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Sonntag, 31. Juli 2016

Dolpo Tulku - Eine einführende Biographie

von Ngakpa Jig'med Sempa 

Jugend

Dolpo Tulku Rinpoche wurde im zwölften Monat des tibetischen Eisenhahn Jahres, also 1981 unserer Zeitrechnung in Nepal als Sherap Sangpo in eine Hirtenfamilie im Dolpo Gebiet geboren. 
Dieses Gebiet ist eines der höchst gelegenen Bergregionen des Himalayas und gehört zu den höchst gelegenen Regionen der Welt in welcher Menschen siedeln. 
Die Bevölkerungszahl ist nicht sehr hoch, da das Leben sehr karg ist und jedes Nahrungsmittel der Natur abgetrotzt werden muss. So lebt die buddhistisch geprägte Bevölkerung von Getreide und Fleischerzeugnissen sowie von Tsampa, eine Art von sehr nahrhaften Würzmilch Tee. 
Einigen Quellen nach entschloss sich der junge Sherap Sangpo nach einer Begegnung mit dem Dalai Lama Mönch zu werden. Dieser Entschluss war für ihn prägend, da er sich schon seit langer Zeit zu einem spirituellen Leben hingezogen fühlte.  Der Junge war lebhaft und von großer Freundlichkeit gegenüber Menschen und auch Tieren im Wesen geprägt.

Spirituelle Ausbildung und Mönchstum

Mit ungefähr zehn Jahren wurde Sherap Sangpo als Novize im Kanying Kloster in Nepal, nahe der Ortschaft Boudha aufgenommen unter dem damaligen Abt Tulku Urgyen. 

Nachdem der junge Sherap Sangpo sich in dem geregelten Ablauf des Klosterlebens eingewöhnt hatte, wurde er einige Zeit später von Dilgo Kheyntse Rinpoche als Wiederverkörperung des Dolpo Lama Nyinchung Rinpoche erkannt. 
Der nun erkannte Dolpo Tulku wurde zur weiteren strengen Ausbildung nach Südindien gebracht, wo er unter dem bekannten Gelehrten und Meditationsmeister Penor Rinpoche in das Namdroling Kloster seine intensiven Studien fortsetzte. 
Im Jahr 1994 als 13 jähriger junger Mönch wurde er unter Beisein von 10.000 Menschen im Shechen Kloster in Kathmandu feierlich inthronisiert. Damit hatte er die spirituelle Leitung von Klöstern und Retreatzentren in der Region Dolpo übernommen. 

Im Alter von 16 Jahren wurde er in die höheren buddhistischen Studien am Nyingma Ngagyur Institut einer universitären buddhistischen Einrichtung des Namdroling Klosters weiter intensiv ausgebildet. Hier ging es vordergründig weiter im Studium der Sutra und Tantra Lehren des Buddhismus. Jedoch wurde er auch in Poesie, Literatur, tibetische Geschichte und Psychologie ausgebildet. 

Im achten Studienjahr wurde er zum Junior Lehrer ernannt, da er eine umfassende Bildung in den oben erwähnten Bereichen erlangt hatte. Neben dem theoretischen Wissen sammelte er durch genaue Beobachtung auch ein großes Erfahrungswissen, denn im Buddhismus wird beides gleich wichtig angesehen. 
Zu den Aufgaben eines Junior Lehrers gehörte auch die Editoren Tätigkeit für alle Publikationen des Klosters. Dolpo Tulku Rinpoche wurde Mitarbeiter des Rigzod Editorial Kommittee und betreute die umfangreiche Herausgabe des Namdroling Klosters.

Im Jahr 2007 beendete Dolpo Tulku seine buddhistischen Studien mit ungefähr 26 Jahren und wurde ab diesem Zeitpunkt zum Lehrer am Ngagyur Nyingma Institut berufen. 
Den Thron seiner drei Klöster bestieg Dolpo Tulku Rinpoche im Sommer 2008. 
Die Klöster heißen DhoTarap, Saldang sowie das Kloster Namgung und liegen in der Dolpo Region und sind heute noch als spirituelle Zentren der Region von eminenter Bedeutung.

