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Samstag, 18. Dezember 2021

Getreulich

Das alte deutsche Wort "getreulich" wird heute von vielen Menschen nicht mehr verstanden. Dabei ist es ein schönes und ungemein positiv besetztes Wort. 

Getreulich bedeutet zuerst einmal, dass man sich gegenüber treu bleibt: seinen Werten und seinen ethischen Positionen. 

Nach außen gerichtet, bedeutet getreulich, dass man treu zu seinem Partner, seiner Familie und auch loyal gegenüber wichtigen Personen ist wie unserem Freundeskreis. 

Ferner bedeutet getreulich auch, dass sich andere Menschen auf uns verlassen kônnen, denn wenn wir etwas vereinbaren, dann halten wir es auch ein. Verlässlichkeit ist also von großer Bedeutung. Verlässlichkeit wie Zuverlässigkeit. 

Getreulich ferner bedeutet, wenn uns etwas anvertraut wird, wir dies für uns behalten, keine Zwischenträgerei (auch  ein altes Wort) betreiben und auch materielle Dinge, die uns anvertraut werden achten und sie bewahren. 

Der nahe Feind des getreulich sein, ist die Lüge. Wenn wir uns selbst anlügen, dann sind wir auch bereit, andere, anzulügen. So beginnen sich Risse im Fels unserer Persönlichkeit zu zeigen, erst fein, dann stetig größer werdend. Unser Fundament erodiert und bricht zusammen. 

Getreulich bedeutet so ein Fels in der Brandung zu sein, welcher auf Treue, Wahrheit, Mut und unseren Werten beruht also für unser ganzes Leben. Üben wir getreulich sein, dann sind wir ein Freund für uns und ein Freund der Menschen. 

Dienstag, 30. November 2021

Tolstoi

Jeder denkt daran, die Welt zu verändern-
Keiner denkt daran, sich selbst zu verändern. 

Montag, 22. November 2021

"Nicht jeder der schön spricht, hat auch schöne Taten. " Walid el Zein

Spaltung

In der "Welt" wurde die Frage sinngemäß aufgeworfen, wie viel Spaltung eine Gesellschaft auszuhalten vermag, bis sie zerfällt? 
Ich bin nicht sonderlich an Politik als Yogi interessiert, das tägliche Gezanke, das Intrigieren und die endlosen Sprechblasen machen den Geist nicht glücklich und führen zu nichts. 

Was mir aber Sorge bereitet ist dass die deutsche Gesellschaft sich in einer größer werdende Spaltung befindet: Reich und arm, geimpft und ungeimpft, links und rechts um nur einige Dualismen zu nennen. 

Ich habe es schon seit langem betont, dass wir wirklich zuhören müssen, bereit zu sein, die Position des anderen Mitmenschen kennenlernen zu wollen und dass wir den anderen mit seiner Meinung mit Respekt begegnen. 

Vor allem, müssen wir klug schauen, ob die Dinge des Geistes wirklich so sind, wie er es uns vorgaukelt. 
Gedanken lassen sich manipulieren, Hass und Empörung schmerzen in erster Linie uns selbst, selbstgerechte Sprache ist nur eine Verkleidung von Verblendung. 
Sind wir am Wohl des anderen wirklich interessiert, kommunizieren wir aufrichtig, sind sanft und geben Raum? 

Wir manipulieren nicht, durchschauen auch Manipulation von anderen, sind nicht jemandens Knecht, bilden uns nach den Vier Brahmaviharas und den Sprachvorsätzen eine eigene Meinung und kommunizieren auch in dieser Form freundlich, ehrlich, zurückhaltend (nicht aufdringlich, nicht "missionierend) und sind wohlwollend. 

Eine Gesellschaft, die sich spalten lässt oder sich spaltet, ist dem Auseinanderfallen anheim gefallen und deren Tore sind weit geöffnet für Mara, dem Bösen. 

Was wären die Folgen? Bürgerkrieg, noch mehr Egoismus und Ausgrenzung missliebiger Menschen, Einsamkeit, Pein, Unglücklich sein? Wollen wir dies? 

Menschen benötigen Wärme, glückliche Verbindungen, wertschätzende  Kommunikation und wir sehnen uns alle nach Umarmung, Freude im Miteinander und Nahrung für unsere Herzen und unseren Geist. Wollen wir dies leichtfertig aufgeben oder es doch immer mehr kultivieren? 

Mittwoch, 10. November 2021

Der Bach

Wenn ich morgens sehr früh auf dem Weg zu meiner Akademie bin, komme ich an einen kleinen Bach vorbei. 
Fast jeden Tag bleibe ich auf der Brücke stehen, die den Bach überquert. Ich höre den Vögeln zu, je nach wechselnder Jahreszeit erklingt ein anderes Lied.

Ich schaue oft in ruhiger Stimmung auf den Lauf des Wassers. Alles fließt, wie es Heraklit, ein Vorsokratiker vor Jahrtausenden aussprach und es ist richtig. 

Ich betrachte das Fließen, die kleinen Wirbel, die entstehen, wenn das Wasser an einem kleinen Stein vorbeifließt oder wenn ein Blatt auf dem Wasser treibt und sich an einem Ast verfängt. 
Ich sehe all die Wirbel, die Wellen, wenn das Wasser auf ein Hindernis trifft und doch ist alles im Fließen miteinander verbunden. 

Des Wassers Eigenschaft ist es, zu fließen: Mal fließt der Bach langsam, einmal wild und brausend; je nach Jahreszeit sind viele Unterströmungen und Wellen zu sehen und manchmal ist kaum etwas wahrnehmbar, wenn der Bach im Hochsommer träge in seinem Bett verbleibt und ich schon genau hinsehe, wo das Wasser sich kräuselt. 

