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Donnerstag, 24. September 2015

Ajahn Brahm spricht davon, dass wir in der Meditation willenlos werden. Was ist darunter zu verstehen? Wenn wir längere Zeit sitzen, werden wir bemerken, dass es mannigfaltige Willensregungen gibt; sich kratzen wollen, die Position verändern oder dass wir aufstehen wollen, wenn es uns zu langweilig wird. Diese Willensregungen sollten wir beobachten und sie wieder ziehen lassen; im Zen wird gesagt, sei bereit zu sterben in genau diesem Moment. Hier wird die innere Stärke betont und auch die Bereitschaft, wirklich sterben zu können, wenn es nun in diesem Moment passieren würde. Abt Muho sagte, wenn dieses passieren würde "...der Friedhof sei gleich um die Ecke."

Es gibt jedoch auch subtilere Willensregungen so zum Beispiel Angst (Flucht), Gier (Nahrung, Sexualität et cetera) oder psychische Schmerzgefühle (Depression, Abneigung, Hass). All diese Phänomene sind Willensregungen und wir sollten sie von diesem Blickwinkel einmal betrachten.

Wichtig ist für einen erfahrenen Meditierenden, dass er diese Phänomene erkennt und ihnen nicht nachgibt. Nach einer längeren Zeit der Praxis kommt er dann besser mit ihnen klar und es stellt sich eine gewisse Form von Gleichmut ein, denn er erkennt, dass es alles nur ein Spuk des weltlichen Geistes ist. Er durchschaut ihn und entlarvt ihn großen Trickser. Ferner von Bedeutung ist, dass man dem weltlichen Geist nicht alles glaubt.

Jeder Meditierende wird in seinem spirituellen Leben an diesen Punkt kommen. Deshalb ist immer ein wichtiger Bestandteil der Meditation, dass wir Metta/Maitri, liebende Güte für uns entwickeln, danach für all die anderen Wesen.

Wenn wir in solcher Art üben, dann wird es großen Gewinn geben. Wir werden ruhiger, gefasster und lassen uns auch  im normalen Leben immer weniger durch all die Illusionen beunruhigen, seien es nun innere oder äußere Phänomene.

Mittwoch, 16. September 2015

Meinungen und Ansichten
Der Erhabene hat das Haften an Meinungen und Ansichten als Hindernis für die Einsicht und Weisheit bezeichnet.
Oftmals erleben wir, dass Meinungen und Ansichten fanatisch vertreten werden, besonders auf Sozialen Netzwerken. Es herrschen sprachliche Gewalt und es gibt Beschimpfungen und manches Mal auch Bedrohungen, weil es eine andere Meinung gibt. Wir erleben dies in politischen Debatten. Das Tosen und Geschrei kann jegliches Zuhören unterbinden, da man Ego-zentriert nur seine Meinung sieht und sie verteidigt anstatt offen zu sein.

Es ist ein Merkmal des Mittleren Weges, Dualitäten zu vermeiden, da sie die Angewohnheit besitzen, sich zu verhärten. So stoßen dann zwei Köpfe zusammen und die Gefahr besteht, dass durch die Verhärtung der Meinungen diese zwei Köpfe sich gegenseitig beim Aufprall großen Schaden zufügen.

Wichtig ist die Fähigkeit des Zuhörens und der Geduld sowie die feinfühlige Offenheit des Gewahrseins um wirklich miteinander zu sprechen und sich wirklich austauschen. Manchmal hören wir gar nicht mehr zu sondern es geht darum, nur seinen Monolog fortzuführen. Wer jedoch nur monologisiert, führt keinen Dialog. Dieses wiederum nährt die geistige Abgeschottenheit und führt zur Einsamkeit und Dogmatismus.

Politische Formulierungen wie "nur so" und "alternativlos" zeigen die Qualität des politischen Diskurses, auch dessen Erbärmlchkeit.

In einer Welt des Geschreis und des gegenseitigen Hochschaukelns ist gerade das Zuhören und des wirklichen Austausches wichtig, ohne dass sich Meinungen verhärten.

