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Samstag, 26. Dezember 2020

In eigener Sache: Dieser kleine Blog nähert sich in großen Schritten der 50.000er Marke. Ich hatte das damals um ehrlich zu sein, nicht so für möglich gehalten, denn wer ist schon dem Vajrayana und dem Dzogchen nahe? Eher eine kleine "elitäre" Gruppe. Ich bedanke mich bei all den Lesern und Schülern. Es ist für mich ein Geschenk, so viele regelmäßige Leser zu haben.

Behalte stets das Gute in Erinnerung, wenn du jemanden loslässt. Lasse deinen Geist nicht vom Übel infizieren.

Erklärung des Satzes:

Der erste Satz bedeutet, dass wir wirklich die Motivation besitzen, jemanden loszulassen. Wir haben alles äußerlich wie innerlich geklärt und sind nach einem längeren Prozess bereit, loszulassen. 

Zeichen eines nicht-Loslassens ist immer die Träumerei vom anderen, das Filme fahren, was alles hätte passieren können und das subtile nicht Einverstanden-sein mit dem Loslassen. Wir gleiten fast unmerklich in Fantasien ab, welche mit der Realität kaum noch etwas gemeinsam haben. 

Der zweite Satz gliedert sich in zwei Teile. Wir erinnern uns an das Gute und Schöne im anderen Menschen, ohne jedoch wehmütig zu werden. 
Wehmut ist ja ein Zeichen, das wir noch nicht vollständig losgelassen haben.  Wir schätzen die positiven Eigenschaften und auch die gemeinsame Zeit, die wir  mit dieser Person verbracht haben. 
Erinnerungen dürfen sein und wir wertschätzen die gemeinsame Lebenszeit. Wir legen also den Fokus auf das positive Element. 
Der zweite Teil ist, dass wir uns nicht geistig infizieren sollten, wenn wir an das Üble denken. Hier kann Pein und Schmerz, jedoch auch Wut und Bösartigkeit auftauchen, die sich rasend schnell in unserem Geist verbreiten. Diese Infektion ist sehr gefährlich und kann eine geistige Sepsis auslösen. Hier ist liebevolle Achtsamkeit das Antidot, unser Gegenmittel. 
Auch dieses sind Merkmale, dass wir noch nicht richtig losgelassen haben. 

Loslassen als Prozess benötigt Zeit. Wenn wir uns ausschließlich an das Gute erinnern, sind wir achtsam und unser Geist bleibt rein. Ein weiterer Aspekt ist, dass wir generell eine liebevolle Einstellung und Haltung in unserem Geist kultivieren. 
Wir können verzeihen, wir können Frieden in uns entwickeln und auch Dankbarkeit dafür, dass wir wieder etwas gelernt haben und unser Leben mit Freude weiter zu gehen. 

Freitag, 11. Dezember 2020

Schwierige Menschen

Mitunter treffen wir auf Menschen, welche recht unreif erscheinen oder unter psychische Störungen leiden. Nachfolgende Merkmale können hier von Bedeutung sein: 

1. Diese Menschen sind häufig dogmatisch, beharren auf ihre Meinung.
2. Oftmals sind sie Argumenten nicht zugänglich.
3. Emotional sind solche Menschen häufig verkrüppelt, da sie WIRKLICHE Nähe nicht zulassen können.
4. Sie sind sehr schnell ärgerlich bis wütend, spricht man mit guter Absicht ihre Schwachstellen an.
5. Sie unterstellen dem anderen nur negative Absichten und bleiben trotz Gegenbeweis bei ihrer Haltung (Wahn Aspekt).
6. Sie wiederholen häufig nur die gleichen Vorwürfe und sehen nicht, dass sich der andere zwischenzeitlich verändert hat (Hass- und Verblendungsaspekt).
7. Sie lügen und verbiegen die Realität so wie sie es gerade brauchen (Verblendungsaspekt, Suchtaspekte,Wahn in schlimmeren Fällen).
8. Sie sind emotional instabil; das berühmte An- und Ausschalten  von Menschen, je nachdem man sie braucht oder nicht. Auch emotionales Manipulieren (Anziehen und Abstoßen): Borderline Aspekt.
9. Sie schädigen sich letztendlich selbst in dem sie gute Menschen oder Partner dazu bringen, sich von ihnen zu lösen um sich selbst zu schützen.
10. Sie sind letztendlich gar nicht oder nur wenig daran interessiert, dass es dem Partner gut geht; sie interessieren sich nur für ihre Bedürfnisse (Selbstbezogenheit, Narzissmus).
11. Sie suchen Streit, weil es ihnen nicht gut geht um sich emotional zu entlasten, ihre Wut an dem Partner abzulassen anstatt ihre wahren Gefühle und Bedürfnisse zu kommunizieren (Hass und Verblendungsaspekt).
12. Sie können generell wenig über ihre Gefühle reden, verstecken sich hinter Floskeln und Oberflächlichkeiten und lassen keine Nähe zu.
13. Sie hängen oftmals Fantasien nach, die unrealistisch sind und lieben theatralische Auftritte (histrionische Aspekte).
14. Ihnen fehlt es an der Fähigkeit zur Vergebung, sich selbst  und anderen gegenüber.
15. Sie sind oftmals von unklaren Ängsten getrieben oder leiden unter Verarmungs-
wahn.
16. Sie nutzen gern aus und nehmen nur ohne zu geben.
17. Menschliche Großzügigkeit und Empathie im Allgemeinen fehlt ihnen häufig.
19. Sie sind sozial isoliert.
20. Sie denken häufig, dass alle anderen Menschen ihnen Schlechtes wollen (Misstrauensaspekt).
21. Generell wenig Vertrauen und Hingabe.
22. Sie besitzen mitunter eine aggressive Sprache und sind schnell unfreundlich (Ethischer Aspekt).
23. Sie wenden gern körperliche oder emotionale Gewalt an.
24. In der Sexualität sind sie häufig nur auf sich bedacht und zeigen wenig Zärtlichkeit
25. Sie sind sehr Impulsgesteuert, das heißt, sie sind wenig kontrolliert in ihrer Sprache und Handlungen aufgrund der emotionalen Instabilität.