Gegenwart (ab dem jahr 2008)

Dolpo Tulku besitzt eine weltweit wachsende Schülerschaft in vielen Ländern der Welt, welche er durch eine intensive Reisetätigkeit betreut. Im deutschsprachigen Raum aber auch in anderen Ländern übersetzt Daniela Hartmann aus dem nepalesisch-tibetischen in Deutsch und Englisch. Sie hat eine enge Schülerbeziehung zu Dolpo Tulku und begleitet ihn auf seinen Reisen. 
So soll in Deutschland  im Raum München ein "Dolpo Haus," ein Zentrum für Meditation und Kultur entstehen. Ferner gibt es einen Verein, der die Arbeit von Dolpo Tulku unterstützt.

Im Jahr 2010 kam in Deuschland der Film "Dolpo Tulku - Heimkehr in den Himalaya" in ausgewählten Kinos heraus und ist auch als DVD erhältlich. Hier wird ein guter Einblick in die Kultur, der Landschaft und in die Person Dolpo Tulku Rinpoches gewährt.  Ferner ist in deutscher Sprache das Buch "Der kleine buddhistische Lebensberater" im Kailash Verlag erschienen. 

Soziales Engagement

Dolpo Tulku Rinpoche kultiviert im besonderen Maße Mitgefühl (Karuna). Dieses, so betont er, muss sich nicht nur in Gedanken sondern vor allen Dingen in Taten zum Ausdruck kommen. 
Bei den schweren Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 engagierte er sich besonders für die Erdbebenopfer und stellte Behausungen, psychologische wie soziale Hilfen bereit und unterstützte die dringend benötigte medizinische Behandlung der Bevölkerung in Nepal und im Besonderen im Dolpo Tal, welches sehr abgelegen ist und nur schwer erreichbar.
Auch unterstützt er Schulprojekte und den Straßenbau um die Region besser, besonders im Winterhalbjahr zu erschließen. 
In Deutschland gibt es einen gemeinnützigen Verein, den Dolpo Tulku e. V. 
Der Verein unterstützt die Reisetätigkeit in Deutschland sowie die oben aufgeführten kulturellen und sozialmedizinischen Projekte in Nepal. 
International bündelt die Dolpo Tulku Charitable Foundation die verschiedenen Projekte.

Persönlichkeit

Dolpo Tulku Rinpoche zeichnet sich durch eine hohe Gelehrsamkeit aus. Auch eine Ernsthaftigkeit in der Darlegung des Dharmas, der buddhistischen Lehre ist deutlich erlebbar. Jedoch ist ihm auch ein hintergründiger Humor anzumerken und ein mitfühlendes Herz. Dieses bringt er besonders durch seine Menschen- und Tierliebe zum Ausdruck. Dolpo Tulku ist Vegetarier, wie viele, jedoch nicht alle tibetischen Rinpoches. Er ist sehr Energie geladen und unterrichtet ebenfalls tibetisches Yoga.  

Empfehlenswerte Informationen

Verein: Dolpo Tulku e. V.
www.dolpotulku.de

Literatur: Der kleine buddhistische Lebensberater, Kailash Verlag

Dolpo Tulku - Heimkehr in den Himalaya, DVD, 2010 


 


 

Freitag, 22. Juli 2016

Schöheit im Vergänglichem.

Mingyur Rinpoche zur Ngöndro

"Wir begreifen, dass wir uns für eine wirkliche Beendigung des Leidens nicht auf äußere Phänomene verlassen können - ganz gleich ob wir uns in den Höllen der Wut oder im Urlaub in einem Fünfsternehotel befinden."
Avalokiteshvara.
Nüchternheit
Weltliche Dinge haben immer eine relative Bedeutung. Eine relative Bedeutung beinhaltet ebenfalls, dass die Dinge niemals so scheinen, wie sie wirklich sind. Einschätzungen, Meinungen und Bewertungen sind rein weltlicher Natur, das bedeutet, sie sind vorläufiger Natur. Vorläufig bedeutet, dass sie von Grund auf Phänomene sind; sie entstehen, bleiben und "leben" ein wenig um dann zu entschwinden oder sich zu verändern. 

Es ist eine wichtige Betrachtung und Erkenntnis, dass wir diese weltlichen Phänomene (Dhammas) nicht überhöhen sollten. Eine Überhöhung ist oftmals ein aus dem Ruder gelaufener überbordender Idealismus. Wer sich diesem Idealismus unterwirft, kann in Gefahr geraten, an seinen Idealen zu zerschellen! 
Wenn wir eine Person, eine Idee oder eine politische wie religiöse Entität auf einen Thron setzen, dann wird zwangsläufig ein Konflikt eintreten, denn die Dinge ändern sich nun einmal. 
Wenn dann unser weltlicher Idealismus nicht genau so befriedigt wird, wie wir es erwarten, dann werden wir enttäuscht, die Täuschung wird aufgehoben - welches erst einmal sehr hilfreich ist, da sie die Klarheit in unseren Geist zurück bringt - und wenn wir dann nicht genau aufpassen, vermag die Enttäuschung aus Kränkung (Ego) schnell in Hass und Übelwollen zu gleiten. 

