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Mittwoch, 30. Mai 2018

Freude

In unserer spirituellen Praxis ist es auch wichtig, Freude zu haben. Oftmals wird spirituelle Praxis gleichgesetzt mit Entsagung, Verdruss, Verzicht und Miesepeterei durch Askese.

Verzicht, Entsagung sind wichtige Elemente auf dem Pfad, jedoch stellen sie sich auf dem Pfad natürlich ein; es ist also ein positiver Entwicklungsprozess.

Manchmal kann es aber auch gut sein, wenn wir bewusst entsagen -  nur um unsere Willensstärke zu testen oder uns nicht von unseren Hormonen und Gefühlen hin und her peitschen zu lassen.

Kommen wir zur Freude: Freude bedeutet immer auch, sich selbst zu mögen, sich auch einmal etwas zu gönnen und etwas zu genießen. Wir sollten bloß nicht den Anspruch besitzen zu denken: "Ach, jetzt möchte ich es immer und immer weiter haben." Dieses ist Greifen und Festhalten. Freude und Genuss entwickeln sich gleichsam aus einem Raum von Freiheit und Spontanität.

Lassen wir also Freude in unserem Leben zu, beginnen wir uns selbst zu mögen, uns zu bejahen.

Wenn Liebe auf Glück trifft, bei anderen Menschen, dann wird sie zur Mitfreude. So treffen zwei Brahmaviharas, zwei Unermesslichkeiten aufeinander und ergänzen sich vorteilhaft: Metta und Mudita. Liebevolle Güte und Mitfreude.

Samstag, 12. Mai 2018

Fünf Jahre Ngakpa

Heute vor fünf Jahren wurde ich in einer Zeremonie von Lama Rig'dzin ordiniert.

Ich mache darum kein großes Aufsehen!

Ordination bedeutet für mich, dass ich bereit bin effektiv Zuflucht zu den drei Juwelen zu nehmen und mein Leben immer mehr darauf zentriere.

Dieses hat bestimmte Konsequenzen. Einige möchte ich hier nennen:

In der Welt sein aber nicht von der Welt. Ich engagiere mich in den Studiengruppen, helfe, unterstütze und lebe in der Welt. Wichtig ist für mich Freundlichkeit. Ich möchte ein Freund der Menschen und Tiere sein. Dazu gehört, dass ich mich unfreundlicher Sprache versuche zu enthalten.

Unterstützung leisten ich, indem ich großzügig zuhören und auch bemüht bin, materiell großzügig zu sein.

Trotz allem bin ich in der Übung die "Welt der zehntausend Dinge" loszulassen, sie auf der absoluten Ebene als Illusionsgleich und Prozesshaft (Anatta) zu betrachten.
Ich lebe zurückgezogen und recht bedürfnislos. Ich brauche nicht viel.

Ein weiterer Punkt ist, dass ich ehrlich zu mir selbst bin ( mitunter eine sehr schwere Übung, da auch ich mir gern die Welt zurecht biegen möchte) und ehrlich zu anderen. Dies letztere bedeutet, auch Verantwortung für meine Taten zu übernehmen, auch wenn die Konsequenzen nicht immer fein sind.

Wenn ich als Dozent für Psychologie unterrichte, brauche ich viel Geduld und auch Stärke (viriya). Trotzdem helfe ich oftmals bei persönlichen Problemen der Studierenden.
Ich könnte noch viele Aspekte nennen.

Ordination ist das ständige praktizieren und das Bemühen um Authentizität.

Ich kenne meine Schwachstellen und weiß um meine vielen Fehler. Jedoch übe ich und darf auch scheitern, wie es mein Lama gern sagt.
Schwere Niederlagen gehören zum spirituellen Leben, nicht aufgeben auch in Zeiten des Zusammenbruchs ist der Weg. Gerade in diesen Zeiten der Crisis bin ich ganz nah bei mir und weiß, dass ich viel Freundlichkeit für mich selbst in diesen Zeiten brauche.

Ich sehe Ordination als Verpflichtung. Eine Verpflichtung, sich selbst weiter zu entwickeln und ein Freund der Wesen zu sein.

Nun bin ich fünf Jahre ordiniert. Mein Ordensname Jig'med Sempa bedeutet soviel wie "Furchtloser Held des Geistes "

Ich bemerke immer wieder neue Aspekte dieses Namens. Überwinde dich selbst ist einer davon. Stolz, Arroganz und Dünkel sind leider auch Fesseln, die mich berühren.
An vielen Dingen arbeite ich: deutlicher Rückgang des Medienkonsums, weniger an Meinungen und Ansichten zu haften, auch politischen Ansichten und Zurückhaltung genereller Natur sind wichtige Freunde.

Ordination bedeutet für mich, auf die Welt zugehen und sie vielleicht ein kleines bisschen zu verbessern wenn ich dann sterbe als ich sie bei meiner Geburt vorgefunden hatte.

Möge mich Amitabha, der Buddha des unendlichen Mitgefühls auch im Sterben liebevoll begleiten. Das wäre ein kleiner Wunsch.

Mögen wir alle liebevoll und mutig den Weg beschreiten und nicht verzagen, auch wenn die inneren Stürme und das äußere Tosen der Welt noch so stark sind.