Wie gehen wir mit diesen Menschen um? Zuerst einmal benötigen sie viel Mitgefühl; jedoch kein Mitleid. 
Diese Menschen sind häufig in sich selbst gefangen und liegen, obgleich lebendig, schon im eigenen Sarg. Wichtig ist, das wir selbst eine starke Persönlichkeit besitzen und wir uns nicht in ihr System hineinziehen lassen. 
Liebevolle Abgrenzung ist wichtig, "Nein" sagen können ebenfalls. 

Ein weiterer Aspekt ist, dass wir solche Menschen nicht verdammen sollten, dieses bedeutet, sie nicht in Schubladen zu stecken. Wir sollten stets beachten, dass in jedem Menschen ein guter Kern, die grundlegende Gutheit vorhanden ist. Im Umgang mit ihnen sollten wir klar, bewusst, entscheidungsfreudig und auch fest in unseren Positionen sein. Jedoch stets aufmerksam und liebevoll. Dieses hilft gegen Manipulationsstrategien. 

Dort, wo wir durch ein Gespräch helfen können, können wir es versuchen, jedoch sollten wir darauf achten, bei uns selbst zu verbleiben und es nicht immer wieder zu versuchen, obgleich wir sehen das der Gesprächspartner sich verschließt. 
Wir müssen niemanden überzeugen noch müssen wir daran haften, dem anderen zu helfen, wenn dieser Mensch unsere Hilfe nicht möchte. 

Schwierige Menschen sind Herausforderungen, können gute Lehrer sein und oftmals sehen wir unsere eigenen Schwachstellen, wenn wir mit ihnen in Kontakt treten denn wir reagieren nur deshalb ärgerlich auf sie, weil wir eine ähnliche Ader in uns besitzen und wir schnell berührt werden. 
Ein weiterer Aspekt ist ihnen stets freundlich zu begegnen, selbst ein Vorbild an Vertrauen zu sein und ihnen durch unseren ethischen Lebenswandel zu helfen, ihnen das Gefühl zu geben, dass Änderung möglich ist und man stets die Fähigkeit besitzt, sich auf einen positiven Weg zu begeben. 

Wie können betroffene Menschen selbst dazu beitragen, sich zu helfen? Der Buddha empfiehlt hier die Überwindung durchs Gegenteil. So können zum Beispiel Betroffene mehr auf ihre Sprache und Gedanken achten oder großzügig sein und generell ist die Ethik das herausragende Arbeitsfeld. Möchte ein Mensch sich grundlegend psychisch verändern, sollte er mit der eigenen Ethik anfangen. Sie ist der Grundstein, auf dem alles weitere aufbaut. 


 


 

Samstag, 5. Dezember 2020

Genuss

Gern bin ich bei diesem Wetter, es ist kalt, sonnig oder bewölkt, mit einem Sonnenstrahl, der durch die schweren Wolken bricht, draußen und genieße die klare, kühle Luft. Was für ein Genuss. Das Leben kann so schön sein, wenn wir diese kleinen Dinge, wie eine kühle und klare Luft in unsere Lungen  lassen. Habt ihr schon einmal bewusst diese Luft eingeatmet und genossen? 
Oftmals sind es die völlig unbeachteten Dinge des Lebens, welche uns bei richtiger Aufmerksamkeit so viel Genuss und Freude bieten. Ich mag es, diese Luft einzuatmen und dabei meinen Körper zu bewegen, meine Muskeln zu spüren und auch meine Füße. 
Komme ich dann nach Hause, ist mein Körper warm und gut durchblutet und ich erfreue mich an einer guten Stimmung, die mich ausfüllt. 
Wie schön sind diese Dinge, völlig normal, völlig oftmals unbeachtet  und doch so lebensnotwendig. 
In solchen Momenten durchströmt mich eine tiefe Dankbarkeit. 
Wenn ihr das nächste Mal hinausgeht, genießt doch einmal euren Körper, genießt  die klare Luft und erfreut euch schlichtweg daran, dass ihr lebt und dies alles bewusst wahrnehmen könnt. Vielleicht spürt ihr dann auch Freude und Dankbarkeit, dass alles gut getan wurde. 

Winterschönheit

Sonntag, 22. November 2020

Immer und immer wieder betone ich den Wert von Freundschaft. Wenn wir bereit sind, eine lang andauernde Beziehung einzugehen, ist es klug, auch mit dem Geliebten, der Geliebten ein Fundament von Freundschaft zu besitzen. Freundschaft ist mehr als sich oberflächlich zu mögen. Freundschaft bedeutet, sich völlig offen zu zeigen, mit all seinen Stärken und seiner Verwundbarkeit und trotzdem in offene Arme zu fallen. Wenn Freunde sich unterhalten, ist die Motivation aufrichtig, sich immer tiefer kennenzulernen. Wir spüren Solidarität, menschliche Wärme und auch effektive Hilfe in Notlagen. Wenn dieses alles auf einem guten Weg ist, dann entsteht Liebe. Eine der schönsten Definitionen, welche ich jemals gehört habe ist die, dass Liebe immer ein gegenseitiges Wohlwollen ist. Wir wollen, dass es dem anderen wirklich wohl ergeht in all den Wechselfällen des Lebens. Wenn wir dazu bereit sind, dann ist Liebe manifestiert.

Achtet auf eure Motivation, wenn ihr Gespräche führt: Eine gute Motivation führt dazu, dass euer Gesprächspartner sich angenommen und wertgeschätzt fühlt. Dieses bewirkt, dass auch er freundlich, offen und liebevoll reagiert. So schafft man eine gute Grundlage für schwierige Gespräche.

Aufrichtig zuhören, ohne bewerten und mit einer liebevollen Motivation, so gelingen gute Gespräche.

Sonntag, 8. November 2020

Den Tod richtig betrachten

Wir alle fürchten unseren Tod. Viele Menschen verdrängen das Denken an ihn völlig. 
Tritt er jedoch ganz plötzlich in unser Leben, sei es, dass ein Freund oder Partner verstirbt, gibt es keinen Ausweg: wir müssen Notiz von ihm nehmen. Doch schnell gehen unsere alten Mechanismen wieder "online" und wir verdrängen ihn weiterhin bis er dann eines Tages vielleicht durch eine Krankheit wieder vor unserer Pforte steht. 

