründen und Wege finden, es in uns zu suchen und es zu kultivieren, wenn wir es gefunden haben.
Wir sollten unsere Defizite nicht auf den Partner übertragen; manches Mal wundert er/sie sich vielleicht, woher dieser "Blitz" kommt. Auch hier ist Gewahrsein sehr wichtig.

Wenn wir zu schnell eine Beziehung beenden, kann dies auch ein Zeichen dafür sein, dass wir die Beziehung zu uns selbst beenden oder verloren haben oder zumindest unseren eigenen Schatten nicht ansehen wollen. Denken wir darüber nach.

Geduld heißt, den Anderen nicht verändern zu wollen, jedoch in einen liebevollen Dialog mit ihm/ihr zu treten um zu ergründen, wie man gemeinsam zu wachsen vermag. Eine positive Neugier schafft Frische in einer Liebe. Loslassen schafft Raum für wirkliche Nähe und wahrhaftiger Nähe. Verletzlichkeit zu spüren bedeutet, dass wir in der Stille die Fülle unseres inneren Reichtums spüren und zugleich unsere Bedürftigkeit nach Wahrhaftigkeit. So können Beziehungen uns helfen, in die Fülle des Lebens zurück zu kehren und ein reifes Wesen, ein wahrhaftiger Mensch zu werden.

Dienstag, 8. März 2016

Die Lojong Losungen: Die Losung Nr.: 11

"Wenn die Welt nur aus Widrigkeiten zu bestehen scheint, so wandle diese in den Pfad des bohichitta um."

Probleme und Widrigkeiten entstehen im unerleuchteten Geist ständig. Unser Geist kommt nicht zur Ruhe und er schafft ständig neue Schwierigkeiten, schneller als zum Beispiel unser Körper.
Wenn wir auf Schwierigkeiten stoßen ist es wichtig, nicht immer wieder in die gleichen längst ausgetretenen Muster zu zu verfallen. Auch unsere Gewohnheiten sind mit den Mustern sehr verwandt.
Wir können die anfallenden Widrigkeiten stattdessen nutzen, unser offenes und mitfühlendes Herz zu kultivieren.
Anstatt zu hassen, mehr lieben; anstatt zu gieren, mehr Entsagung und Großzügigkeit  üben; anstatt Angst zu empfinden, mehr Mut zum Guten zu entwickeln et cetera.

Es ist - und kann nicht oft genug gesagt werden - sehr wichtig, dass wir erkennen, dass wir ein gutes Herz haben. Gerade in Zeiten der Crisis ist es ratsam, sich daran zu erinnern, dass wir viele heilsame und gute Eigenschaften besitzen, die es uns ermöglichen, ein wahrer Mensch zu sein. Wandeln wir Negativität um in Freundlichkeit, Güte und Mitgefühl. Dieses sollten wir stets üben, denn hier besteht eine Möglichkeit, die eingetretenen alten Pfade zu verlassen und neue frische Luft zu atmen.

Wenn du in schwierigen Zeiten bist, dann erlaube dir Mut zu fassen und langsam dein Denken und dein Handeln zu verändern. Fange mit mehr Freundlichkeit und Vergeben bei dir selbst an; sei aufgeschlossener und freundlicher zu den Menschen in deiner Umgebung und achte darauf, deinen Geist rein zu halten; verirre dich nicht in den Medien und deren Ansichten und Meinungen sowie reinige dein Denken.
Korrigiere hassvolle Gedanken und ersetze sie durch freundliche und liebevolle Gedanken. Übe Dich stetig und gebe Dir aber auch Raum. Erwarte von dir nicht, dass du im Sprint Ergebnisse erzielst. Übe jedoch stetig und gewissenhaft. So kannst du beginnen, dein Leben freudvoller zu gestalten.
Ähnlichkeiten von christlicher Spiritualität und buddhistischer Spiritualität

Der amerikanische Franziskaner Richard Rohr schreibt zur Form- und Formlosigkeit:

"Und das Schweigen liegt in irgendeiner Weise aller Wirklichkeit zugrunde. Aus ihm entsteht alles Sein, und zu ihm kehrt alles zurück. Wenn das Wort "Schweigen" Ihnen nichts sagt, ersetzen Sie es durch Begriffe wie Nichts, Leere, Weite, Formlosigkeit, offener Raum oder was auch immer. Zu wissen, dass alle Dinge aus dem Nichts erschaffen sind, dass nach Gottes Plan alles, was existiert, aus dem Nichts entsteht. Erst wenn wir im Nichts Ruhe finden, können wir das Etwas wertschätzen."