Ich fühle mich diesem Bach verbunden, sehe  in ihm ein Abbild meines Geistes. Gedanken erscheinen, Emotionen gelangen an die Oberfläche, mal tosend, mitunter ruhig und friedlich. Das Große ist im Kleinen wahrnehmbar und auch das Kleine im Großen gleichsam. 

Ich betrachte den kleinen Bach und sehe in seinem Fließen auch den Strom des Lebens in mir. Doch spricht der Bach: "Ich bin?" Er fließt, das ist alles und doch so bemerkenswert. 
Selbst der Wahrnehmende ist nur ein Teil des Fließens. Ist er da? Oder ist da nur Fließen..?

Donnerstag, 14. Oktober 2021

Stories, stories...

Wenn wir Dzogchen Praktizierende sind, betrachten wir Gedanken lediglich als Manifestationen des Geistes: sie entstehen, verweilen ein wenig und gehen wieder. Nichts weiter. Kein Greifen, keine Identifikation, kein Ich und letztendlich auch kein Beobachter. 

Wenn wir nicht Dzogchen üben, dann bemerken wir, wie häufig wir uns über unsere Gedanken identifizieren, denken, da wäre jemand, der das denkt, der diese Ansicht hat, der dieses und jenes meint et cetera. "Ich denke das.. " Ich meine dieses.. " oder: "Ich bin der Auffassung dass.. " 
Eine andere Person teilt vielleicht nicht unsere Gedanken, unsere Ansichten und Meinungen und Hader und Konflikt sind häufig vorprogrammiert. 

Wenn es uns gelingt, im Tagesverlauf, kurz auszusteigen aus den ewigen Stories, einfach humorvoll die eigenen Gedanken zu betrachten und  uns mit einem inneren Lächeln ansprechen: "Oh, hier ist der gute Ngakpa mal wieder aufgeblasen, nimmt sich wichtig und ist von seiner Genialität überzeugt,  das geht vorbei.. " 
Wenn wir diesen humorvollen Abstand gewinnen, dann beginnen wir unsere Gedanken Identifikation etwas zu lockern. 

Vielleicht gelingt es uns in unserem Tagesablauf aus den Gedanken ein wenig auszusteigen, gleichsam eine Distanz zu unseren Ich-Gedanken-Geschichten aufzubauen und somit der Mühle der immer gleichen Geschichten, Mustern und Reaktionen zu entgehen, wenigstens kurzfristig. 

Wenn wir dann ebenfalls alle Phänomene unseres Geistes nicht  bewerten, uns nicht selbst anklagen, und uns auch bemühen, dieses auf unsere Umwelt, auf andere Menschen zu übertragen, haben wir einen guten Schritt getätigt. 
Voraussetzung ist hierfür, dass wir ein wenig aufpassen und uns erinnern, einmal aus den immergleichen Stories auszusteigen, wenigstens ein wenig. Wir schauen doch auch nicht dreißig Mal hintereinander einen gleichen  Film. 


Sonntag, 19. September 2021

Wenn du allein bist, achte auf deine Gedanken; wenn du mit anderen bist, achte auf deine Worte. ASANGA

Ernüchterung

Ernüchterung ist ein sehr aussagekräftiges Wort. Wenn wir im Rausch der Sinne und der Gefühle sind und dies nachlässt, dann tritt Ernüchterung ein. 

Ein Praktizierender erkennt achtsam, dass er sich in einem Rauschzustand befunden hat und nun langsam wieder klar wird. Er erkennt: Euphorie und Rausch waren da! ", und wird bei einem weiteren Mal vorher schon versuchen, achtsamer solche Zustände wahrnehmen können. 

Angenommen, wir haben uns verliebt, unsere Sinne sind ganz auf die Reize der begehrten Person gerichtet, unsere Hormone spielen verrückt und unsere Gefühle sind euphorisch. 
Mitunter merken wir dies, mitunter nicht. Wenn dann jedoch im Verlaufe klar wird, dass vielleicht die begehrte Person doch nicht so ist, wie sie uns erschienen ist, setzt eine Ernüchterung ein. 

Wir bemerken, wie der Rausch nachlässt, wir wieder klarer zu sehen beginnen und auch die Euphorie entpuppt sich als das, was sie ist: ein ein unsteter, oberflächlicher Geselle, mal hier, mal dort, ohne achtsam zu verweilen. 
Dieser Geselle verführt zu einer Haltung des sich-übernehmens, der Albernheit und durchaus der Lebensgefahr, wenn zum Beispiel junge Menschen im Rausch der Gefühle Dinge machen, die tödlich enden können, nur um den begehrten Menschen zu beeindrucken. 

Als ich jung war, vielleicht sechzehn oder siebzehn hörte ich von einem tragischen Badeunfall wo ein Bekannter von mir, nur um ein Mädchen zu beeindrucken in ein nicht so tiefes Gewässer sprang und kopfüber auf dem Grund auf prallte. Eine Querschnittlähmung war die Folge. Mich hat damals, ich erinnere mich deutlich, dieser Unfall sehr traurig gestimmt; nur aus Unwissenheit und Posieren solche tragischen Vorfälle, welche das ganze Leben danach auf grässliche Art prägen können. 

Ernüchterung bedeutet, wir bemühen uns in unserer Praxis, eine Nüchternheit zu erreichen, die unser Leben ruhiger und gefasster macht. 

Dieses soll nun nicht bedeuten, dass wir uns nicht an Menschen, Kunstwerken oder Sinneseindrücke jeglicher Art erfreuen sollten, sondern nur, dass wir achtsam bemerken, wenn aus Freude Rausch und Euphorie erwächst. Denn häufig folgt auf dem Rausch der Kater und der ist immer unangenehm. 