Aber warum müssen wir immer mechanisch reagieren, wenn wir mit dem Tod konfrontiert werden? 
Wenn wir sterben, müssen wir alles, was uns liebgewonnen ist, loslassen: unsere Partner, unseren Besitz und all das, was unsere Person ausmacht. Hobbys, Vorlieben und unsere sonstigen Eigenschaften müssen wir loslassen. 
Wenn der Tod eintritt und wir nicht vorbereitet sind, ist es sehr schwer, loszulassen und sich zu entspannen, sich dem Tod zu überlassen. 

Wir können jedoch auch schon in diesem Augenblick beginnen uns mit dem Tod anzufreunden.  Denn, wenn wir uns für ihn öffnen, weit und freundlich auf ihn reagieren, so schmilzt unser Widerstand ihm gegenüber und wir geraten nicht in Gefahr,  vor lauter Abwehr und Angst in unklare Bewusstseinszustände zu gelangen. 

"Und dann trat der Tod in das Treibhaus, es wurde kalt, so kalt. "Gute Mutter, reich mir dein Keimchen, bitte dich, hätte nie froh und gesund gelebt."  Und die Mutter weinte, weinte so schmerzerfüllt. "Gib mir dieses Keimchen und ich sende Ruh' und Fried'."
Frei nach H.C. Anderson

Sich mit ihm anfreunden, den Tod willkommen zu heißen, ganz weit zu sein und sich aufhören zu wehren und den sinnlosen Kampf einzustellen, all dies wird uns helfen, leichter zu sterben da wir Selbstliebe praktizieren und daher in einem glücklichen, stillen und freundlichen Zustand sterben können. 

Auch können wir uns bei unserem Körper bedanken, der solch eine gute Leistung über Jahrzehnte erbracht hat und unser treuer Begleiter war. 
Wir können ihn wertschätzen und hierdurch unsere lang konditionierten Muster des Greifens und der Angst ändern, wenn der Tod dann an unserem Bett steht. Wertschätzung als Bewusstseinszustand ist so wichtig, da sie Achtsamkeit beinhaltet und unseren Geist mit Freude füllen kann. 

Wir haben die Freiheit, anders zu reagieren; eines der großen Privilegien unserer kostbaren menschlichen Existenz. 
Wir müssen nicht nach immer dem alten Muster aus Angst und Widerstand reagieren. 

Der Tod bleibt immer der Sieger, denn noch kein Wesen konnte ihm entgegen. Er ist Voraussetzung für das Leben. Stellen wir uns nur einmal kurz vor, dass in diesem Augenblick des Einatmens Milliarden Wesen sterben und im gleichen Moment Milliarden Wesen geboren werden. Alles in einem Atemzug. 
Wir können uns gegen den Tod nicht wehren, er ist "allmächtig" solange Samsara besteht. Erst wenn Nirvana verwirklicht wurde unterliegen wir keinen Bedingungen mehr.  
Warum dann nicht beginnen, sich mit ihm anzufreunden und  seiner Weisheit lauschen? 

Geschrieben im Zug nach Essen, zum Wohle aller Wesen am 7.11.2020

Dienstag, 13. Oktober 2020

"Innerer Frieden beginnt dann, wenn du es nicht erlaubst, dass jemand oder ein Ereignis deine Emotionen kontrolliert." Pema Chödrön

Wir sollten stets aufmerksam auf unsere Emotionen sein. Es gibt sehr heißblütige Menschen, deren Emotionen sehr schnell hochkochen. 
Was ist konkret zu tun?  Wir können uns in der Vier-Schritte-Methode üben:

Nicht reagieren
Nicht mitgehen
Nicht persönlich nehmen 
Nicht Festhalten (Loslassen)

Wir haben immer die Wahl. Es ist nicht nötig, gleich zu reagieren, mitunter kann es weise sein, abzuwarten. Manche Dinge erledigen sich von allein. Vorschnelles Reagieren kann eine Angelegenheit nur schlimmer machen und großen Schaden anrichten. 

Wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist und wir vorschnell reagiert haben, sollten wir unsere Aufmerksamkeit versuchen wiederzuerlangen. Nicht mitgehen bedeutet, sich sprachlich, emotional und gedanklich aus der Sache zu ziehen. Wenn es ein böses Wort gibt, müssen wir darauf nicht einsteigen. Jeder unheilsame Gedanke fördert ein unheilsames Gefühl. Nicht einsteigen bedeutet, den Kreislauf aus Wut und Ärger zu verlassen. Wir bemühen uns, ruhig zu bleiben und eine unangenehme Situation auszuhalten, beobachtend und neugierig.

Wir müssen auch nicht jedes Anliegen gleich persönlich nehmen. Wenn wir Dinge schnell persönlich nehmen, zeigt dies den gegenwärtigen Zustand unseres Ego genau an. Dinge sind Prozess orientiert. Nimm dich nicht so wichtig. Etwas nicht persönlich nehmen schafft Freiheit und Raum angemessen und alternativ zu reagieren. Wir können zum Beispiel sehr freundlich bleiben und uns nicht provozieren zu lassen. Umso mehr wir greifen um so mehr schmerzt es. Umso mehr verdunkelt sich unser Geist. 

Loslassen bedeutet, die Matrix zu löschen. Loslassen ist die Fähigkeit, sich in Samsara weniger zu verstricken. Wir müssen nicht alles kontrollieren noch müssen wir perfekt sein. Wer loslässt, schafft Raum für Dinge, die wirklich wichtig sind. Loslassen beinhaltet den Aspekt, Frieden zu finden, den Geist nach Hause kommen zu lassen. Somit steigert auf der weltlichen Ebene das Loslassen die Lebensqualität und Freude am Leben. 

"Wenn du dich unterhält, wiederholst du nur, was du bereits weißt; wenn du zuhörst, dann lernst du Neues." Dalai Lama

Sonntag, 4. Oktober 2020

Loslassen

Loslassen können wir nur, wenn wir bereit sind, Dinge geschehen zu lassen. 
Wir erkennen an, dass wir nur sehr wenig Kontrolle über die Dinge haben.  

