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Montag, 25. April 2016

Faulheit
Wer ein spirituelles Leben aufnimmt, der wird schnell merken, dass er nicht ein Leben in Nachlässigkeit und Faulheit weiter zu führen vermag.
Das Gegenteil ist der Fall: Ein kontemplatives Leben ist ein Leben in Achtsamkeit, denn wer achtsam ist, sieht die Dinge immer mehr so, wie sie wirklich sind und dies bedeutet, dass man nicht mehr aus Bequemlichkeit Dinge so zurecht legt, wie sie einem passen oder der gerne wichtige, auch auf der konventionellen Ebene auszuführende Handlungen nicht mehr verschieben kann. Zuverlässigkeit, Ehrlichkeit und das stetige Bemühen, ehrlich zu kommunizieren sind wichtige Aspekte des spirituellen Lebens.

Faulheit beginnt mit der Reinigung der eigenen Wohnung und endet mit einer Nachlässigkeit in geistigen Dingen, wie zugesagte Handlungen nicht auszuführen oder seinen Lehrer nicht die Wahrheit zu sagen und sich damit nicht wirklich zu zeigen und nur ein Bild von sich zu projizieren.

Wer zB. zugesagt hat, in Abwesenheit eines Freundes auf seine Haustiere zu achten, sie zu füttern und die Wohnung des Freundes sauber zu halten, denn Tiere verursachen nun einmal auch Dreck, der hält seine Zusage nicht ein. Zu dieser Zusage gehört auch, sich für die Tiere zu interessieren und Zeit mit ihnen zu verbringen und sie mit Aufmerksamkeit zu behandeln.

Wenn wir eine Partnerschaft führen, sollten wir achtsam sein und auch hier Zusagen einhalten. Es ist daher sehr wichtig, nur dann eine Zusage zu geben, wenn wir achtsam prüfen, ob wir die körperlichen wie geistigen Ressourcen dafür haben.

Ein weiteres Zeichen der Faulheit ist es, über Sanghamitglieder herzuziehen und sich zu beschweren, nicht aber den Mut zu haben, etwas wirklich zu ändern. Hier sehen wir, dass Faulheit und Feigheit sehr eng miteinander verbunden sind!

Faulheit in der Praxis bedeutet, seine Praxis nachlässig auszuführen. Wir denken, wir haben immer noch so viel Zeit: "Morgen, ja Morgen werde ich dann wieder tiefer praktizieren, heute muss ich aber dies und jenes noch tun." Ein Fehlschluss! Morgen kannst du schon gestorben sein! Lüge dich nicht an, sei lieber ehrlich zu dir und gestehe dir ein, dass du Ablenkung und Zerstreuung suchst oder du einfach nur faul bist! Es ist besser, sich dies ehrlich anzuschauen und sich somit besser kennen zu lernen. Keine AUSREDEN! Keine LÜGEN! Wichtig ist eine fundamentale Aufrichtigkeit zu sich selber. So besitzen wir die Möglichkeit, wirklich an uns zu arbeiten. Verfange dich jedoch nicht in Schuldgefühlen, sie sind keine gute Freunde. Sprich über deine Faulheit mit spirituellen Freunden, sei aufrichtig und verstecke dich nicht. Danach gehe zu deinem Lehrer und bitte um Hinweise, deine Praxis zu intensivieren. Habe keine Angst, dich zu zeigen; dein Lehrer wird dich verstehen und bleibt dir wohlgesonnen.

Faulheit und Nachlässigkeit gehören zur dritten Wurzel des Übels: Verblendung und Ignoranz. Sei dir dessen gewahr und kehre zu deiner Praxis zurück. Schaue nicht auf Lohn, sitze und praktiziere. Dann bist du auf dem Pfad, der dich sicher zu dir selbst führt.

