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Sonntag, 26. Juni 2016

Die Nähe der Geduld zum Gleichmut
Wer Geduld übt, der lernt die Dinge zu ertragen; er erduldet sie gleichsam. Es scheint ein Zeichen unserer Zeit zu sein, dass wir stets ungeduldig und unruhig sind. Die Folgen sind auch körperlich gut wahrzunehmen: Stress, Blutdruck und Herzprobleme sind einige der Phänomene, welche wir des Öfteren beobachten können. 
Der Ausweg im spirituellem Leben ist die Achtsamkeit, Geduld zu lernen, sich darauf einzulassen.
Unser Leben ist nicht nur ein pausenloser Wunscherfüller. Es geht mitunter einiges schief und dieses bedeutet, dass wir aufpassen müssen, dass wir nicht ungeduldig und ärgerlich reagieren. 

Denn: Ungeduld und Ärger liegen recht nahe zusammen sowie Geduld und Gleichmut.  

Wenn wir uns also in Geduld üben, dann lassen wir uns Zeit, dass die Dinge sich entwickeln können, wir nehmen nicht gleich Einfluss auf jedes Phänomen. Die Stoa, eine griechische antike Philosophenschule spricht ähnlich wie der Erhabene darüber, dass wir nicht alles kontrollieren können und nur - letztendlich - wenig Macht (Epiktet) über die Phänomene besitzen. 
Wer Geduld besitzt, der übt sich im Warten. Unser Leben ist nicht dazu da, dass alle Wünsche unmittelbar erfüllt werden müssen. Auch wenn dieses so wäre, würden wir trotzdem mit immer neuen Wünschen konfrontiert. Denn ist ein Wunsch erfüllt, erscheinen nach kurzer Zeit in unserem Geist eine Unzahl weiterer Wünsche und Begierden. Es muss doch etwas geben, was noch mehr Genuss verspricht und es muss doch noch ein moderneres technisches Spielzeug zu erwerben sein. All dies bedeutet jedoch nicht, dass es ein dauerhaftes Glück und Wohlbefinden gibt.

Warten können bedeutet, dass wir nicht dem Impuls des sofortigen Haben wollens unterliegen. Wir treten ersteinmal zurück. Wir versuchen, einen klaren Kopf zu erhalten. Wenn wir geduldig sind, wird sich manche Begierde wieder ernüchtern. 
Falls wir jedoch wirklich etwas  Erstrebenswertes betrachten, können wir die alte Tugend des Sparens wieder einführen und dann ist die Freude in der Regel etwas länger andauernd. Doch auch dies ist nicht von Dauer.  Wir müssen uns nur klar bewusst werden, dass uns letztendlich nichts in diesem Leben befriedigen wird, welches durch Gier, Übelwollen oder ignoranter Verdrehtheit verursacht wurde.

Geduld bedeutet, Dinge zu ertragen, welche wir nicht ändern können. Still. Ohne Klagen. Ohne Jammern. Wenn wir eine tödlich verlaufende Krankheit haben sollten, dann sind körperliche Schmerzen gut zu händeln. Unser Geist wird unruhig, verzweifelt, ruhig, ärgerlich und vielleicht mit Reue erfüllt sein. In solchen Fällen ist die Übung der Metta-Bhavana zu empfehlen, der Übung der liebevollen Güte, im Besonderen für sich selbst. 
Letztendlich müssen wir aber den Tod erdulden. Sterben ist nicht angenehm. Wir müssen uns darauf vorbereiten und vielleicht JETZT schon das immer mehr Wünschen einschränken. Wir müssen alles verlassen, wir müssen den Zerfall des Körpers und des Geistes erdulden; nichts wird dieses aufhalten können!

Viele Dinge sind zu erdulden: Eine Liebe vergeht, wir können nichts ändern, wir haben keine Macht darüber, eine Krankheit nimmt uns unseren geliebten Partner, chronische Schmerzen müssen wir lernen zu erdulden, eine Grippe müssen wir erdulden und wir können unseren Job jederzeit verlieren. Nicht jeder Pein muss sogleich mit Medikamenten bekämpft werden; nicht jedes Ungemach mit Verdrängung und Psychopharmaka. Wenn wir diesen Weg beschreiten, dann können wir sogleich in Gefahr geraten, dass wir nicht wirklich in einem Lernprozess eintreten. Aber unser Leben ist ein Lernprozess. Wenn wir jedoch auf alles gleich ärgerlich und ungeduldig reagieren, dann wird unser Leben zu einer selbst geschaffenen Hölle. Dieses können wir vermeiden! Hierüber besitzen wir Macht! Wir können an unseren Einstellungen geduldig arbeiten. Denn Hoffnung und geistige Weiterentwicklung sind immer möglich. 