Geschehen lassen meint genau dieses: Kontrolle abzugeben, aufhören, zu kämpfen für etwas, was sowieso eine eigene Dynamik besitzt. 
Dieses sollte nicht bedeuten, dass wir niemals kämpfen sollten, aber wir sollten stets achtsam sein, uns nicht zu verbeißen. Dieses führt nur zur weiteren Verkrampfung und unsere Kontrollmechanismen werden nur verstärkt. 

Wenn wir wirklich loslassen wollen, dann sollte dies immer auf zweierlei Ebenen geschehen: liebevolles Loslassen und Würdigung  des Geschehens. 

Wenn wir einen Menschen loslassen müssen aufgrund von einem Beziehungsende oder eines Todes (auch ein Beziehungsende) dann gilt es nicht mit Bitterkeit zurückzuschauen, sondern mit einer liebevollen Würdigung der Beziehung, welche mich mit der Person verband. 
Wir sollten immer den Fokus unserer Achtsamkeit darauf legen, was es an schönen Dingen gab, und dies sind in der Regel viele Erinnerungen, welche mich mit dieser Person verbunden haben. Wehmut sollten wir vermeiden, denn die Dinge sind so, wie sie sind. Es bedeutet auch, sein eigenes Leben zu würdigen, denn es war Freude in meinem Leben. 

Wenn wir so üben, bereit sind, liebevoll würdigend abzugeben, dann wird uns das Loslassen nicht niederdrücken sondern uns froh stimmen, denn wir haben gelernt. 

Zum Wohle der Wesen, geschrieben an einem Retreat Tag. 

Sonntag, 6. September 2020

Im Zen wird gesagt, dass man keine Antworten findet weil man das Fragen verliert. Eine Form der Stille.

Heile mit dem gutem Wort, danach heile mit Heilmitteln und Kräutern und letztendlich heile mit dem Messer. Asklepios

Wichtig erscheint mir die Reihenfolge. Da ich selbst therapeutisch orientiert seit vielen Jahren arbeite, ist mir das ausführliche Gespräch von großer Bedeutung. Heilung beginnt mit Kommunikation. Ein Mensch will ernstgenommen und mit Mitgefühl behandelt werden. 

Beiderseitigen Respekt ist die Grundlage. Manchmal heilt schon ein tiefes Gespräch, wo sich jemand zeigen kann, so wie er ist, mit allen Schatten und Licht. Wenn wir uns Zeit nehmen, sind wir großzügig und ermöglichen einem Menschen, sich zu heilen oder den Pfad der Heilung zu beschreiten. 

Der Buddha wurde als der vollkommene Arzt beschrieben; er wird keinen Fragenden ab und war stets erreichbar für das Leid der Wesen. Deswegen sprach Ananda von ihm: " Er, der so gütig und liebevoll war..."

Freitag, 4. September 2020

Gedanken zum Herbst

Wenn das Wetter unbeständiger wird, die wolkigen Tage zunehmen und sich der Herbst an den Blättern der Bäume zeigt, ist es eine gute Möglichkeit, an Veränderung, Loslassen und an den Tod zu denken. 

Der Sommer, mit all seiner Freude, dem Leben draußen mehr Gewicht gebend und die Leichtigkeit von unbekümmernter guter Stimmung folgend tritt dann ganz natürlich der Herbst und der Winter in die Fußstapfen des fröhlichen Sommers. 

Genuss ist möglich und auch freudig stimmend, solange wir ihn nicht endlos genießen  und festhalten wollen und ihn somit als unseren Besitz betrachten, also uns an ihn klammern. 

Alles Schöne muss sich wandeln, auch das scheinbar Üble. Folgen wir einfach dem Lauf der Dinge und lassen sie geschehen. So entsteht Frieden im Herzen. 

Wenn wir an den Tod denken, sollte uns dies nicht grämen. Es ist ein natürlicher Weg, den alle Dinge gehen müssen. 
Veränderung ist der gute Sendbote, der uns ans Loslassen erinnert. 

Freude genießen, den Sonnenschein auf der Haut spüren oder dem sanften Wind lauschen, der in den Blättern sein Spiel treibt. All dies ist wunderbar, wir sollten es spüren, achtsam wahrnehmen und ganz im Augenblick verweilen. So erreichen wir ein reiches, sinnhaftes Leben und können dann, wenn wir dies alles nicht besitzen wollen, wirklich entspannt loslassen. 

Der Tod kommt. Er ist unabwendbar. Jedoch können wir leichteren Herzens scheiden, wenn wir bereit sind, zu gehen und Abschied zu nehmen, denn wir haben all dies wahrgenommen und unser Herz ist leicht. Es gibt kein Bedauern, denn wir haben gelebt. 

Montag, 17. August 2020

Mitgefühl und Liebe und die Kraft der Gedanken

Der Dalai Lama fragte einmal einen Mönch, wie er die jahrelange Folter in einem Gefängnis heil überstanden hatte? 
Der Mönch antwortete sinngemäß: " Ich habe in all den Jahren in denen ich gefoltert würde auch nur eine Minute vergessen, auf meine Gedanken zu achten und Mitgefühl und Liebe für meine Folterer und für alle Wesen hervorzubringen."

Mich hat seit Jahren diese kleine unscheinbare Geschichte fasziniert. Hier spricht ein Bodhisattva, ein hochentwickeltes Wesen zu uns. 
Es ist sehr ansprechend, wie dieser alte Mönch reagiert hat und welche Verwirklichung aus ihm spricht.
Es ist so wichtig, auf unsere Gedanken und unsere Gefühle zu achten, denn aus ihnen entstehen unsere Taten, hieraus widerum entstehen unsere Muster, welche dann unseren Charakter und unsere Persönlichkeit formen. 
Wir können uns diesen Mönch als Beispiel nehmen mehr auf uns zu achten. 
Beruhigt sich das Innere, beruhigt sich auch das Äußere, wie es im Theravada heißt. 

Freitag, 7. August 2020

Düsseldorf Kaiserswerth Basilika minor - Ein Reisebericht

Gestern war ich mit einer Freundin in Düsseldorf Kaiserswerth, einem sehr alten Stadtteil von Düsseldorf. 