Donnerstag, 2. September 2021

Der Bereich der Götter: Man sagt, um ein Gott zu werden, also eine "höhere Existenzform" anzunehmen und in diesen Bereichen wiederzuerscheinen, bedarf es viele Leben voller guter Taten insbesondere der Großzügigkeit. Devas, also Wesen, die wir als "höher" ansehen, genießen alle Freude, nur wenn sie daran denken, erfüllen sich ihre Wünsche. Diese Wesen leben in Glückseligkeit und Ausgelassenheit und verbrauchen so in ihrer sehr langen Existenz all ihr gutes Karma. Sie werden, weil es ihnen so gut geht, oberflächlich und aufgrund ihrer langen Lebenszeit halten sie sich für unsterblich und ungeboren. Sie haben schlicht vergessen, dass sie einmal geboren wurden, da sie mitunter Millionen von Jahren Leben. Irgendwann jedoch stellen sie fest, dass ihr Lichtkörper an kleinen Stellen fahl wird. Sie geraten bei dieser Beobachtung in Panik und versuchen es ängstlich zu verbergen. Wenn aber diese Stellen größer werden, bemerken es auch die anderen Götter und panisch von maßlosen Schrecken erfüllt, fliehen sie vor diesem langsam verblassenden Deva. Der Tod eines Gottes steht bevor, langsam, über Jahrtausende, aber stetig: seine Fähigkeiten lassen nach, die Blumen in seinem Palast verwelken, wenn er einen der Säle betritt und die Springbrunnen trüben sich ein und das Wasser beginnt faulig zu riechen. Allein und einsam stirbt dann solch ein Wesen und, da es nur in Freude und Genuss gelebt hat, fällt es in eine niedrige Existenz unter Schmerz, Klagen und panischer Verzweiflung. Deshalb gilt die Existenz eines Devas nicht als die beste Form sondern die des Menschen, denn er erlebt Leid und Freude und kann Anstrengungen unternehmen, sich aus Samara zu befreien. Analog können wir besonders, aufmerksam sein, wenn wir in göttlichen Geistes Zuständen sind: Alles läuft gut, die, Menschen lieben und und wir eilen von Freude zu Freude. Oftmals denken wir dann auch, dass es unmöglich sei, dass jemals dieser Geisteszustand verblassen wird und wir werden von weltlicher Freude getrübt, oberflâchlich und übermütig. Schließlich landen wir dann, wie diese Devas in der harten Realität.

Montag, 30. August 2021

Eine Kultur von Freundlichkeit entwickeln

Was könnte es bewirken, eine Kultur der Freundlichkeit zu entwickeln? Ich glaube, es ist wichtig, nicht zu sehr auf andere Menschen zu schauen, wie es mit deren Freundlichkeit steht sondern bei sich selbst anzufangen. 

Grundlage ist Höflichkeit, Zuvorkommenheit und  eine achtsame Freundlichkeit. 

Höflichkeit hat mit guten Umgangsformen in der Kommunikation zu tun; Zuvorkommenheit damit, eine andere Person wertzuschätzen, in dem man ihr zum Beispiel die Tür offen hält oder ein aufmerksamer Gastgeber ist und nachfragt, ob der Gast noch Tee und Kuchen wünscht; Freundlichkeit hingegen hat mit der Geisteseinstellung zu tun, zuerst einmal positiv auf andere Menschen zuzugehen und ihnen gutwillig zu begegnen und nicht gleich voreingenommen ist. 

Wenn wir nun diese Eigenschaften damit verbinden, ein liebevolles Herz zu kultivieren, kann eine neue Kultur durch uns selbst entstehen: Wir hören zu, wir vergleichen unsere Wünsche in Relation zu anderen und setzen sie nicht gleich auf Kosten der anderen egoistisch durch sondern sehen auch das Wohl des Mitmenschen und seine Bedürfnisse. 

Letztendlich bedeutet Freundlichkeit, Zuvorkommenheit und Höflichkeit in einem wichtigen Aspekt Zurückhaltung. Andere Menschen sind nicht dazu da, stets und zu jeder Zeit unmittelbar unsere Wünsche und Bedürfnisse zu erfüllen; alles ist ein Geschenk, wenn wir jedoch sehen, dass auch sie Freundlichkeit, Zuvorkommenheit und Höflichkeit praktizieren, dann wird es immer gute Lösungen geben. 

Wir sind alle miteinander verbunden - haben wir dann nicht die Aufgabe, Positives in das Netz einzuspeisen? Häufig erleben wir doch, dass, wenn wir freundlich sind, andere es auch zu uns sind. 

Verbinden wir eine gutherzige Geisteseinstellung mit einer zurückhaltende freundliche Sprache, dann werden gute und zuvorkommende Handlungen daraus entstehen, die anderen Menschen gut tun und auch sie dazu inspirieren, ebenfalls Freundlichkeit zu kultivieren. Beginnen wir also. 

Freitag, 6. August 2021

Entsagung - Warum eigentlich?

Entsagung...für westliche Menschen ein Begriff, der geradezu oftmals Widerstand und Empörung hervorruft. Schließlich leben wir in einer Gesellschaft des Überflusses und haben zum Beispiel ein unerhörtes Angebot an Nahrungsmittel, Kleidung und so weiter...

Dann hören wir Entsagung und die Tendenz des Geistes nach immer mehr, immer besser und immer schneller mag Entsagung gar nicht. In den westlichen Ländern leben wir in einer Gesellschaft der Gier nach Konsum;  manches Mal könnte man sagen: Ich konsumiere, also bin ich!" Wir kennen die Auswirkungen dieser Geisteshaltung auf unseren Planeten und unserer Umgebung. 

Was könnte Entsagung eigentlich im Buddhismus bedeuten, also einer östlichen Tradition? 
Entsagung bedeutet, sein mitunter überbordendes Anspruchsdenken loszulassen, nicht aber den Komfort, den wir ohne daran zu haften, genießen können. 