Somit ist die Übung der Geduld förderlich, denn wir erkennen an, dass alle Phänomene gleichsam nur eine relative Dauer besitzen und dass Ernüchterung und Zurückhaltung uns wirkliche Freiheit geben können. Hier treffen sich Gleichmut und Geduld. Machen wir uns geduldig auf dem Weg.

Mittwoch, 15. Juni 2016





Reise nach Gent.

"Himmel bedeutet, dass alles so läuft wie du es möchtest
Hölle bedeutet, dass nichts so läuft, wie du es wünscht."
Dr. Alfred Weil, Theravada Buddhist.
Der Sinn des Lebens ist dort zu finden, wo unser Herz gestillt ist.
 Ngakpa Jig'med Sempa
Veänderung
Tod
Als ich vor einigen Tagen zur Akademie unterwegs war sah ich eine zirka 5cm große Eidechse auf dem Bürgersteig liegen. Es war ganz banal: Da lag einfach ein kleines, totes Tier - so wie es sekündlich Milliardenfach auf diesem Planeten passiert. Völlig normal, völlig ohne Besonderheit. Gleichzeitig werden Milliarden von Wesen geboren; in der gleichen Sekunde. Auch dies völlig normal und nichts Besonderes. Und trotzdem, ich sah diese kleine Eidechse an der Bushaltestelle liegen und habe mich vor ihr verbeugt. Ich habe ihr ein gutes Wiedererscheinen gewünscht. Eine Gelegenheit, über den allumfassenden Tod nachzudenken und trotzdem voller Liebe zu sein. Mein wundes, mitfühlendes Herz diesem Moment zu öffnen.
Wer achtsam ist, sieht Veränderung und Tod überall; er sieht jedoch auch, wie alles neu erscheint: die Blüten öffnen ich, die Sonne bricht durch die Wolken hervor und eine Spinne hat ganz viele Jungspinnen im Netz. 
Unsere Gedanken kommen und gehen und wir wissen weder, wohin sie gehen noch wissen wir, wo und wie sie entstanden sind. Veränderung. Banal. Nichts Besonderes. Nichts Heiliges, nur schlicht Veränderung. Verbleiben wir bei diesem Gewahrsein und achten wir das Leben wie den Tod.  

Montag, 6. Juni 2016

Niederwerfungen (Prostration)
Wenn wir uns niederwerfen, dann bedeutet dies, dass wir freudig anerkennen, dass es etwas Größeres hinter der Enge unseres Ego gibt. 
Freudig deshalb, weil es eine Hoffnung gibt, dass wir den Ego Käfig verlassen können und nicht mehr Sklave unseres Begehrens, unserer Abneigung sowie unseres Nicht-Wissen-Wollens sind. 

Indem wir den edlen Achtfältigen Pfad beginnen zu beschreiten, verringert sich unser Sklavendasein. 
Wer sich niederwirft, schafft in sich eine Haltung des Respekts und der liebevollen Hingabe den Buddhas gegenüber; er zeigt, dass er bereit ist, Samsara zu verlassen und die Übung aufzunehmen. 

Niederwerfungen sollten in Stille, mit angemessener Ruhe und ohne Leistungsdruck vollzogen werden. Was nützt es dir, wenn du dir vornimmst einhundert Niederwerfungen am Tag zu machen, bist aber nicht bei einer präsent und verehrst die Buddhas? Dann werden die Niederwerfungen zu einem Leistungssport ohne dass sie die innere Haltung und  die wirkliche Freude wiederspiegeln.

Achte stets darauf, wie deine körperliche Verfassung ist; übernimm dich nicht, sei aber auch nicht nachlässig. Wenn Du nur eine Niederwerfung am Tag, jedoch präsent und voller Hingabe durchführst, dann ist dies ein Zeichen der wahrhaftigen Hingabe.  

Prostrationen können vor oder nach einer formellen Meditation vollzogen werden; traditionell wirft man sich drei Mal nieder; vor dem Buddha, dem erhabenen Lehrer, vor dem Dharma, dem guten Gesetz und vor dem Arya-Sangha, der Gemeinschaft der (edlen) Schüler. 

Niederwerfungen sollten immer ein Ausdruck der Liebe und der Hingabe sein; nachdem wir meditiert haben und die Niederwerfungen durchgeführt haben, behalten wir diesen Verdienst nicht für uns sondern wir widmen ihn einer Person oder einem Tier das leidet oder wir geben den so erworbenen Verdienst zum Wohle aller Wesen ab.
Hierdurch wiederum bringen wir unsere Dankbarkeit und unsere Großzügigkeit zum Ausdruck.