Ich bin mitunter sehr gern dort, weil mich die uralte Basilika sehr fasziniert und ich dort gern sitze und meditiere oder bete. Besonders schön sind die Lichtspiegelungen, auf den Mauern der Basilika, welche von den wunderbaren Fenstern geworfen werden. 

Kaiserswerth ist sehr klein, malerisch schôn am Rhein gelegen mit alten Häusern und der Ruine der Kaiserspfalz. 
Man kann gut am Rhein lustwandeln, oder im Ort ein (alkoholfreies) Weizenbier trinken und eine Kleinigkeit essen. Die Gastronomie ist fein und mitunter erlesen. 
Im angrenzenden Klemensviertel kann man den Jüngling (Ephebe) bewundern; auch hier fallen seine großen Hände und Füße auf. Ich liebe es hier zu verweilen, bei einem gutem Gespräch und einem wohlschmeckenden Eis. 

Ab und an fahre ich gern allein in dieses Örtchen, genieße die Ruhe der Basilika und denke nach, wie viele Generationen von Menschen, von Völkern und Königen, Kaisern sowie Kriegen und Seuchen sie erlebt hat. Sie steht immer noch, bescheiden und voller Würde in ihrer Erhabenheit. 

Montag, 13. Juli 2020

Instrumente und Werkzeuge

Unser Geist ist ein Instrument. So wie ich ihn ausrichte, so nimmt er die Welt wahr. 

Wenn ich gute Gedanken produziere, wie gesagt, er ist ein Instrument, dann wird auch meine innere wie äußere Welt lichtvoll und freundlich. 

Dies ist übrigens der beste Schutz vor Depressionen und Angstzuständen. 

Den Geist als Instrument nutzen bedeutet, dass wir ihn beobachten, eingreifen, wenn nötig und damit ihn etwas mehr mit Distanz zu betrachten. Identifiziert sich der Chirurg etwa mit dem Skalpell? So ist der Geist als Instrument zu betrachten. 

Gedanken sind bloß Gedanken. Sie sind Werkzeuge um bestimmte Handlungen auszuführen oder etwas zu erforschen. Doch wir sollten auf unsere Werkzeuge achten, damit sie nicht beschädigt oder stumpf werden. Sonst können sie großen Schäden anrichten. 

Sonntag, 21. Juni 2020

Licht und Schatten - spiritelles Tagebuch

Ich liebe es, wenn der Frühsommer anbricht und schwere Regenwolken am Himmel sind, ab und an durchbrochen von der Sonne, deren Strahlen noch nicht so heiß wie im Hochsommer sind. Es ist eine eigentümliche Stimmung die mich immer wieder erfreut.

Schatten

Eine mir sehr liebe Person ist aus meinem Leben getreten. Leben bedeutet auch immer Verlust dessen, was wir sehr lieben. Ich habe mich sehr um diese Person bemüht, jedoch war alle Mühe vergebens. Es schmerzt mich zu sehen, was hätte sein können und eine gewisse Traurigkeit und Bitternis bleibt. 

Die sehr schònen Möglichkeiten, was sich gemeinsam entwickeln hätte können sind nun beendet und dies erfüllt mein Herz mit Trauer und einem Gefühl von unausgesprochener Wehmut. 

Jedoch Leben bedeutet loslassen.  Es ist zumindest gut, dass ich offen alles gesagt hatte, keine Missverständnisse mehr geblieben sind und alles in Frieden vonstatten ging.

Durch die Pandemie, welcher ich stets skeptisch gegenüber eingestellt war, habe ich eine Honorarstelle verloren, was mich etwas finanziell trifft.  Aber ich bin nunmal Dozent von ganzem Herzen und freue mich, an der Akademie nun mehr zu lehren.

Licht

Einige neue Menschen sind in mein Leben getreten: Willkommen. Ich freue mich, einige neue Freundschaften anknüpfen zu können.

Ich war vorigen Monat bei meiner besten Freundin zu Besuch. Es war ein schöner viertägiger Besuch, der uns beiden sehr gut getan hat. Auch habe ich einen Freund von ihr kennengelernt,  welcher Musiker und Pädagoge ist. Welch' eine interessante Kombination. 

Einen Tagesausflug nach Heidelberg hatten wir auch getätigt. Die Stadt hat mir gut gefallen, sie liegt ja eingeschlossen von Bergen. Auch die Kirchen haben mich erfreut, denn ich sitze gern eine kurze Weile allein und genieße die Stille.  Mikka war wie stets eine sehr vorzügliche Gastgeberin und ein abendliches Grillen war sehr schön in der Gesellschaft von ihr und ihrem Freund.

Wenn man so am Rhein entlang fährt, sieht man auf den Burgen die Burgenlandschaft. Immer wieder ein Erlebnis. Die Burgherren konnten, so denke ich, sicherlich nicht häufig ihre Burgen in alten Zeiten verlassen, weil der Aufstieg  sehr anstrengend war.

Meine Meditationen sind im Augenblick sehr aufwühlend, vieles kommt hoch und möchte reden. Ich lasse es ausreden. Geschehen lassen, geschehen lassen. Viel Freude bereitet mir zur Zeit die Puja und die Amitabha Praxis. Ich fühle mich verbunden. Wie herrlich.

Einen kurzen Besuch gab es auch in Kevelaer. Ich mag diese kleine Stadt, wir waren in den Kirchen, haben gebetet und die Sonne mit einem großem Eis genossen. Was für ein schöner Tag. Ich kann dankbar sein, solches bewusst zu erleben.
Spontan ging ich in die Beichtkabine einer Kirche in Kevelaer. Obgleich kein Christ,  daher war die Beichte nicht möglich und auch nicht intendiert, ergab sich mit dem Prieser ein nettes und tiefes Gespräch. Ich sprach mit ihm über diese Person, die nun aus meinem Leben getreten ist und wollte seine Sichtweise erfahren. Auch er fragte mich zu einigen buddhistischen Praktiken. Alles recht ungewöhnlich, dass man selbst als Ordinierter sich spontan entschließt,  Rat bei einem Priester einer anderen Religion zu suchen. Es war ein gegenseitig befruchtendes Gespräch. 

Wir als Menschen sind alle bedürftig, wir alle suchen und brauchen Verbindung,  weil wir Menschen sind und danach erst Buddhist, Christ, oder Muslim. Uns eint unser Menschsein und unsere Suche nach Fortentwicklung.