Freitag, 22. April 2016


Stille
Das Licht im ersten Grün eines Morgens
im Moment der Stille
zaghaft, doch immer stärker werdend zeigt sich das Leben im
Frühling
Der bittre Winter verliert seinen Griff
ein milder Wind zieht durch die Stille
in tiefem Einverstanden sein
Alles blüht und öffnet sich
sehnend nach dem Licht und der Wärme des
heraufbrechenden Tages
Und doch: all diese Fülle und Lebendigkeit
erst möglich durch den Tod
So freue Dich.
Ngakpa Jig'med Sempa

Dienstag, 19. April 2016

Sechs Eigenschaften, die ein  Leben bereichern:
1. Treue
2. Verlässlichkeit
3. Wahrhaftigkeit
4. Klarheit
5. Vertrauen 
6. Durchhaltevermögen (Disziplin)

Treue:
Wenn du in einer Beziehung lebst, sollte Treue eine Kardinaltugend sein. Unter Treue verstehen wir, dass man sexuell monogam lebt und auch emotional monogam ist. Wir schauen nicht in unseren Gedanken und Vorstellungen nach Anderen. Es gibt ein emotionales Fremdgehen. Bringe deinen Geist immer zurück, denn die gegenwärtige Partnerschaft ist der Ort der Lebendigkeit und bietet die Möglichkeit, aneinander zu wachsen. Fliehe nicht vor Problemen in dem du Drogen, nimmst oder Alkohol konsumierst. Bleibe im gegenwärtigen Moment, auch wenn er schmerzhaft ist. Fliehe auch nicht durch andere Ablenkungen wie sinnentleerten Sex oder Berieselung durch Essen, Medienkonsum oder Parties. Bleibe im gegenwärtigen Moment und suche nach Schritten der Heilung, wenn es einmal Probleme gibt.

Verlässlichkeit 
Sei in allem verlässlich. Überlege dir aber vorab, ob du ein Versprechen einhalten kannst. Wenn Du ein Versprechen oder ein Gelübte gegeben hast, dann halte dich daran. Nimm ein Versprechen sehr ernst. Wenn Du ein Versprechen nicht halten kannst, weil widrige Umstände eingetreten sind, dann entschuldige Dich aufrichtig und bitte um Verzeihung. Mache den Schaden, den du angerichtet hast, wieder gut. Verlässichkeit bedeutet, dass andere Menschen Dir glauben und auf dich bauen können. Sei kein Sumpf der Unzuverlässichkeit. Halte deine Versprechen ein und arbeite mit ihnen.

Wahrhaftigkeit
Bemühe dich immer darum, stets die Wahrheit auszusprechen. Habe keine Angst vor Konflikten, nur weil Du denkst, der Andere wird dich nicht mehr lieben, wenn Du etwas Wahrhaftiges aussprichst. Dies ist ein beliebter Trick des Geistes um Schuldgefühle zu bilden, die dich in der Sklaverei halten. Sei stets ehrlich und gehe mit dem dir Anvertrauten korrekt um. Konfrontiere dich dort, wo es notwendig ist. Hüte dich aber vor Selbstgerechtigkeit. Sie ist der große Feind mit Namen Ignoranz und der Selbsttäuschung. Sei nicht bigott.

Klarheit
Halte deinen Geist klar. Vermeide Alkohol und andere Drogen, auch Sex. Wenn Du merkst, dass du unklar bist, treffe keine Entscheidungen. Halte den Mund! Sprich nicht aus Unklarheit und richte keinen Schaden an. Warte, bis sich dein Geist klärt und achte auf starke Emotionen, welche deinen Geist schnell beherrschen können! Hass, Neid und Eifersucht machen unseren Geist unklar. Hüte ihn davor. Kultiviere das Gegenteil oder ziehe dich zurück, wenn du die Kontrolle verlieren könntest. Achte auf deine Sprache, sie ist immer Ausdruck deines Geisteszustandes.

Vertrauen
Übe dich darin, zu vertrauen. Gib dich hin, gib alles auf. Du wirst feststellen, dass hinter deinem kleinen Ego ein Raum ist, der dein Ego sprengt. Spring. Sei voller Vertrauen, dass schon alles gut wird, wenn du nur die Angst loslassen kannst. Übe dich im normalen Alltag und vertraue mehr. Schalte aber deinen Verstand nicht aus! Sei nicht naiv. Vertrauen entsteht durch Wissen und Hingabe. Auch dein Geist sollte klar bleiben. Wer vertraut, der führt ein ruhiges Leben im Einklang mit den Menschen und der Natur.

