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Samstag, 30. Januar 2016

Wer Fragen zu den geposteten Artikeln hat oder generell zum Buddhismus kann mir via Email schreiben:

psychandresblock@googlemail.com

Es dauert ein paar Tage, Antwort kommt auf jeden Fall.

Donnerstag, 28. Januar 2016

Einige Überlegungen zum Gleichmut 
Gleichmut bedeutet, dass wir darauf hinarbeiten, dass Dualität, Ich und Du, alle Gegensätze letztendlich nur von unserem "Ego" konstruiert werden. Dieses ist nicht negativ zu bewerten, da dieses alle Menschen und Tiere angeboren so konstruieren. Schon ein Säugling verspürt Dualität beim Saugen aus der Brust der Mutter.
Es bleibt ein Konstrukt des (rudimentären) Ego. 

Gleichmut bedeutet nicht, dass wir alles sang- und klaglos ertragen und desinteressiert auf die Welt zugehen. Desinteresse kann schlimmer als Haß sein, da es eine Form von Gleichgültigkeit darstellen kann. Gleichgültig zu sein ist ausdrücklich vom Buddha in scharfen Worten kritisiert worden. Ein gleichgültiger Mensch hat sich selbst in ein hermetisch verschlossenes Grab begeben. Er wird innerlich ersticken und letztendlich sterben.

Gleichmut bedeutet, dass wir ein liebevolles Gewahrsein für alle Wesen besitzen, jedoch uns darin üben, nicht zu haften, nicht zu sagen "mein" oder "dein" und es zu begehren oder es abzuweisen. Gleichmut fordert von uns ein hohes Maß an Erkenntnis des Herzens und ein weises Handeln, ein nicht sofortiges Reagieren oder Bewerten. 
Wir gelangen dann  in den Dschungel der Meinungen und in Gefahr, für unsere Meinungen zu manipulieren um zu einem gewünschten Ergebnis zu kommen. Heutige Politik und Meinungslenkung und manipulierende Meinungsbildung sind hierfür Musterbeispiele. Deshalb hüten wir uns vor dem Medienkonsum, welcher alles ungefiltert aufnimmt. Auch sogenannte Nachrichten können unseren Geist mit Haß oder Verlangen vergiften und allzuschnell sind wir selbstgerecht, weil wir es ja wissen...

Gleichmut bedeutet, dass wir engagiert sind - liebevoll engagiert sind. Wir begreifen uns als ein Teil der Gemeinschaft der Wesen und agieren zum Wohle dieser Gemeinschaft, seien es nun Menschen, Tiere oder Pflanzen. Wir wollen jedoch keine Gewinnsüchtigen Ergebnisse mehr, noch wollen wir zerstörerischen Ziele nachgehen.

Gleichmut ist besonders wichtig, da er die Kultivation von Liebender Güte - Mitfreude und Mitgefühl als Übungsgrundlagen besitzt. Alle münden gleichsam wie ein Flussdelta im Meer des stillen, weisen Einverstanden sein.

Gleichmut ist immer eine Eigenschaft des edlen Geistes; Gleichmut ist wie eine Lotusblüte, welche sich der nährenden Sonne öffnet ohne jemals von den vulgären Unheil bringenden Eigenschaften wie Wut, Eifersucht, Verlangen und Gleichgültigkeit beschmutzt zu werden. 
 
 

Montag, 25. Januar 2016

Spirituelles Tagebuch III: Der Lehrer Mingyur Rinpoche

Vertrauen und Liebe
Ich bin ein kritischer Mensch; ich habe viele gute Eigenschaften und auch einige negative Bereiche, wo ich noch vieles zu arbeiten habe. So einfach ist das.
Doch gerade, weil ich ein kritischer Mensch bin, mit einer guten Portion Misstrauen "gesegnet," bin ich doch auch wirrklich voller Segen.
Ich habe mich meinem Lehrer Youngey Mingyur Rinpoche langsam genähert, immer ein wenig Distanz, immer ein gutes Maß an Misstrauen und immer ein kritischer Blick.
Seine Belehrungen fand ich bisher tiefgründig, in der Sprache locker und ungezwungen in der Botschaft authentischer Dharma.
Das alles hätte mich nicht überzeugt. Im Christentum gibt es das Problem der Bigotterie (Heuchelei) bei einigen Priestern, die Wasser predigen und Wein trinken, im Islam gibt es bei einigen Predigern starke Verblendung und Aversion und im Buddhismus gibt es viele Lamas, Rinpoches oder Mönche, welche in Luxus leben hinter vorgehaltener Hand oder ethisch nicht korrekt (sexueller Missbrauch) leben, also Fake Lamas sind.
Was hat mich persönlich überzeugt? Ich kann hier nur sehr persönlich, das bedeutet, nur für mich allein sprechen.
Mir gefällt die grundsätzliche Ehrlichkeit meines Lehrers; er spricht offen auch über seine Arbeitsfelder, von Schwäche und auch von Unsicherheit und Angst.
Das hat mich schon ein gutes Stück Vertrauen fassen lassen, aber eben noch nicht den Durchbruch gebracht!