Vita contemplationis

Nach wie vor eines der schönsten Dinge des Tages ist es, wenn mein (Meer)schweinchen abends während der Meditation in meine offenen Hände hopst und gurrt. Es ist solch eine Freude.

Mir wird immer mehr bewusst, wie wichtig Vertrauen und Großzügigkeit in allen Formen von Beziehungen sind. 

Partner müssen sich bedingungslos aufeinander verlassen können, wenn wir hier vertrauen, dann haben wir eine sichere Basis für Beziehung. 

Ein gegebenes Wort sollte ernstgenommen werden; Vertrauen ist Ausdruck der Liebe, die zwei Menschen verbindet, deren Herzen sich nah sind. 

Großzügigkeit ist sich dem anderen schenken. Also praktiziertes Loslassen. Krisen zwingen zur Ehrlichkeit, sagte ich. Dieses bedeutet, dass Krisen unausweichlich sind, jedoch immer einen Motor der Weiterentwicklung darstellen.

                             *****

Nachwort

Genieße morgens eine Tasse Tee, wenn dein Körper noch kalt ist. Übe dich im Vertrauen, gebe Zeit und Liebe, sei besonders im Geben der Liebe unbedingt großzügig.  Dann hast du einen guten Beginn des Tages. Und lerne zu verzeihen, denn Wunden müssen gut behandelt werden wenn sie heilen sollen. 

 

Samstag, 6. Juni 2020

Vertrauen in Beziehungen

Wenn wir eine (Liebes)Beziehung führen sollte Vertrauen der Fels sein, auf dem die Beziehung ruht. Es sollte selbstverständlich sein, sexuell treu zu sein, das bedeutet, man hat sich entschieden, eine Beziehung zu einer  Person, unserem Partner aufzubauen und mit ihm/ihr zusammen das Leben zu leben. 

Doch ist dies so selbstverständlich?  Bei der großen Anzahl von Flirt- und Seitensprung Portalen und der mitunter großen Ungeduld, auch Krisen in Beziehungen auszuhalten, sind viele Menschen stets auf der Suche, etwas Bessere zu finden und kommen doch niemals an. Welch eine Tragödie! Kummer, Einsamkeit und Haltlosigkeit können die Folge dieses unbefriedigenden Lebensentwurfs sein. 

Wer sich für eine Partnerschaft entscheidet, entscheidet sich auch für Werte oder ergänzend ausgedrückt, für Ethik. 

Ethik wiederum bedeutet, sich und anderen mit einem liebevollen und unterstützenden Herzen zu begegnen. 

Vertrauen in einer Beziehung bedeutet, dass man jeden eifersüchtigen, übel wollenden Gedanken direkt erkennt und anschaut und sich fragt,  wohin er führt? 

Wer in einer Beziehung vertraut, der besitzt ein heiles Herz. Ein Herz, welches nicht verletzt ist, noch andere verletzen möchte. 

Eine Partnerschaft lebt davon, dass man wertschätzend und respektvoll miteinander umgeht. Ehrlichkeit im Gespräch miteinander, nicht gegeneinander, ist die Sprache der Liebe. 
Wir sollten durchaus das ansprechen, was uns bewegt, was uns stört, dieses aber im Modus der Liebe. Wir wollen doch unsere Partnerschaft, wir bejahen  unsere Liebesbeziehung. Wenn wir etwas bejahen, dann sind wir bereit, gemeinsam den Weg zu gehen, auch in Zeiten der Crisis. Gerade dann. 

Wer vertraut, lässt sich nicht beirren. Auch durch die Saat des Zwiespalt anderer lässt er sich nicht aus dem heilsamen Miteinander herausbringen. Doch sollte stets der nüchterner Verstand beibehalten werden. Naivität ist die Faulheit des Ego, welches keine Verantwortung übernehmen möchte. 

Vertrauen bedeutet auch Verlässlichkeit. Diese fängt im Kleinen an, wie zum Beispiel etwas einzukaufen oder etwas für den Partner zu erledigen und endet in der festen heilsamen Gesinnung, mit dem jeweiligen Partner alles durchzustehen, Schutz und Schulter zu bieten. 

Vertrauen bedeutet sich und die Liebe in der Partnerschaft rückhaltlos zu bejahen. "Ja, " ohne Ausflüchte und Hintertürchen zueinander zu sagen. Es ist ein Geschehen, wo beide Partner wirklich miteinander wachsen können. Somit entsteht  ein lebenslanger Prozess der Kultivierung des Herzens. 

Samstag, 9. Mai 2020

Der Torwächter

Es gibt zwei Aspekte des Torwächters: 

1. Der Torwächter beschützt unsere Sinnes-
tore
2. Der Torwächter beschützt und vor unseren Gedanken und Gefühlen. 

Beim Sinnestorwächter geht es darum, das, was über die Sinnesorgane einfluten will, genauer zu betrachten und zu entscheiden, ob der Sinneseindruck passieren darf. 

Stellen wir uns vor, wir sehen eine schöne Frau oder einen schönen Mann. Der Sinneseindruck ist stark und könnte eine körperliche Reaktion auslösen: wir begehren und greifen. Schnell schüttet der Körper Hormone aus und wir werden schnell unruhig und vielleicht erregt. Die Folge könnte sein, dass sich unsere Gedanken nur darum drehen, das begehrte Objekt für sich zu gewinnen mit allen Folgen und Komplikationen. 

Wenn wir Begehren ungefiltert, das heißt, ohne Filter der Achtsamkeit, passieren lassen, dann kann dies mitunter viele Komplikationen mit sich führen. 

Ein guter Torwächter, bemerkt den Sinneseindruck und verzögert die Reaktion  darauf oder weist den Sinneseindruck zurück. So kann ein ganzer Kreislauf durchbrochen werden, der zu vielleicht unangenehmen Handlungen führen kann. 

Der zweite Aspekt des Torwächters ist, dass er unsere Gedanken und Gefühle filtert. 

Stellen wir uns vor, dass wir leiden. Es geht uns nicht gut. Wir spüren vielleicht Gedanken der Wut, der Wehleidigkeit oder depressive Gedanken. Wie schnell vermehren sie sich? Jeder Gedanke bringt einen weiteren schlimmeren hervor. Wenn wir den Torwächter nicht aktivieren, ziehen uns unsere Gedanken und die damit verbundenen Gefühle in die Tiefe. 