Setzen wir beim Anspruchsdenken an, so kommen wir der Sache schon näher. Wir können dankbar sein dafür, was da ist und nicht stets neue Ansprüche formulieren und uns darauf fixieren, dass wir mit unseren Wünschen die wichtigsten sind und alles nach unserem Willen, unserem Ego zu laufen hat. 
Wir können innehalten und beginnen, weniger Ansprüche zu haben. Jeder kann hier für sich nachsinnen, daran zu arbeiten, Ansprüche und Wünsche kritisch zu betrachten um zu sehen, ob sie wirklich zur Befriedigung und zum wahren Glück führen. 

Wenn wir ein schönes Bett haben um dort zu schlafen oder wir haben Zugang zu guter Nahrung oder wir können ein gutes Automobil fahren, so können wir uns daran erfreuen, jedoch, wenn die Dinge fortgehen oder schlichtweg ihre Funktion einstellen, können wir uns daran erfreuen, dass wir ohne daran zu haften, loslassen üben können. Wir können also den Komfort des Automobils genießen, wissen jedoch zugleich, dass es impermanent ist und sich ein Haften nicht lohnt.  
Wenn unser Geist dann wieder gewohnheitsmäßig ins Anspruchsdenken fällt und zum Beispiel denkt, er müsse nun ein ähnlich gutes Automobil besitzen, schließlich sei man ja eine Person, die etwas darstellt, so können wir den Trick durchschauen und milde lächeln, wie ein gütiger Vater zu tollenden Kindern. 

Gelingt es uns, unsere Ansprüche und Wünsche zu durchschauen, dann wird unser Leben friedlicher, ruhiger und besonnen. Wir brauchen nicht mehr einem falschen Glück hinterherlaufen und erkennen, dass weniger durchaus mehr sein kann. Weniger Unruhe, weniger Gier gleich ein mehr an inneren Frieden und eine tiefere Zufriedenheit und Freude an den Dingen, die uns gleichsam "geschenkt" werden. 

Samstag, 10. Juli 2021

Buddhistische Psychotherapie

Wenn wir leiden, kann es hilfreich sein, einen Psychotherapeuten aufzusuchen und wenn wir Glück haben, haben wir vor uns jemand sitzen, der buddhistisch orientiert arbeitet und praktiziert. 

Drei Fragen sollten gestellt werden: 

Wie kann ich helfen? 

Was benötigst du im Augenblick? 

Was kannst du tun, um dir zu helfen? 

Ein guter (buddhistische orientierter) Psychotherapeut wird diese drei Fragen im Verlaufe einer Beratung stellen. 

Wie kann ich helfen? 
Bist du bereit, dich zu öffnen, auch wenn es etwas Zeit benötigt? Kannst du dich einlassen und vertrauen? 
Wichtig ist, dass man sich zeigen darf mit all den Schönheiten und den leidenden und mitunter auch unheilsamen Aspekten seiner Persönlichkeit. 

"Wie kann ich helfen?" Als Therapeut bin ich ganz weit und wohlwollend offen. Gerade das Wohlwollende bedeutet, dass hier ein Mensch vor mir sitzt, der leidet und bereit ist, einen Weg, der nicht immer einfach ist, zu beschreiten. 
Als Therapeut sollte man bereit sein, nicht nur fachmännische Hilfe zu geben sondern auch eine Herzensoffenheit gegenüber dem leidenden Menschen zu besitzen. Das ist ein Aspekt von gelebter Authentizität. Wahrhaftigkeit ist von Bedeutung. 

Was benötigst du im Augenblick? 

Hier geht es um den Werkzeugkoffer, den jeder Therapeut besitzt. 
Er schöpft aus seiner Erfahrung, probiert dieses und jenes Werkzeug auf die Tauglichkeit und unterstützt die positiven Aspekte eines Menschen um ihn zu bitten,  einen neuen Schritt zu wagen und ein neues Land zu betreten. Der leidende Mensch sollte neugierig  und freudig gespannt sein, ein neues inneres Land zu betreten. Entdeckergeist ist hier etwas Feines.

Wichtig erscheint mir auch stets, den klaren Blick zu behalten und eine gesunde Distanz zu wahren. Wir wollen helfen, nicht mitleiden! 

Was kannst du tun, um dir zu helfen? 

Buddhistisch orientierte Therapie ist nichts für Konsumenten! Wer nur kommt, um sich berieseln zu lassen, sollte lieber den Abend vor dem TV verbringen. Du solltest bereit sein, dich anzuschauen und etwas verändern zu wollen. 
Das setzt Mut, Willensstärke und Disziplin voraus, den Weg auch zu beschreiten. Du solltest bereit sein, einen eigenen Werkzeugkoffer zu bauen und eigene Instrumente, eigene Werkzeuge in deinen  Werkzeugkoffer zu legen. 

Aktivität und Verantwortung für dich selbst zu übernehmen, ist ein wirklicher wichtiger, wenn nicht der wichtigste Schritt, um ein gutes und stabiles Fundament zu legen. Möchtest du ein Haus bauen, wirst du es nicht im Treibsand bauen.  
Letztendlich musst du den Weg des Sterbens gehen um neu zu leben! 

Mitunter müssen wir alte unheilsame Gefühls- und Denkmuster loslassen um neu, mit frischem Blick, die Augen zu öffnen. Stirb und werde! Ein bemerkenswerter Ausspruch von Andre Gide ist hier zutreffend. 

Letztendlich geht es bei buddhistisch orientierter Beratung um die Vier Brahmaviharas, die Vier Unermesslichkeiten: 

Liebevolle Güte (sich selbst anzunehmen und anderen freundlich entgegenzutreten) 

Mitfreude (sich an dem Guten zu erfreuen, die guten Eigenschaften bei sich selbst und anderen zu sehen) 

Mitgefühl ( Liebe trifft auf Leid, tatkräftiges Helfen, wenn wir auf leidende Wesen treffen und das Herz für sie öffnen) 

Gleichmut (ruhig zu bleiben, den Toben der Gedanken und der Emotionen entspannt entgegen zu sehen, fair zu sein und authentisch seinen Weg zu gehen, wissend, dass alles nur relative Bedeutung hat)

Wenn wir das gute Karma besitzen, auf einen guten Therapeuten zu treffen, dann haben wir einen großen Segen erfahren und können mit dem guten Werk beginnen und den Pfad betreten. 



