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Mittwoch, 24. Februar 2021

Loyalität

Geshe Kelsang Gyatso bezeichnet den Buddha als "höchsten und beständigen Freund." Was bedeutet dies eigentlich? 

Wenn wir einen Freund haben, der unser Leben begleitet, der uns vertraut und dem wir vertrauen, wir uns also zeigen können ohne die üblichen Schutzmechanismen, dann haben wir etwas, was wirklich sehr selten und daher juwelengleich wertvoll ist. 

Freunde sind loyal, sie halten und unterstützen den anderen Freund in allen Angelegenheiten des Lebens und richten sich nicht nach Hörensagen. Selbst, wenn alle Menschen über den Freund schlecht urteilen, bleibt man loyal. Wenn es Kritik gibt, redet man freundlich, aufmerksam und auch achtsam Zuhörend mit dem Freund und versucht zu verstehen. 

Wenn wir einen Freund in unserer Partnerschaft gefunden haben, dann bedeutet dies auch, dass wir selbstverständlich treu sind und unseren Partner nicht belügen. Wer nicht treu zu seinem Partner steht, der ist permanent unstetig auf der Suche, hier kostend und da kostend und kommt doch niemals an. 

In Krankheiten und Krisen unterstützen wir unseren Freund und pflegen ihn und sorgen uns um sein Haus und seine Angehörigen. 

Wir sind ehrlich, bereichern uns nicht und gehen mit seinem Vermögen so pfleglich um als wäre es unser eigenes Vermögen. 

Freundschaft ist also Treue und Loyalität, die sich insbesondere in Zeiten der Krise offenbart. 
Das wichtigste Element jedoch ist, das Freundschaft immer auch das Ziel besitzt, sich miteinander weiterzuentwickeln. Wir können vieles von einander lernen. 
Loyalität setzt Verlässlichkeit voraus. Sie ist unabdingbar, möchte man ein solch wertvolles Juwel in seinem Leben behalten. Hierzu ist ständige Pflege notwendig, damit ein Juwel seinen Glanz nicht verliert. Die Pflege ist liebevolle Achtsamkeit

Wenn wir alle einen Freund haben, so Geshe Kelsang Gyatso, dann ist dies der Erhabene, der Buddha. Er vereint alle Qualitäten in sich und ist unser beständiger Freund. 

Unsere Reise ist zu Ende, wir sind angekommen und wir hören das Dharma, die gute Lehre des Buddha. Im Dharma kulminiert  all unsere Freude, einen höchsten und beständigen Freund zu besitzen. 

Sind wir auf der weltlichen Ebene mit einem guten, loyalen Freund verbunden, dann benötigen wir nichts anderes mehr, denn wir sind gesegnet. 

Montag, 8. Februar 2021

Ungeduld

Es gibt in unserer hektischen Zeit viel Ungeduld in uns und auch  zwischenmenschlich.
Ungeduld äußert sich auf verschiedenen Arten und ich möchte zwei erläutern. 

Ungeduld des Wartens:

Wenn wir zum Beispiel an einer Kasse eines Discounters stehen und es nicht schnell genug geht, werden wir schnell ungeduldig. Warum geht es nicht schneller? Warum muss die alte Dame mit Münzen bezahlen und holt sie so langsam heraus? Warum müssen wir  lange warten, bis wir beim Arzt aufgerufen werden? Wer wurde bevorzugt? All dies spüren wir auch körperlich. Wir werden angespannter und unser Gesichtsausdruck ist nicht immer von einer gelassenen Heiterkeit geprägt, eher vom Gegenteil. 

Was können wir tun? Was vermag uns zu helfen? Wie kommen wir aus der unangenehmen, leidbehafteten Situation? 

Eines ist klar: Es ist ein unangenehmer, leidhafter geistiger wie körperlicher Zustand, welcher mit allerlei schlechten Emotionen wie Ärger und vielen üblen Gedanken und Vorstellungen verbunden ist. 