Hier ist dann der Punkt erreicht, wo aus Idealisten Zyniker werden! 

Nüchternheit (Sobriety), körperlich wie geistig sind sehr wichtige Faktoren der Achtsamkeit (Sati). Sie verhindern, dass wir in einer Welt von übereifrigen Emotionen und Gehringespinsten leben. Im Zen Buddhismus und bei den tibetischen Lehrern wird häufig gesagt, dass wir uns nicht so wichtig nehmen sollten. Nüchternheit in der Betrachtung unserer eigenen Person kann hier eine positive Demut bewirken. Große Lehrer des Buddhismus leben einen bescheidenen Lebenswandel und treten liebevoll-zurückhaltend auf, oftmals mit einem hintergründigen Humor. 

Übertreibungen sind zu vermeiden. Wer stetig dazu neigt, zu übertreiben, der füttert letztendlich sein Ego. Weltuntergangspropheten und Ideologen haben immer schon ein unheilsames Wirken verursacht. Oftmals Menschenfängerei.
Es ist nicht so wichtig, wann und in welchem Stadium der Zustand der Welt ist und genau wann sie untergehen wird, es ist nur entscheidend im JETZT liebevoll zu handeln und dort zu helfen, wo es nötig ist und sein Herz zu kultivieren. Auch zukünftige soziale Paradiese scheitern meistens an dem eigenen Geist, welcher von Gier, Hass und Machtstreben einzelner gekennzeichnet sein kann. 
Auch ist es nicht förderlich, unsere Vorstellungen einer idealen Gesellschaft auf andere Menschen zu übertragen. Ideologien scheitern. Was nützt das Denken über die Zukunft; es kommt immer anders. Wenn wir ein liebevolles Herz besitzen, dann ist uns der Weltuntergang recht egal, da wir unser Herz stetig mit Liebe gefüllt haben und es nichts zu Bedauern gibt. Man geht in Frieden. 
Nach buddhistischer Lehre gibt es jedoch auch einen überweltlichen "Idealismus." Es sind die die Zufluchtnahmen. Wir nehmen zum Buddha, dem Dharma, der lehre des Buddha und zur Gemeinschaft der edelen (Aryas) Praktizierenden Zuflucht. Dieses sind Ideale, die uns helfen, uns weiter zu entwickeln. Sie führen in das Überweltliche, da sie unsere geistigen Fähigkeiten kultivieren und absolute Werte wie die 4 Unermesslichen wie Maitri (liebevolle Güte). Mudita (Mitfreude), Karuna (Mitgefühl) und Upekkha (Gleichmut) fördern. Wir besitzen somit ein Ziel! Theoretisieren bringt hier nichts. Es sind praktische Übungen, welche uns langsam verändern. Letzendlich bedeutet Zufluchtnahme Zuflucht zu unserer eigenen unerschütterlichen Gutheit zu nehmen, wie es mein Lehrer Mingyur Rinpoche ausdrückt. 

Zufluchtnahme kann Ausdruck und Essenz eines sinnvollen spirituellen Lebens sein und führt unter anderem zu dem überweltlichen Pfad, da diese Werte nicht relativer Natur sind.
Sich selbst auch im spirituellen Leben richtig und klar einzuschätzen bedeutet, dass wir eine gesunde Nüchternheit entwickeln, welche von einem falschen Idealismus Abstand nimmt.