Sögyal Rinpoche schreibt:

Die Natur des Geistes bildet den Hintergrund für die Gesamtheit von Leben und Tod - wie der Himmel, der das ganze Universum hält."

Quellenhinweise:
Richard Rohr, Stille und Mitgefühl, Herder, 2015
Sögyal Rinpoche, Funken der Erleuchtung, Scherz, 1995

Dienstag, 1. März 2016

Nimm Dinge nicht als selbstverständlich an

Wenn wir in Zeiten der Crisis sind, können wir manches Mal den Wert von kleinen Dingen feststellen. Stelle dir vor, du hast dir dein Bein oder deinen Arm gebrochen. Wie schön wäre es, du würdest nicht mehr im Rollstuhl sitzen, könntest allein und selbstbestimmt die Toilette durchführen und könntest bei schönem blauen Himmel nach draußen spazieren gehen oder schlichtweg dir eine Tasse Tee eingießen. Deshalb ist es auch ein Aspekt von Achtsamkeit (Pali: sati; Skt: smirti), genau sein Gewahrsein darauf zu richten, Dinge nicht als selbstverständlich zu nehmen.

Sei glücklich, wenn du gute und tief gehende Freundschaften führst - ein Segen, sich Verstanden zu fühlen, sich auszutauschen und eine gute Zeit miteinander zu verbringen. Der Wert von Freundschaft wird vom Erhabenen immer wieder hoch gelobt.

Sei glücklich, wenn du ein dich liebendes Haustier hast, welches dir aus Zuneigung die Finger leckt (nimm diese Empfindung auf der Haut gut wahr) und sich abends, wenn du mit Freunden Zeit verbringst, an dich schmiegt. Hast Du schon einmal genauer den Blick eines Tieres wahrgenommen? Hast du schon einmal die Augenfarbe eines Tieres berachtet? Ich bin des öfteren bei einem guten spirituellen Freund und bin jedes Mal sehr berührt, wenn seine Siamkatze den Kontakt intensiv sucht. Welch eine Freude, welch eine Verbindung.

Glücklich sind wir dann, wenn wir positive Verbindung spüren!

Sei glücklich, wenn es dir gelingt, trotz Erkrankung zu gehen und die kühle Morgenluft durch die Nase einzuatmen. Welch ein Genuss. Wenn du an einem Bach vorbei kommst, dann höre bewusst das Wasser fließen; sei das Wasser!

Sei glücklich, wenn du eine Arbeit verrichtest, bei welcher du anderen Wesen helfen kannst. Dieses ist eine sinnvolle, weil dem Heile dienliche Arbeit. Reflektiere nach der durchgeführten Arbeit und erfreue dich am Guten. Wenn du eine Arbeit verrichtest, welche hart ist, zum Beispiel Staatsanwalt, Kommissar, dann nutze dies um Gerechtigkeit walten zu lassen und du hast eine wunderbare Gelegenheit, mit deinem Hass und deinen Vorurteilen zu arbeiten. Nutze dies zur Weiterentwicklung.

Sei glücklich, wenn du eine Beziehung hast; sei dir gewahr, dass es nicht immer einfach ist, jemanden zu finden, dem du dich öffnen kannst. Kultiviereaber hauptsächlich Freundschaft in einer Beziehung. Bedenke:

Die Grundlage jeglicher Liebe ist Freundschaft!

Sei glücklich, dass du lebst und noch Zeit hast, dich zu entwickeln hin zu mehr Menschlichkeit und Güte. Bedenke, der Tod kann jederzeit eintreten, nutze also die verbleibende Zeit und übe dringlich.

Wenn wir Gewahrsein üben, können wir auch all das Positive sehen. Ich empfehle meinen Schülern immer, genau dies auch wahrzunehmen, denn genau dieses wird dein Leben mit Sinn und Freude füllen. Ist es nicht das, was wir alle sehnen? 

Verfasst zum Wohle aller Wesen, den Verdienst abgebend...