Sonntag, 13. Juni 2021

Spirituelles Tagebuch

Es ist ja nun schon viel Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag im Spirituellen Tagebuch dieses Blogs. 

Die knappe Lebenszeit rauscht vorbei und ich bemühe mich bei all der Hektik in der Arbeit, die kleinen schönen Dinge Wert zu schätzen. So steht vor meinem Fenster ein riesiger uralter Eichenbaum, der in der Frühlingssonne mit seinem frischen Grün hell erstrahlt. Dieses zu sehen und dabei zu wissen, wie viele Jahrzehnte der Baum älter ist als ich und mich hoffentlich  überleben wird, gibt mir Freude jedoch hält es die eigene Vergänglichkeit im Bewusstsein. Im Bewusstsein dieses Baumes bin ich nur ein kurzfristiges, volatiles Phänomen, bald wieder hinfort geweht im Sturm der Zeit. 

Wichtig ist mir, mit Menschen etwas gemeinsam zu erleben. Ich habe einige Freunde, die schon berentet sind und daher zeitlich flexibel sind. So habe ich mit ihnen Burgen und Schlösser besucht und auch die Stille der Kathedralen genossen und Landschaften tief und dankbar eingeatmet.
Freundschaften sind mir so wichtig und ich kultiviere sie; sie inspirieren und nähren das Herz und man ist beglückt auf der Heimreise.

Die Corona Zeit scheint fürs erste überwunden, bis zum nächsten Lockdown. Ich habe mich nicht unterkriegen lassen und habe rigoros die täglichen Panikmeldungen der Medien gelassen zur Kenntnis genommen und habe mein Leben nicht einschränken lassen. Mittlerweile treten ja sukzessive immer mehr Dinge ins Licht, die nicht so schön waren. Wichtig war und ist mir, meinen Geist zu kontrollieren: negative Gedanken, ängstliche Gedanken und Emotionen durch positive zu ersetzen und Mitgefühl zu entwickeln. Ich hatte zu keiner Zeit Angst vor Corona, habe die Infektion nicht geleugnet aber sie nüchtern eingeordnet. Mitunter habe ich es sehr genossen, durch leere Städte zu gehen und die Ruhe zu genießen anstatt im Trubel unterzugehen.  Mir wird in den letzten Jahren immer mehr klar, wie fremd ich mit Deutschland  bin. Ich liebe die britische Kultur mit den Tee Salons, dem Essen, der Eigenwilligkeit der Briten aber vor allem die wunderbare Landschaft. Ich wäre gern britischer Staatsbürger. 

Mir ist wichtig, Zeit mit Menschen zu verbringen, liebevoll im Gespräch vertieft jedoch auch meine Ironie und meine kleine Exzentrik zum Ausdruck zu bringen. 

Es gibt Menschen, die sind angefüllt mit Hass und Übelwollen; sie verschwenden ihre kostbare Lebenszeit, die sie doch eher mit Nähe und Liebe mit anderen Menschen teilen sollten anstatt nur in ihrer Dunkelheit die kurze Lebenszeit zu verschwenden. Mensch sein bedeutet lieben lernen. Im Hass zu verbleiben, bedeutet, sich selbst zu zerstören. 
Mein Mitgefühl gehört ihnen. 

Auf sanften Druck meines Arbeitgebers habe ich nun die erste und zweite Impfung hinter mich gebracht mit Moderna. Ich hatte doch bei beiden Impfungen starke Nebenwirkungen wie Schwäche, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen  und starker Müdigkeit. Fein war es nicht, aber überstanden nach fünf Tagen. 

Aus den immer aufgewühlteren politischen Zeiten halte ich mich heraus. Viel wichtiger ist es, meinen Geist sauber zu halten. Da habe ich viel und genug mit zu tun, ihn zu reinigen. Hilfreich ist hier die Vajrasattva Puja mit dem berühmten Läuterungsmantra. 
Dort, wo ich helfen kann, helfe ich und bin großzügig. Manchmal ist ein liebes Wort zu einem Verkäufer schon für ihn oder sie ein Lichtblick für den Tag: Man wird gesehen und auch wahrgenommen. 

Wenn ich freie Zeit habe,  genieße ich das Lesen oder höre gern Musik. Allegis "Misere mei, deus" begleitet mich das ganze Leben aber auch Peter Björgö/Arcana und die Compilation Reihe Cafe del Mar höre ich sehr gern, wenngleich ich die letztere erst vor einigen Monaten entdeckt habe. 

Tägliche Meditation und Lesen von spirituellen Büchern weiterhin. Ich bin, wenn ich richtig zähle, mittlerweile 38 Jahre dabei. Weitermachen, weitermachen,  ohne auf Erfolg zu zielen. Tägliche Kontrolle des Geistes um Negativität zu reinigen. Ich praktiziere also "...ganz wie es ist," manchmal mit mehr, manches Mal mit weniger Effektivität.  Tagesabhängig, aber ich gebe nie auf. 
Ich bin kein großer Lehrer oder Rinpoche, eher ein kleiner Ordinierter, der sich täglich bemüht und oft unsanft auf den Hintern fällt, denn ich habe viele negative Komponenten. Wer achtsam lebt, wird sich ihrer bloß mehr bewusst als  jemand, der sie allzugern verdrängt. Man sollte sich stets klar ansehen. Dann kritisiert man weniger. Vieles, was einem an anderen stört, besitzt man selbst. 

Große Freude bereitet mir der Fortschritt bei meinen Klienten. Ich erfreue mich daran, dass sie durch meine Ermunterung sich  selber entwickeln. Mein Verständnis von Psychotherapie. 