Durchhaltevermögen
Bleibe in deiner Praxis. Gebe sie nicht auf. Lass dich in Beziehungen nicht gleich von jeder Krise davon tragen. Wisse und verstehe, dass nichts in Samsara wirklich befriedigend ist und letzendlich ent-täuscht Samsara. Lasse dich von Schicksalsschlägen nicht gleich niederdrücken. Siehe, es gibt immer ein Ort von Optionen, einen Ort von Weite. Habe das Verrauen, dass sich eine neue Entwicklung schon anbahnt. Finde nicht für alles immer sofort eine Lösung. Warte. Dinge brauchen Zeit um sich zu entwickeln. Sei offen für neue Entwicklungen, steuere sie aber nicht. Vergänglichkeit bedeutet auch Trost, denn auch das Üble wird vergehen. 
Unser Leben ist ein einziges Streben nach Sicherheit; kommt dann aber der Tod, stellen wir fest, dass man Sand nicht in der Faust festhalten kann. Ngakpa Jig'med Sempa.

Sonntag, 3. April 2016

Was ist Meditation und was ist sie nicht? Aspekte der Kontemplation.
Mein Lehrer Mingyur Rinpoche gab unlängst eine sehr klare Belehrung über Meditation. Er sagte, dass Meditation Präsenz und Gewahrsein bedeutet. Aspekte wie Ruhe und Freude sind Nebeneffekte, welche aber nichts mit der Meditation an sich zu tun hätten; es sind Nebeneffekte. 
Meditation ist das klare Gewahrsein von allen Phänomenen, ob sie nun Gedanken, Körperempfindungen oder Gefühle sind oder Phänomene des "Äußeren" wie Gerüche und Töne. 

Dabei ist es wichtig, nicht wie ein Roboter zu konstatieren sondern eine wirkliche Offenheit und Empfänglichkeit in der puren Präsenz zu besitzen: Wir beurteilen nicht, wir hängen nicht an den Gedanken und führen sie fort noch ärgern wir uns, noch lehnen wir diese unangenehmen Phänomene wie Ärger, Übelwollen oder Gier ab. Wenn wir es dennoch tun, bemerken wir dieses, ohne weiter den Reaktionen nachzugehen, wir lassen sie gleichsam ausklingen, so wie eine Welle erst mächtig ist und dann am Strand leicht gekräuselt angelangt. Wir sind dann wirklich in der Meditation, wenn wir all diese Phänomene bemerken in einen Raum von Weite und Offenheit. 

Meditation ist nur dieses: Eine pure Präsenz, mehr nicht! Wenn wir nach der Meditation voller Ruhe und stiller Freude sind, so sollten wir dieses durchaus bemerken und spüren, wie Meditation wirkt. 

Meditation bedeutet nicht, dass wir träge und faul unseren Gedanken nachgehen, uns in Träumen und wundervollen Filmen verlieren noch dass wir Ärger, Gier und Spinnereien zusätzlich mit Gedanken nähren. Wir geben den Dingen dann zu viel Aufmerksamkeit und machen unser Ego fett. 
Meditation bedeutet - wenn wir es versuchen annähernd zu beschreiben - Schweigen, die Dinge zur Ruhe kommen zu lassen.
Wenn wir abgelenkt sind, bemerken wir diese Ablenkung (Distraction) und sind wieder im achtsamen Verweilen.

Im Buddhismus unterscheiden wir zwischen Meditation und Kontemplation. Eine Kontemplation ist eine fokussierte Betrachtung über ein spirituelles Thema wie zum Beispiel die Kontemplation über den Tod, über die Vergänglichkeit (oder über die nachteile des Greifens und Festhaltens), den Früchten des spirituellen Lebens oder den Eigenschaften eines Buddha. 
Kontemplation kann nach einer Meditation erfolgen oder als selbstständige Übung aufgenommen werden. 
Ziel der Kontemplation ist es, sich zu erinnern, warum wir das spirituelle Leben aufgenommen haben und bestimmte Themen klar zu durchdenken, ohne in Trauer oder Widerwillen zu gelangen, wie zum Beispiel der Leichenfeldbetrachtung. 
Wir geben gleichsam unserem spirituellen Leben eine Vertiefung und runden es in der Kontemplation ab. 
Kontemplation bedeutet, dass wir uns eine Richtung geben und den Pfad durch die Betrachtung sicherer gehen können. Wir können also sagen, dass Kontemplation ein fokussiertes offenes Sehen bedeutet, welches unsere Praxis zu bereichern vermag.