Ein guter Torwächter achtet stets auf die entstehenden Gedanken und deren Qualität. Er ist achtsam und weist hassvolle, depressive, autodestruktive und ängstliche Gedanken ab. 
Er lässt jedoch die Gefühle von Kummer, psychischen Leid, Traurigkeit zu, damit sich diese entladen können, begleitet von Gefühlen von Selbstmitgefuhl und positiven Gedanken. Diese letztgenannten sind hilfreich und heilsam. 

So achtet ein guter Torwächter darauf, was an Sinneseindrücken und Gedanken einfließen möchte und ist stets achtsam. So ist er unser bester Freund. 

Geschrieben zum Wohl aller Wesen im Zug nach Köln am 9. Mai 2020


Donnerstag, 9. April 2020

Maitri (Metta)

Wenn wir unsere tägliche Meditationspraxis beginnen, kann es mitunter vorkommen, dass wir uns verspannt anfühlen oder dass es Unlust gibt, zu meditieren. Dieses sind Taktiken des Ego, uns von der Meditation abzuhalten. Vertrauen wir diesem nicht! 

Häufig meldet sich auch unser Körper zu Wort, auf Anweisung unseres Ego: Rückenschmerzen und eine unbequeme Sitzhaltung sorgen dafür, dass wir am liebsten aufspringen würden. Tun wir dies, stellen wir verdutzt fest, dass plötzlich die Rückenschmerzen weg sind und wir uns fidel wie ein Fisch im Wasser fühlen. 
Alles nur Theaterdonner unseres Ego. Nicht mehr. 

Auch kommen häufig ablenkende Gedanken hoch, wie Planungen und Träume oder direkt, der seeliger Schlaf. Wenn wir wach bleiben, können wir uns beim Nickerchen beobachten.

Die Meister empfehlen, wenn solches auftritt, dass wir Maitri für uns selbst und andere entwickeln. Dieses beruhigt den Geist und klärt ihn.  Ein beruhigter und freundlicher Geist sorgt sich weniger und wird klar und somit neigt er eher zur Hinwendung unseres Meditationsobjektes. 
Auch können wir aus unseren Puja Texten zu Beginn der Meditation einen schönen poetischen Text rezitieren, der unser Herz sehr anspricht. Ferner können wir Gebete sprechen, die uns verbinden mit den Buddhas. 
Wenn alles nichts bewirkt, bleiben wir achtsam sitzen und beobachten freundlich das Gewitter in unserem Geist. Wichtig ist hier die Freundlichkeit! Nach angemessener Zeit erheben wir uns aus der Meditation, wohl wissend, dass wir einen Sieg über das Ego bewirkt hatten, da wir trotz allem meditiert haben und nicht aufgegeben haben. 

Samstag, 28. März 2020

Ngakpa in Corvid-19 Zeiten

Alles ist der Veränderung unterworfen. Also wird auch diese Zeit vorbei gehen. Ich bitte alle Leser diese Zeit zu nutzen. Panik und Verzweiflung sind keine guten Freunde. 

Wir sollten diese nicht in unser geistiges Haus einladen; sind sie jedoch schon da, freundlich beobachten, nicht reagieren und sie wieder ziehen lassen bis sich ihr Lärm verzieht, gleichsam wie ungebetene Besucher, die ein wenig plaudern wollen und dann wieder gehen. 
Halten wir unser Haus sauber und achten wir darauf, welche Geisteszustände wir haben. Beobachten - geschehen lassen - ziehen lassen.  

Dienstag, 17. März 2020

Omnia Chaos est ! Nutze es !

Wenn es zu massiven Einschränkungen in unserer globalisierten Welt kommt, wie durch die Corona Pandemie, können wir dies exzellent nutzen. Einige Leser meines Blogs fragten mich, wie ich das mit den Brahmavihara meinte: 

1. Behalten wir einen nüchternen, gelassenen Geist. Wir brauchen nicht in Panik verfallen, obgleich die Medien eine Schreckensbotschaft nach der anderen verbreiten und einige Menschen Fake News verbreiten um die Panik zu verstärken. Behalten wir einen ruhigen Geist.  Beobachten wir, was in ihm sich abspielt, reagieren wir aber nur, wenn es durchdacht ist. Brahmavihara: Gleichmut. 

2. Betrachten wir die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. Wie wunderbar, ein Buch zu lesen oder einfach Mal bei einem Spaziergang in der Natur, die Sinne zu genießen  oder das Singen der Vögel bewusst zu hören und sich daran zu erfreuen. Wir können so die  kleinen Dinge des Alltags  mehr genießen. Wie wunderbar, entschleunigt zu leben.  Wenn ich zur Akademie gehe, kreuze ich stets einen kleinen Bach und genieße die Ruhe und das Fließen des Wassers. Brahmavihara: Mudita, Mitfreude. 

3. Wie sinnvoll und wie wunderbar ist es, wenn wir in diesen Zeiten uns  Ehemännern und Ehefrauen liebevoll widmen können. Wie sinn-voll ist es, unsere Liebe zu verteilen auf unsere Kinder und unseren Haustieren. Dieses kann Freude, Liebe und Gestilltheit in unseren Geist und unseren Familien bringen. Auch unsere Freunde sollten wir mit unserer Liebe beschenken. 
So kann man das Familien- und Freundesleben intensivieren, nutzen um Freude und Liebe zu verteilen. Seien wir auch freundlich zu uns selbst. Brahmavihara: Metta, liebevolle Güte.

4. Welche Freude kann es sein, den Einsamen ein gutes Wort zukommen zu lassen. Wie kann es unser Herz befreien, wenn wir die Alten und Schwachen unterstützen. Bedenkt bitte dass diese Menschen unser Land aufgebaut haben mit ihrer Mühe und ihrem Schweiß und uns unsere Eltern aufgezogen haben und auf so vieles verzichtet haben, damit wir es gut in dieser Welt haben. Respekt und Unterstützung der Alten und Schwachen sollten unser Leidfaden sein. 
Dankbarkeit befreit uns vom Egoismus. 
Wir sollten diese Zeiten nutzen um solidarisch zu sein: wir können immer helfen, wenn wir nur gut schauen. Brahmavihara: Karuna, Mitgefühl.