Es kann auch wichtig sein, nicht immer gleich zu allen Themen vorschnell seinen Mund aufzureißen und seine Meinung hinaus zu trompeten gleichsam wie ein wilder Elefant. Wer den Hiatus (Kluft, Abgrund) des hysterischn Geschreis der Dualität entgehen möchte, der sei besonnen, still, offen und kommuniziere ehrlich und aufrichtig, auch mit der Absicht, Förderliches und heilsam sich zu äußern.

Es ist von großer Bedeutung, auf sein Denken und auf seine Sprache zu achten. Wer sein Denken beherrscht, der richtet durch Körper und Sprache keine Schaden an und er lebt in Frieden und wirklicher geistiger Freiheit.

Mittwoch, 9. September 2015

Weisheit des Zuhörens - die Lojong Losung "Sei nicht abgelenkt."
Man muss nicht unbedingt weise sein oder sehr viel intellektuell zu wissen um zuzuhören; jedoch, man wird wirklich weise, wenn man konzentriert und achtsam zuhört. 

Wer zuhören vermag, der ist stets offen und aufnehmend, er bewertet nicht, noch gibt er sich seinen eigenen Ansichten und Meinungen hin oder er bemerkt sie. 

Zuhören setzt eine Konzentration auf die sprechende Person voraus. Wir sollten nicht abdriften sondern wirklich bei dem Objekt, der anderen Person, verweilen. 

Hier sehen wir einen Aspekt der Lojong Losung: Sei nicht abgelenkt!" verwirklicht. Wir können dieses stetig üben und so zu einer vorurteilsfreien Handlung kommen, welche effektiv, mitfühlend und liebevoll,  jedoch mit konzentrierter Schärfe versehen ist.

Donnerstag, 3. September 2015

Gut geübt - schlecht geübt

Wenn dein Leben sehr frustriert ist und Du vom Leben enttäuscht bist weil alles in dunklen Farben zu sehen ist und Du beginnst, dich dem Leben zu verschließen, dann bist du schlecht geübt und nicht gut vorbereitet.

Wenn jedoch Dein Leben von Enttäuschung, Schmerz und Kummer geprägt ist und Du Dich nicht vor dem Leben verschließt, offen und konzentriert (gewahr) bleibst, dann bist Du gut geübt und gut vorbereitet. 

Siehe alle Phänomene als vergänglich an, halte dich jedoch fest an deinen ethischen Grundsätzen, deiner Sicht und praktiziere die "Gute Gesinnng," den heilsamen Lebenswandel, gib' niemals deine Praxis auf, mag es noch so Stürmen und im Geist das Tosen überhand nehmen, bleibe sitzen und lasse zu. 

Suche das Gespräch mit deinem Lehrer, gebe Dich den Drei Juwelen hin und zeige Dich so, wie du jetzt (!) gerade in diesem Moment bist; schaffe keine Künstlichkeit, kein heiliges Getue, sei sclicht und ehrlich!

Halte dich an deine Versprechen und glaube einem wirklichen Freund; rede nicht schlecht und lästere nicht, sei auch nicht gnadenlos, wenn etwas dich enttäuscht. Rede dann, zeige Dich!

Gib Halt, schenke Aufmerksamkeit und schenke Angstfreiheit, dies ist das größte Geschenk des Dharma.

Sei stets im Leben und im Auftreten bescheiden, du musst nicht ein großer Weltbeweger sein, lass' all den vergänglichen Status frei, es ist nur billiger Tand für kleine Kinder !

Halte dich nicht fest an Titeln, Errungenschaften und Ordinationen, sei zurückhaltend, stelle  dich nicht dar! 
Esse im Notfall Brenessel und werde grün davon und zeige deinen schwieligen Arsch vom Sitzen.
Behalte stets Dankbarkeit im Blick und sei friedlichen Gemütes.

Geschrieben in der Einsamkeit und Stille vom Yogin Jig'med Sempa zu Ehren von Yetsün Milarepa.