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Samstag, 10. Juli 2021

Buddhistische Psychotherapie

Wenn wir leiden, kann es hilfreich sein, einen Psychotherapeuten aufzusuchen und wenn wir Glück haben, haben wir vor uns jemand sitzen, der buddhistisch orientiert arbeitet und praktiziert. 

Drei Fragen sollten gestellt werden: 

Wie kann ich helfen? 

Was benötigst du im Augenblick? 

Was kannst du tun, um dir zu helfen? 

Ein guter (buddhistische orientierter) Psychotherapeut wird diese drei Fragen im Verlaufe einer Beratung stellen. 

Wie kann ich helfen? 
Bist du bereit, dich zu öffnen, auch wenn es etwas Zeit benötigt? Kannst du dich einlassen und vertrauen? 
Wichtig ist, dass man sich zeigen darf mit all den Schönheiten und den leidenden und mitunter auch unheilsamen Aspekten seiner Persönlichkeit. 

"Wie kann ich helfen?" Als Therapeut bin ich ganz weit und wohlwollend offen. Gerade das Wohlwollende bedeutet, dass hier ein Mensch vor mir sitzt, der leidet und bereit ist, einen Weg, der nicht immer einfach ist, zu beschreiten. 
Als Therapeut sollte man bereit sein, nicht nur fachmännische Hilfe zu geben sondern auch eine Herzensoffenheit gegenüber dem leidenden Menschen zu besitzen. Das ist ein Aspekt von gelebter Authentizität. Wahrhaftigkeit ist von Bedeutung. 

Was benötigst du im Augenblick? 

Hier geht es um den Werkzeugkoffer, den jeder Therapeut besitzt. 
Er schöpft aus seiner Erfahrung, probiert dieses und jenes Werkzeug auf die Tauglichkeit und unterstützt die positiven Aspekte eines Menschen um ihn zu bitten,  einen neuen Schritt zu wagen und ein neues Land zu betreten. Der leidende Mensch sollte neugierig  und freudig gespannt sein, ein neues inneres Land zu betreten. Entdeckergeist ist hier etwas Feines.

Wichtig erscheint mir auch stets, den klaren Blick zu behalten und eine gesunde Distanz zu wahren. Wir wollen helfen, nicht mitleiden! 

Was kannst du tun, um dir zu helfen? 

Buddhistisch orientierte Therapie ist nichts für Konsumenten! Wer nur kommt, um sich berieseln zu lassen, sollte lieber den Abend vor dem TV verbringen. Du solltest bereit sein, dich anzuschauen und etwas verändern zu wollen. 
Das setzt Mut, Willensstärke und Disziplin voraus, den Weg auch zu beschreiten. Du solltest bereit sein, einen eigenen Werkzeugkoffer zu bauen und eigene Instrumente, eigene Werkzeuge in deinen  Werkzeugkoffer zu legen. 

Aktivität und Verantwortung für dich selbst zu übernehmen, ist ein wirklicher wichtiger, wenn nicht der wichtigste Schritt, um ein gutes und stabiles Fundament zu legen. Möchtest du ein Haus bauen, wirst du es nicht im Treibsand bauen.  
Letztendlich musst du den Weg des Sterbens gehen um neu zu leben! 

Mitunter müssen wir alte unheilsame Gefühls- und Denkmuster loslassen um neu, mit frischem Blick, die Augen zu öffnen. Stirb und werde! Ein bemerkenswerter Ausspruch von Andre Gide ist hier zutreffend. 

Letztendlich geht es bei buddhistisch orientierter Beratung um die Vier Brahmaviharas, die Vier Unermesslichkeiten: 

Liebevolle Güte (sich selbst anzunehmen und anderen freundlich entgegenzutreten) 

Mitfreude (sich an dem Guten zu erfreuen, die guten Eigenschaften bei sich selbst und anderen zu sehen) 

Mitgefühl ( Liebe trifft auf Leid, tatkräftiges Helfen, wenn wir auf leidende Wesen treffen und das Herz für sie öffnen) 

Gleichmut (ruhig zu bleiben, den Toben der Gedanken und der Emotionen entspannt entgegen zu sehen, fair zu sein und authentisch seinen Weg zu gehen, wissend, dass alles nur relative Bedeutung hat)

Wenn wir das gute Karma besitzen, auf einen guten Therapeuten zu treffen, dann haben wir einen großen Segen erfahren und können mit dem guten Werk beginnen und den Pfad betreten.