Verlieren wir also nicht die Freude, nutzen wir auch verstärkt die Zeit um zu meditieren und zu studieren. Ein spirituelles Buch zu lesen oder einen Text zu kontemplieren ist eine herausragende Möglichkeit, etwas für seine Entwicklung zu tun. 

Bedenken wir auch, dass wir irgendwann sterben werden, es also nicht sinnvoll ist, an allen so zu hängen und sich damit zu identifizieren. Gerade in der aktuellen Zeit erleben wir die Fragilitat, die Zerbrechlichkeit unseres Lebens. Wir erleben, wie schnell sich alles Sichere ändern kann. 

Zum Schluss sollten wir, wie mein Lehrer Mingyur Rinpoche es ausführte, immer die Leerheit aller Phänomene begreifen? Ändert sich unser Geist, unsere Gefühle und unsere Gedanken nicht sekündlich! Ist nicht alles in permanenter Bewegung? Nehmen wir uns daher weniger wichtig und schauen wir, wie wir helfen können. 

Sonntag, 15. März 2020

Leben in Zeiten des Corona Virus

Der Corona Virus scheint dafür zu sorgen, dass immer mehr Länder ihre Grenzen zu Deutschland schließen. 
Unsere Gesellschaft scheint vor großen Herausforderungen zu stehen: Börsencrash, dem wird ein Wirtschaftscrash mit vielleicht großen sozialen Folgen sich anschließen. 

Trotz allem sollten wir, wenn wir ernsthaft praktizieren, auch die Chancen dieser Entwicklung betrachten. 

Es bietet sich die große Möglichkeit, solidarisch zu sein. Anstatt Hamsterkäufe zu tätigen, etwas zu teilen. Sich mehr um alte Menschen zu kümmern und die Achtsamkeit zu erhöhen. Fassen wir uns nicht ins Gesicht und waschen wir uns häufig die Hände und meiden wir größere Menschenansammlungen. Vor allem ist es jedoch wichtig, ein liebevolles Herz zu bewahren. Wir werden wahrscheinlich größeres Elend erleben. 

Welch eine wunderbare Gelegenheit, zu helfen und unser Herz achtsam zu öffnen. 
Schützen wir uns durch das Schild der Achtsamkeit und handeln wir, wenn wir Elend sehen mit den Instrumenten der vier Brahmaviharas Güte, Mitgefühl, Freude und Gleichmut. 
Wir können diese Krise nutzen um uns weiterzuentwickeln. 

Wir können mehr in uns gehen und mehr kontemplieren, uns fragen, was zum Beispiel wirklich wichtig ist in unserem Leben. Wir werden Antworten finden. 

Bei all der Corona Krise sollten wir jedoch auch Gleichmut kultivieren: Wer verdient mit Panikmache? Wer verbreitet Nachrichten, die Angst und Panik verstärken und wer versucht aus der Krise Gewinn zu schlagen? 
Seien wir auch vorsichtig im Mediengebrauch. Hier wird ordentlich Negativitat verbreitet. Es genügt, einmal am Tag sich zu informieren. Wir wissen alle, dass News sells. Nachrichten sind ein Business. Ethische Verantwortung scheint nicht primär zu sein. 

Es ist wichtig, nüchtern und zielgerichtet sowie achtsam zu handeln. Wer sich selbst schützt, schützt andere, wer liebevoll handelt, erhält Liebe zurück. 

Halten wir unseren Geist in unruhigen Zeiten ruhig und seien wir achtsam. Vergessen wir jedoch nicht, liebevoll und solidarisch zu sein und geben wir der Gier und der Wut in unserem Geist keinen Nährboden. 

Wir können diese Krise nutzen um wirklich weiterzukommen. Wir haben Instrumente zur Verfügung, wenn wir gut praktizieren, und wir können heilsame Geisteszustände kultivieren gerade in Zeiten der Angst, der Panik und des Egoismus. Dann werden wir gelassen bleiben und diese Krise gut überstehen. 

Knechtsteden, romanische Abtei aus dem 12. Jahrhundert.

Mittwoch, 4. März 2020

Bei dem bleiben, was ist

Wenn wir eine Empfindung haben, bleiben wir bei dem, was ist.

Wenn wir ein Schmerzgefühl haben, bleiben wir bei dem, was ist.

Wenn ein angenehmes, "neutrales" oder unangenehmes Gefühl haben, bleiben wir bei dem, was ist.

Wenn Gedanken auftauchen, nehmen wir sie wahr. 

Wenn wir unseren Geistedzustand wahrnehmen, belassen wir es beim kurzen Konstatieren. Die Geisteszustände sind hassvoll, offen, freudig, unklar, verwirrt, klar, konzentriert, liebevoll, gierig. 

Wenn wir einen Willensimpuls verspüren, nehmen wir ihn wahr und entscheiden, ob wir handeln (müssen).

Wenn wir ein angenehmes Gefühl haben, bleiben wir bei dem, was ist.

Wenn wir eine angenehme Körperempfindung haben, bleiben bei dem, was ist.

Wenn angenehme Gedanken auftauchen, bleiben wir bei dem, was ist. 

Wichtig ist es sich darin zu üben bei den Phänomenen zu bleiben, sie kurz zu registrieren und sich nicht gedanklich darauf einzulassen

Wenn wir zB. ein leidvolles Gefühl haben, sollten wir es wahrnehmen und es gedanklich nicht durch Vorstellungen, Bilder oder Fantasien verstärken. 

In der Meditationspraxis können wir dieses Gefühl etc. wahrnehmen, bei ihm bleiben, es spüren aber es nicht verstärken oder davor zu fliehen oder es gewaltsam zu unterdrücken. 

Die Formel heißt: Erkennen - nicht tadeln - loslassen - entspannen - liebevoll zu sich selbst sein.

Gehen wir so mit den Dingen um, werden wir frei von Identifikationen. Wir kommen zu einem Abstand zum Geschehen. Dieses führt dann zur Entspannung in der Achtsamkeit. 

Samstag, 15. Februar 2020