Was hat mir letztendlich den Segen gegeben, einen Lehrer wirklich von ganzem Herzen zu vertrauen? Auch hier wieder nur etwas ganz Subjektives. Mingyur Rinpoche war einige Jahre auf Retreat, er hat in Höhlen gelebt, war körperlich zusammengebrochen, hat Krankheit und Ungastlichkeit durchlebt und wurde von Menschen recht unfreundlich manches Mal behandelt und er hatte ein nicht komfortables Leben in dieser Zeit. Er meditierte, sammelte Erfahrungen jenseits der offiziellen Belehrungen in Tempeln und Klöstern, war viel allein und stellte sich all den Phänomenen wie Todesgefahr durch Schwäche und den kalten Wind der ungeschützten Behausung.

Wenn ich ihn heute betrachte auf Photos, so ist sein Blich ernster, sein Körper schlanker und sein Geist schärfer und zugleich offener und liebevoller geworden darob seiner Erfahrungen. Hier ist ein bescheiden auftretender Lehrer, ein Mönch, der wirklich ist, jenseits von Ruhm, Macht, Geld oder Titel.
Schlichtweg, dieses hat mich als kleiner Yogin mit viel Gepäck und Unzulänglichkeiten überzeugt.
Langsam, nicht überstürzend aber immer fester im Vertrauen werdend finde ich diesen Segen, einen authentischen Lehrer gefunden zu haben. Dieses ist ein wahrlich großer Segen! Eine Seltenheit.
Warum bin ich voller Segen? Deshalb. Und ich kann meinen Schülern und Dharmafreunden etwas weitergeben, denn auch ich habe in letzter Zeit durch eine schwere Erkrankung ähnliche Erfahrungen sammeln können. Erfahrungen prägen, sie machen demütig im positiven Sinne des Wortes und sie verändern einen ganz subtil, unmerklich - jedoch mit großer Kraft und Tragweite.
Gegenwart: Freude und Vertrauen in den Lehrer und dem Pfad des Dharma. und große Dankbarkeit.
Angst klopfte an die Tür
Vertrauen öffnete sie-
Draußen war niemand.
aus dem chinesischen Chan (Zen) Buddhismus.

Dienstag, 19. Januar 2016

Ich empfehle einen christlichen Blog von meinem Freund und Schüler Michael. Dieser Blog zeigt sehr gut, dass auch Christen in der Ethik, der heilsamen Lebensführung sehr nahe dem Buddha-Dharma sind.
www.Jesus-ich-vertraue-auf-dich.blogspot.de
Das höchste Glück
Ajahn Brahm nennt Nirvana das "höchste Glück." Leider wird Nirvana häufig von Nicht-Buddhisten als das Nichts bezeichnet. Dieses ist aber nicht so...warum sollten Menschen diesem Ideal nachstreben? Der Buddha bezeichnete Nirvana als das vollständige Aufhören von Ignoranz und Verblendung, das Aufhören von Gier und das Aufhören von Hass.

Wer regelmäßig meditiert, der weiß, dass sich Hass Schmerzvoll anfühlt, das Gier brennt und den Geist benebelt und Verblendung Verwirrung und Wahn bedeutet.
Nehmen wir nur diese drei Wurzeln des Übels und fragen uns, wie viele Menschen durch Kriege um Geld, Frauen/Männer (Antike) oder von Ideologien ums Leben gekommen sind, gefoltert wurden oder aus ihren Häusern vertrieben wurden. All dieses unvorstellbare Leid. Betrachten wir uns selber: Wenn wir Abstand zu unseren Taten haben und sie retrospektiv betrachten, wie oft haben wir Menschen verletzt, wie oft haben wir auf Kosten anderer unseren selbstsüchtigen Gewinn gesucht und wie oft haben wir unsere Ansichten und Meinungen für absolut wahr gehalten? All dieses Leid! All dieser Kummer! All diese Wut und Angst! All diese Tränen!