Gern bin ich auch allein. Hier versuche ich mich zu vertiefen, oder gehe ganz weltlich gern ein Eis essen und setze mich unter einem großen Baum und schaue den Menschen zu. 
Soweit dieses kleine spirituelle Tagebuch. 

Sonntag, 16. Mai 2021

Saga dawa düchen

Saga dawa ist der heilige Monat im Buddhismus, wo wir die Geburt, die Erleuchtung und das Eingehen in das Parinirvana (endgültige Eingehen des Buddha ins Nirvana) weltweit feiern. 

Es ist ein besonderer Monat, wo jeder Praktizierende besondere Verdienste erlangen kann durch Mitgefühl, Großzügigkeit und Hingabe gegenüber dem Dharma und allen Lebewesen.  

Wir im Westen können zum Beispiel besondere Pujas (Feiern, liturgische Texte) oder durch Großzügigkeit, liebevolles Miteinander, besonderes Mitgefühl für leidende Wesen und Freude über die Erleuchtung unseres höchsten Lehrers, des Buddha praktizieren. 

Wichtig ist, dass unsere Absichten und unsere Motivation rein sind und wir uns am Leben des Buddha ein vollkommenes Beispiel nehmen, auch unser Leben stets zu verbessern indem wir uns an unsere Praxis des Dharma erinnern. Üben wir uns in Ethik, der Meditation und in der Weisheit durch Reflexion zum Beispiel unserer Handlungen. 

Freitag, 16. April 2021

Binnenklima

Wenn wir in einer langen Beziehung sind sollten wir stets darauf achten, wie wir miteinander reden. 
Mir fällt auf, dass oftmals die Sprachvorsätze der freundlichen, wahrhaftigen und respektvollen Kommunikation nicht immer beachtet werden: Partner schnauzen sich an und reagieren gereizt aufeinander. Man ist ja in einer Beziehung und kann allen Dingen freien Lauf lassen. 
Der Buddha empfahl eine besondere Achtsamkeit auf die Sprache zu legen. Sie sollte von Freundlichkeit, Unterstützung und Wohlwollen geprägt sein, kurzum: von Achtsamkeit. 

Freitag, 19. März 2021

Moratorium

Wenn wir eine Beziehung führen, kann es wie am Himmel gleichsam auch dunkle Wolken geben und oftmals erscheinen auch helle, freundliche Wolken. Dies ist völlig normal, solange wir ein Ego besitzen welches himmelhoch jauchzt oder zu Tode betrübt ist.
Ayya Khema sprach einmal:  "Ohne (m)ich ist das Leben ganz einfach " Hier ist viel Weisheit enthalten, die wir durchaus kontemplieren sollten. 

Was aber, wenn es in einer Partnerschaft eine lange Zeit der dunklen Wolken gibt? Auch dies ist häufig anzutreffen, wenn Partner lange Zeit zusammen sind. 

Es gibt vielleicht zwei Wege, die wir uns ansehen können. 

1. Der analytische Weg: 
Hier wird eine klare Kosten-Nutzen Analyse durchgeführt. Was bringt mir der Partner und welchen Gewinn habe ich, wenn ich mit ihm oder ihr zusammen bleibe? Was verbindet uns noch: Haus, Geld, Kinder, Sex, Lebensversicherung, Aktiendepots, oder eine gewisse Routine? Bei diesem Weg fragt man sich ruhig und abgeklärt, was das Band ist, was die Partner zusammen hält? Man entscheidet aufgrund von rationalen  Erwägungen. Je nach Persönlichkeitsstruktur ein gangbarer Weg, der meines Erachtens aber zu monodimensional ist.

2. Ein spiritueller Ansatz
Bei einem spirituellen Ansatz geht es eher darum, das Gute und Schöne zu sehen und sich auf das Gemeinsame und Verbindende zu konzentrieren, ohne jedoch das Leidvolle auszuklammern. 
Wir fokussieren uns also auf die freundlichen Wolken und betrachten stets die liebevollen Qualitäten des jeweils anderen. "Suche die Freude!" Dies ist eine gute Losung von Pema Chödrön. 

Mitunter brauchen wir jedoch auch einen zeitlichen und räumlichen Abstand, wenn dies möglich ist, vom Partner: ein Moratorium. Dieses dient dazu, in sich zu gehen, das eigene Herz zu befragen um sicher zu gehen, ob man den Partner von Herzen liebt und sich zugehörig fühlt. 

Wenn wir ein Moratorium benötigen, sollten wir jedoch immer auf unsere Gedanken und Gefühle achten, denn sie schaffen unsere Einstellungen zur Welt. 
Betone ich nur das Negative, oder sagt mein Herz, es braucht noch Zeit um sich zu finden? 
Wir können auch das Verbindende, das lichterfüllte betrachten und unser Herz fragen, was kann ich dazu beitragen, dass solch ein hohes Gut wie eine Beziehung zu führen, nicht an Egoismen scheitert. 

Wichtig erscheint mir, dass wir uns klar werden sollten, Herzensklar, was wir wirklich wollen. 
Es darf in unserem Herzen durchaus turbulent zugehen, einmal darf es ein Gewitter geben, danach einen freundlichen Sonnenschein. Jedoch sollte immer das Gute und auch das Heilsame kultiviert werden in dieser Abwägung. 
Eine Liebe schmeißt man nicht weg, wie eine alte Zahnpasta Tube, sie besitzt an sich einen hohen Wert. Wie oft habe ich in meiner Beratungspraxis schon Menschen erlebt, die leichtfertig eine Beziehung gelöst hatten, weil es ja einen vermeintlich besseren Partner gab und waren dann enttäuscht, als sich die Vorstellungen nicht erfüllten und wollten in ihre alte Beziehung zurück. So viel vermeidbares Leid! So viel vorschnelles, unkluges Handeln! 