 

Mittwoch, 13. Juli 2016

Sitzen
Weshalb sitzen wir? Was ist der Sinn, dass wir täglich sitzen? Wofür ist dies wichtig? Was ist unser Ziel zu sitzen? Warum machen wir dies eigentlich Tag für Tag? Welchen Gesundheitseffekt besitzt Meditation?
Fragen!
Die bekannten "W-Fragen."
Es ist nicht sinnvoll, sich diese Fragen zu stellen. Sie führen dazu, dass wir unseren Geist mit stets neuen weiteren Fragen füllen und doch keine Lösung finden. Sinnlose Beschäftigung. Unser Affengeist springt von Baum zu Baum, nimmt dort eine Banane und dort schnuppert er an einer Blüte, stets unruhig, stets auf Neues erpicht und doch ständig ruhelos. 
Die W-Fragen können auch dazu dienen, dass wir uns sinnlos quälen. Wir versuchen, mit Gewalt etwas zu ergründen was stets von Minute zu Minute von Tag zu Tag neue "Lösungen" offeriert. Immer neues Grübeln, immer mehr Verwirrung, immer mehr intellektuelle Spiele. Keine Lösung durch unser Gehirn. Stetige Veränderung. Keine endgültigen Lösungen.
Sitze. Wenn die W-Fragen auftauchen, erkenne sie als bloße gedankliche Konstrukte; erkenne sie als das, was sie sind: Ablenkungen. Sie dienen ausschließlich dazu, dich zu verwirren und verhindern schlichtweg, einfach nur zu sein.
Abt Muho, ein Zen Meister, spricht hier davon, dass wir einfach sein und einfach zur Ruhe kommen sollen. Gedanken sind Gedanken, mehr nicht. Emotionen sind Emotionen, mehr nicht. Wir können sie nicht abstellen, wir können sie auch nicht unterdrücken. Was wir jedoch "tun" können ist, sie einfach zuzulassen und ihnen nicht weitere Aufmerksamkeit zu widmen. Einfach sitzen. 

Sonntag, 3. Juli 2016

Koyaanisqatsi
Das Wort stammt von den Hopi Indianern und bedeutet so viel wie: "Welt, die aus dem Gleichgewicht gekommen ist," oder schlichtweg "Hybris."

Kriege, Ungleichheit, Armut, Ausbeutung, Sklaverei, Umweltverschmutzung, eine Zunahme von Angst und Depressionen, Vereinsamung, menschliche Kälte und die immer mehr werdenden Süchte, all dies bedeutet Koyaanisqatsi. 

Es hilft nicht, zu Moralisieren! Wir müssen bei uns selber anfangen, gute Bedingungen für den Fortbestand dieser Welt zu bilden. Wenn wir und beklagen, wie schlecht doch die Welt geworden ist, dann bedeutet dies, dass wir wenig Mitgefühl für das Leiden der Welt besitzen und ferner, dass wir aus dem Jammern und Beklagen nicht heraus kommen und nichts, wirklich nichts zum Heile der Welt beitragen. 

Wenn Koyaanisqatsi den Zustand dieser Welt beschreibt, dann liegt es an jedem einzelnen Menschen, Trost, Hilfe und Mitgefühl zu geben. 
Anders ausgedrückt: Wir müssen wach bleiben und unsere eigene Ethik wieder in den Mittelpunkt unseres Lebens und unseres Handelns zu stellen. Wir müssen etwas tun. Jammern und Klagen verstärkt die geistige Faulheit! 
Hören wir auf damit und sehen wir nüchtern, was wir in unserem Mikrokosmos tun können. 

Nicht das große Polemisieren, nicht das Verschieben, dass doch die Politiker, die Wirtschaft oder die Ideologie schuldig seien; sie sind nur Spiegel unseres eigenen Geistes, von unserem Geist geschaffen. 
Es ist wichtig, eine Haltung des Mitgefühls für uns selber zu entwickeln, denn nur derjenige, der liebevollen Kontakt zu sich besitzt, derjenige vermag auch wirklich zu einem liebevollem Handeln zu anderen Menschen und Tieren zu gelangen.

Beginnen wir bei uns selbst; handeln wir nicht mit der Motivation des Moralisierens sondern beginnen wir unser Augenmerk darauf zu richten, mit einem Herzen aus Freundschaft zu den Wesen, der Zurückhaltung von übersteigerten Emotionen und dem Mut zu handeln.  

Dharma, die buddhistische Lehre, zu üben bedeutet einerseits Zeiten des Rückzuges andererseits auch niemals die Sicht, wie es im Dzogchen heißt, zu verlieren. Die Sicht ist unsere individuelle Praxis der Ethik, das gute und förderliche Handeln zum Wohl der Wesen auszuüben. 
Verlieren wir die Sicht, dann ist unsere Praxis in Gefahr zu verflachen und die unheilsamen Kräfte können wieder Wurzeln in unserem Geist fassen. 
Deshalb ist es immer wichtig, unsere Motivation zu überprüfen und dann lauter und absichtslos zu handeln.