Nirvana können wir nur umschreiben, da wir nicht erleuchtet sind. Jedoch sollten wir darauf vertrauen, dass es ein Aufhören von den drei Wurzeln des Übels gibt. Was übrig bleibt? Liebe, Mitgefühl, Klarheit und Geben. Wenn wir dieses üben, so erleben wir Splitter von Nirvana schon in diesem Leben. Deshalb nennt der Erhabene Nirvana das höchste Glück und dies dauerhaft.

Mittwoch, 13. Januar 2016

Bericht über meine Lebensbedrohliche Erkrankung
Liebe Freunde, ich bin seit einigen Tagen aus dem Krankenhaus nach 5 Wochen zurück. Um all die vielen Fragen zu beantworten, hier der Bericht:

Angefangen hatte alles mit einem Bänderriss. Nach längerer Zeit ging ich zum Orthopäden, der den Selbigen feststellte. Nach einiger Zeit fing meine rechte Wade an zu schmerzen und nahm innerhalb von zwei Tagen fast das Doppelte an Umfang zu. Ich beschloss, wieder zu einem Orthopäden zu gehen. Der schickte mich umgehend zu einem Internisten, welcher bei mir sehr stark darauf drängte, sofort in ein Krankenhaus zu gehen. Da ich noch nie in meinem Leben im Hospital war, beschloss ich -dummerweise- erst einmal ein Mittagschlaf zu halten. Leider wurden die Schmerzen immer heftiger und ich telefonierte mit meiner Freundin Sabine und erzählte ihr, dass ich große Schmerzen hätte und eigentlich nicht ins Krankenhaus wollte. 
Anschließend bin ich wohl in einem Schmerzdelir gefallen. Sabine und mein lieber Freund Michael fanden mich in meiner Praxis, wohl in einem nicht mehr angenehmen Zustand und brachten mich ins Krankenhaus.
Dort wurde ich mit starken Antibiotikagaben behandelt. Anschließend die erste von sieben Operationen.
Diagnose: 
beginnende Sepsis
Compartment Syndrom
Phlegmone
1 Liter Eiter in der Wade
Stressdiabetes Werte bei 600
Entzündungwerte bei 724
Notoperation mit Kammerflimmern. Die Operation und der behandelnde Arzt, soweit ich weiß, Dr. Appelt und Team haben mir das Leben wohl gerettet. Wäre ich nur 1 Stunde später ins Hospital gelangt, wäre ich gestorben, so die Ärzte.
Ich blieb 5 Wochen und bin nun zur Beobachtung der Wunde alle zwei Tage ambulant im Hospital. Die 35 cm Beinwunde vom Fußknöchel bis zur oberen Wade heilt gut; Fäden werden nach und nach gezogen. Bisher nach 10 Tagen keine Wundinfektion. Ich gehe in der Wohnung ohne Krücken, nach einiger Zeit benötige ich sie aber.

Spirituelle Dimension:
Als ich im Fieber- und Schmerzdelir lag, war ich bereit zu sterben. Einerseits waren die Schmerzen so groß, dass ich kaum bei Bewusstsein war andererseits war aber eine ruhige "Stimme" in mir, die sagte: "Lass los, lass los."
Ich bemerkte, dass ich mich auf einer Ebene selber beobachtete,nicht schwebend über mir, eher innerlich. Ein größerer Frieden war da und auch ein "Einverstanden sein."

Dimension des Sangha:
Einige Sanghamitglieder waren sehr betroffen und weinten. Ich hörte aber auch den berechtigten "Vorwurf," dass ich egoistisch gehandelt hätte. So einfach den Sangha durch Tod zu verlassen, da mich doch einige Menschen sehr bräuchten. Dieser Vorwurf war berechtigt. Es war sehr selbstsüchtig, gehen zu wollen und es war wohl auch ein Verstoß gegen das Bodhisattva Gelübte und andere, dass ich nicht ins Hospital wollte, sondern eher -vielleicht- sterben wollte?
Ich habe mich bei Sanghmitgliedern entschuldigt. Ich bin nicht erleuchtet und viele Fehler kleben an mir.

Aktuell:
Es geht mir gut. Jeden Tag werde ich stärker. Ich habe 15 kg abgenommen und fühle mich körperlich leichter und auch geistig stärker. Jeden Tag ein wenig mehr.
Ich werde gut betreut, Freunde und Sangha kaufen ein, helfen, wo es geht und ich bin über all die wirkliche, aufrichtige Liebe, welche mir entgegen gebracht wird glücklich und auch dankbar.

Meine Aktivitäten nehme ich Schritt für Schritt wieder auf.

Meinen Dank an die Buddhas, deren Liebe ich (jetzt) wieder spüre.

Soweit dieser Bericht.