Wichtig bei diesem Moratorium ist auch, dass beide Partner ernsthaft bereit sind, aus dem Moratorium an sich zu arbeiten und Schritte effektiv zu gehen um sich weiter kennenzulernen und zu vertiefen. -
Liebe bedeutet ja, die lebenslange Bereitschaft den Partner kennenzulernen und vertraut zu werden. 

Partnerschaft bedeutet ja auch, dass ein Mikrokosmos aus Liebe entsteht, wo beide Partner an einem Strang ziehen um das Leben zu bewältigen. Dieses strahlt dann auf den Makrokosmos aus, also auf andere Menschen. Wir nennen dieses limbische Resonanz. 

Wenn jedoch Beziehungen nur einseitig sind, oder fortgesetzter Betrug stattfindet, dann ist es besser, zu scheiden, denn dieses bedeutet, dass Heilung nicht erwünscht und möglich ist, wenn es auch zu Gewaltanwendungen gekommen ist. 

Mittwoch, 24. Februar 2021

Loyalität

Geshe Kelsang Gyatso bezeichnet den Buddha als "höchsten und beständigen Freund." Was bedeutet dies eigentlich? 

Wenn wir einen Freund haben, der unser Leben begleitet, der uns vertraut und dem wir vertrauen, wir uns also zeigen können ohne die üblichen Schutzmechanismen, dann haben wir etwas, was wirklich sehr selten und daher juwelengleich wertvoll ist. 

Freunde sind loyal, sie halten und unterstützen den anderen Freund in allen Angelegenheiten des Lebens und richten sich nicht nach Hörensagen. Selbst, wenn alle Menschen über den Freund schlecht urteilen, bleibt man loyal. Wenn es Kritik gibt, redet man freundlich, aufmerksam und auch achtsam Zuhörend mit dem Freund und versucht zu verstehen. 

Wenn wir einen Freund in unserer Partnerschaft gefunden haben, dann bedeutet dies auch, dass wir selbstverständlich treu sind und unseren Partner nicht belügen. Wer nicht treu zu seinem Partner steht, der ist permanent unstetig auf der Suche, hier kostend und da kostend und kommt doch niemals an. 

In Krankheiten und Krisen unterstützen wir unseren Freund und pflegen ihn und sorgen uns um sein Haus und seine Angehörigen. 

Wir sind ehrlich, bereichern uns nicht und gehen mit seinem Vermögen so pfleglich um als wäre es unser eigenes Vermögen. 

Freundschaft ist also Treue und Loyalität, die sich insbesondere in Zeiten der Krise offenbart. 
Das wichtigste Element jedoch ist, das Freundschaft immer auch das Ziel besitzt, sich miteinander weiterzuentwickeln. Wir können vieles von einander lernen. 
Loyalität setzt Verlässlichkeit voraus. Sie ist unabdingbar, möchte man ein solch wertvolles Juwel in seinem Leben behalten. Hierzu ist ständige Pflege notwendig, damit ein Juwel seinen Glanz nicht verliert. Die Pflege ist liebevolle Achtsamkeit

Wenn wir alle einen Freund haben, so Geshe Kelsang Gyatso, dann ist dies der Erhabene, der Buddha. Er vereint alle Qualitäten in sich und ist unser beständiger Freund. 

Unsere Reise ist zu Ende, wir sind angekommen und wir hören das Dharma, die gute Lehre des Buddha. Im Dharma kulminiert  all unsere Freude, einen höchsten und beständigen Freund zu besitzen. 

Sind wir auf der weltlichen Ebene mit einem guten, loyalen Freund verbunden, dann benötigen wir nichts anderes mehr, denn wir sind gesegnet. 

Montag, 8. Februar 2021

Ungeduld

Es gibt in unserer hektischen Zeit viel Ungeduld in uns und auch  zwischenmenschlich.
Ungeduld äußert sich auf verschiedenen Arten und ich möchte zwei erläutern. 

Ungeduld des Wartens:

Wenn wir zum Beispiel an einer Kasse eines Discounters stehen und es nicht schnell genug geht, werden wir schnell ungeduldig. Warum geht es nicht schneller? Warum muss die alte Dame mit Münzen bezahlen und holt sie so langsam heraus? Warum müssen wir  lange warten, bis wir beim Arzt aufgerufen werden? Wer wurde bevorzugt? All dies spüren wir auch körperlich. Wir werden angespannter und unser Gesichtsausdruck ist nicht immer von einer gelassenen Heiterkeit geprägt, eher vom Gegenteil. 

Was können wir tun? Was vermag uns zu helfen? Wie kommen wir aus der unangenehmen, leidbehafteten Situation? 

Eines ist klar: Es ist ein unangenehmer, leidhafter geistiger wie körperlicher Zustand, welcher mit allerlei schlechten Emotionen wie Ärger und vielen üblen Gedanken und Vorstellungen verbunden ist. 

Ungeduld des Verlangens:

Die zweite Art der Ungeduld ist, dass wir etwas besitzen wollen, das noch nicht geliefert wurde oder wir sind ungeduldig, weil wir mit einer Person zusammen sein wollen. 

Wir bestellen zum Beispiel ein neues Smartphone oder ein neues Kleidungsstück und das Warten fällt uns schwer. Wir können es kaum abwarten und Ungeduld entsteht, weil wir denken, dass, wenn wir den Gegenstand erst besitzen, dann wird es uns gut gehen und wir sind völlig zufrieden. Auch hier entsteht Ungeduld, häufig gekoppelt mit Verlangen.
Eine Gemeinsamkeit jedoch haben alle Ungeduldsarten: Die Dinge laufen nicht so, wie wir es möchten. 
Unser Ego fühlt sich nicht wertgeschätzt oder benachteiligt oder ungerecht behandelt auf der einen Seite und auf der anderen Seite möchte unser Ego nicht auf die Dinge oder die Person warten sondern es oder sie sofort besitzen und in Beschlag nehmen weil wir voller Verlangen sind und es kaum abwarten können, mit dem Menschen Zeit zu verbringen oder das neue Smartphone zu besitzen. 
In allen Fällen läuft es nicht so, wie wir es wünschen.  Wir sehen also nicht die Realität, wie sie in diesem Augenblick ist. 