Ungeduld des Verlangens:

Die zweite Art der Ungeduld ist, dass wir etwas besitzen wollen, das noch nicht geliefert wurde oder wir sind ungeduldig, weil wir mit einer Person zusammen sein wollen. 

Wir bestellen zum Beispiel ein neues Smartphone oder ein neues Kleidungsstück und das Warten fällt uns schwer. Wir können es kaum abwarten und Ungeduld entsteht, weil wir denken, dass, wenn wir den Gegenstand erst besitzen, dann wird es uns gut gehen und wir sind völlig zufrieden. Auch hier entsteht Ungeduld, häufig gekoppelt mit Verlangen.
Eine Gemeinsamkeit jedoch haben alle Ungeduldsarten: Die Dinge laufen nicht so, wie wir es möchten. 
Unser Ego fühlt sich nicht wertgeschätzt oder benachteiligt oder ungerecht behandelt auf der einen Seite und auf der anderen Seite möchte unser Ego nicht auf die Dinge oder die Person warten sondern es oder sie sofort besitzen und in Beschlag nehmen weil wir voller Verlangen sind und es kaum abwarten können, mit dem Menschen Zeit zu verbringen oder das neue Smartphone zu besitzen. 
In allen Fällen läuft es nicht so, wie wir es wünschen.  Wir sehen also nicht die Realität, wie sie in diesem Augenblick ist. 

Was kann helfen? 

Wenn wir an der Kasse stehen um beim Beispiel zu bleiben, können wir uns fragen, warum wir uns so aufregen, wenn wir wüssten, dass wir in einer Woche sterben würden. Was ist unsere Ungeduld im Angesicht des Todes? Einfach nur lächerlich. Häufig beruhigt dues den Geist. 

Eine andere Methode ist, zu erkennen, dass es uns nicht gut geht: Wir spüren die Ungeduld im Körper und in unserem Bewusstsein. Wir nehmen sie nur wahr, ohne sie zu unterdrücken oder zu verleugnen und wenden uns liebevoll uns selbst zu, ohne uns zu verurteilen. 
Wenn wir diese Ungeduld spüren, entsteht eine Beobachtung und wer beobachtet, der hat zum Geschehen eine gewisse Distanz. Diese schafft Raum, angemessen zu reagieren oder auch gar nicht. 

Eine weitere Herangehensweise ist, genau in diesem Augenblick zu verbleiben. Nicht abzudriften in die Zukunft oder sich in Vorstellungen und inneren Filme zu verlieren. 
Wir bleiben in diesem Moment; er ist der einzige, den wir ganz sicher besitzen, denn der vergangene ist unwiderruflich vorbei und der nächste Moment ist noch nicht gelebt. Wir spüren alles ohne es zu bewerten und versuchen liebevoll loszulassen. 

Ein weiterer Weg wäre, sich auf ein Mantra einzulassen und es ständig zu wiederholen. Es sollte ein positiv besetztes Wort wie "Frieden, Liebe" oder ein kurzer Satz sein wie: "Alles wird gut." Wir lassen uns auf dieses Mantra ein und fokussieren unseren Geist darauf. 
Eine weitere Möglichkeit bietet sich darin, negative Gedanken zu ersetzen durch positive: "Möge es der alten Dame doch gut gehen, möge sie Freude im Leben haben, möge sie voller Liebe und Frieden sein." 
Wir üben uns im Ersetzen und läutern gleichzeitig unseren Geist von negativen und schmerzhaften Gedanken und den damit verbundenen Gefühlen. 

Irgendwo müssen wir anfangen! 

Alle Übung ist zu Anfang schwer. Jedoch haben wir etwas Konkretes in der Hand, das uns helfen vermag, mit der Ungeduld und den damit einhergehenden Gedanken und Gefühlen umzugehen.  
Unser Leben bietet ein unerschöpfliches Feld zu üben. Irgendwo müssen wir den Hebel ansetzen um nicht immer in die gleichen Muster zu gelangen, die unseren Geist verdunkeln.