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Donnerstag, 14. Oktober 2021

Stories, stories...

Wenn wir Dzogchen Praktizierende sind, betrachten wir Gedanken lediglich als Manifestationen des Geistes: sie entstehen, verweilen ein wenig und gehen wieder. Nichts weiter. Kein Greifen, keine Identifikation, kein Ich und letztendlich auch kein Beobachter. 

Wenn wir nicht Dzogchen üben, dann bemerken wir, wie häufig wir uns über unsere Gedanken identifizieren, denken, da wäre jemand, der das denkt, der diese Ansicht hat, der dieses und jenes meint et cetera. "Ich denke das.. " Ich meine dieses.. " oder: "Ich bin der Auffassung dass.. " 
Eine andere Person teilt vielleicht nicht unsere Gedanken, unsere Ansichten und Meinungen und Hader und Konflikt sind häufig vorprogrammiert. 

Wenn es uns gelingt, im Tagesverlauf, kurz auszusteigen aus den ewigen Stories, einfach humorvoll die eigenen Gedanken zu betrachten und  uns mit einem inneren Lächeln ansprechen: "Oh, hier ist der gute Ngakpa mal wieder aufgeblasen, nimmt sich wichtig und ist von seiner Genialität überzeugt,  das geht vorbei.. " 
Wenn wir diesen humorvollen Abstand gewinnen, dann beginnen wir unsere Gedanken Identifikation etwas zu lockern. 

Vielleicht gelingt es uns in unserem Tagesablauf aus den Gedanken ein wenig auszusteigen, gleichsam eine Distanz zu unseren Ich-Gedanken-Geschichten aufzubauen und somit der Mühle der immer gleichen Geschichten, Mustern und Reaktionen zu entgehen, wenigstens kurzfristig. 

Wenn wir dann ebenfalls alle Phänomene unseres Geistes nicht  bewerten, uns nicht selbst anklagen, und uns auch bemühen, dieses auf unsere Umwelt, auf andere Menschen zu übertragen, haben wir einen guten Schritt getätigt. 
Voraussetzung ist hierfür, dass wir ein wenig aufpassen und uns erinnern, einmal aus den immergleichen Stories auszusteigen, wenigstens ein wenig. Wir schauen doch auch nicht dreißig Mal hintereinander einen gleichen  Film.