Was kann helfen? 

Wenn wir an der Kasse stehen um beim Beispiel zu bleiben, können wir uns fragen, warum wir uns so aufregen, wenn wir wüssten, dass wir in einer Woche sterben würden. Was ist unsere Ungeduld im Angesicht des Todes? Einfach nur lächerlich. Häufig beruhigt dues den Geist. 

Eine andere Methode ist, zu erkennen, dass es uns nicht gut geht: Wir spüren die Ungeduld im Körper und in unserem Bewusstsein. Wir nehmen sie nur wahr, ohne sie zu unterdrücken oder zu verleugnen und wenden uns liebevoll uns selbst zu, ohne uns zu verurteilen. 
Wenn wir diese Ungeduld spüren, entsteht eine Beobachtung und wer beobachtet, der hat zum Geschehen eine gewisse Distanz. Diese schafft Raum, angemessen zu reagieren oder auch gar nicht. 

Eine weitere Herangehensweise ist, genau in diesem Augenblick zu verbleiben. Nicht abzudriften in die Zukunft oder sich in Vorstellungen und inneren Filme zu verlieren. 
Wir bleiben in diesem Moment; er ist der einzige, den wir ganz sicher besitzen, denn der vergangene ist unwiderruflich vorbei und der nächste Moment ist noch nicht gelebt. Wir spüren alles ohne es zu bewerten und versuchen liebevoll loszulassen. 

Ein weiterer Weg wäre, sich auf ein Mantra einzulassen und es ständig zu wiederholen. Es sollte ein positiv besetztes Wort wie "Frieden, Liebe" oder ein kurzer Satz sein wie: "Alles wird gut." Wir lassen uns auf dieses Mantra ein und fokussieren unseren Geist darauf. 
Eine weitere Möglichkeit bietet sich darin, negative Gedanken zu ersetzen durch positive: "Möge es der alten Dame doch gut gehen, möge sie Freude im Leben haben, möge sie voller Liebe und Frieden sein." 
Wir üben uns im Ersetzen und läutern gleichzeitig unseren Geist von negativen und schmerzhaften Gedanken und den damit verbundenen Gefühlen. 

Irgendwo müssen wir anfangen! 

Alle Übung ist zu Anfang schwer. Jedoch haben wir etwas Konkretes in der Hand, das uns helfen vermag, mit der Ungeduld und den damit einhergehenden Gedanken und Gefühlen umzugehen.  
Unser Leben bietet ein unerschöpfliches Feld zu üben. Irgendwo müssen wir den Hebel ansetzen um nicht immer in die gleichen Muster zu gelangen, die unseren Geist verdunkeln. 

Samstag, 30. Januar 2021

Umgang mit Ängsten

Es gibt verschiedene Methoden wie man mit Ängsten umgehen kann. 
Angst bedeutet immer, dass sich unser Ich bedroht fühlt und dies zeigt sich auch im Körper, da wir zum Beispiel Herzrasen, Durchfall und eine große Unruhe aufweisen können. 

Zum ersten wir können die Angst mit Selbstliebe begegnen. Wir können sie wertschätzen und ihr erlauben, da zu sein. Jedoch ist es von entscheidender Bedeutung, nicht in die gedanklichen Inhalte der Angst hineinzugehen. Wir bleiben ausschließlich bei den Emotionen und diese dürfen sein. Der Fehler ist, sich in negative Gedankenkreisläufe zu begeben. Diese Gedanken sind von unheilsamer Natur und wir sollten sehr achtsam sein, nicht diese Gedanken zu fördern, denn aus einem negativen Gedanken werden schnell zwei ad. inf. 
Wenn wir nicht aufpassen geraten wir in eine gedankliche Hölle und es wird schwer, daraus zu gelangen. 

Die Formel lautet: Nur die Gefühle zulassen, sie mit Mitgefühl betrachten, nicht in die Gedankeninhalte zu gehen. 

Zum zweiten können wir mit den Gedanken arbeiten, denn sie sind das Grundmaterial. Wir können jeden negativen Gedanken durch einen positiven ersetzen. Dieses ist ein schwieriger Weg, jedoch lohnenswert! Langsam verändert sich unsere gedankliche Welt, sie wird heller und unsere Gefühle tun dies auch, da die Gefühle eng mit den Gedanken verbunden sind. 

Diese Übung setzt viel Achtsamkeit und Disziplin voraus, jedoch arbeiten wir direkt mit dem Material: unseren Gedanken. 
Wir erleben eine heilsame Distanz im Verlaufe der Praxis zu unseren Gedanken und wie erkennen, dass sie eigentlich nicht Ich sind sondern nur gleichsam wie Wolken am Himmel auftauchen und wieder vergehen, jedoch niemals der blaue Himmel selbst sind. 

Zum dritten können wir lernen, dass wenn wir Ängste haben, wir auch etwas dagegen tun können, indem wir handeln und die aüßeren wie inneren Umstände ändern. Wir können Situationen ändern indem wir lernen, mutig uns zu konfrontieren. Mut und Entschlossenheit sind wichtige Aspekte. Wir lernen, dass wir Selbstvertrauen aufbauen können, wenn wir etwas verändern und uns mit unseren Ängsten konfrontieren. 

Hier sehen wir, dass wir nicht negativ unseren Ängsten gegenüber eingestellt sein sollten, denn, richtig betrachtet, können wir von ihnen lernen und sie helfen uns, uns weiterzuentwickeln. Nutzen wir dieses.