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Mittwoch, 24. August 2022

Spirituelles Tagebuch

Die letzten Monate waren durch Loslassen gekennzeichnet: Ich habe gemerkt, dass wenn ich einen Termin absagen musste, vorher stets dachte, dass machst du ungern. Jedoch, es läuft auch ohne mich..wenn ich einen Termin absagen musste, bedeutet dass Bedauern einen Termin nicht wahrnehmen zu können, dass ich mich noch für zu wichtig halte, es läuft wunderbar auch ohne mich, ich bin also gut ersetzbar und nichts Besonderes. 

Dieses Jahr bin ich viel im Sommer bedingt durch das "9-Euro-Ticket" gereist. Sehr gut haben mir mit meiner Reisebegleitung Münster und Paderborn gefallen, nur, um ein Beispiel zu nennen.
 An Münster hat mir die Sauberkeit der Stadt und die Eleganz gefallen, auch die verschiedenen Kirchen diverser Zeitepochen. In Münster und Paderborn habe ich mich sehr wohl gefühlt und werde diese Tage in wertschätzender Erinnerung behalten. 

Dieser Sommer ist durch Trockenheit und Hitze geprägt auch vom Ukraine Krieg, der ja mittlerweile ein Krieg des Westens gegen Russland geworden ist. 

Bei einem Krieg stirbt immer die Wahrheit zuerst, so sagt man und ja, es ist wohl wahr, wenn ich das Gekreische und die Propaganda der Medien deute. 
Die Deutschen und Deutschland sind in einer ernstzunehmenden Crisis: Wenn der Bürger nur die Energiepreise, Lebensmittelpreise und die Inflation bedenkt, dann erkennt man, dass Deutschland finanziell, bis in den Mittelstand, eigentlich der Kitt der Gesellschaft, ausblutet. 

Man wird sehen, was die ökonomischen und sozialen Verwerfungen für Folgen haben werden Karma bedeutet ja, dass Handeln Folgen hat. 
Mich interessiert eher das Leid, was so viele Menschen betrifft, die ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können und in Angst und Schrecken versetzt werden. Hat man wirklich naiv geglaubt, dass man Russland ökonomisch und militärisch in vier Wochen besiegen kann? Und es ist eher der Westen, wenn man es so pauschal bezeichnen darf, der isoliert ist, nicht Russland.  
Eine Wahrheit vom Krieg ist ja immer, dass er stets die kleinen Leute trifft, niemals die Herrschenden. Auch in "Demokratien." 
Ich habe viel Mitgefühl für all die Menschen, die am Abgrund stehen und helfe da, wie und wo ich es kann, bleibe also aktiv. Schau, wie du individuell helfen kannst, auch wenn es nichts Besonderes ist, bleibe ein Bodhisattva. 

Eine besonders schwere Zeit brach an, als mein Hausmitbewohner, mein geliebtes Meerschweinchen innerhalb von acht Tagen langsam und friedlich verstarb. Ich habe es gepflegt, gefüttert,  jeden Abend auf den Lotussitz mit ihm zusammen meditiert und ihm alle Liebe gegeben, die ich aufbringen konnte. 
Ich habe das Sterben des Tieres intensiv erfahren und mir wurde klar, wie unwichtig das Festhalten an Geld, Ruhm, Position und Status doch ist. Völlig unwichtig, wenn der Tod in das Zimmer tritt und es kalt wird. 
Das Leben ist letztendlich vom Loslassen geprägt, auch wenn es so viele schöne Dinge gibt, die wir alle genießen können, jedoch nicht daran festhalten sollten. 
Da ich mein Meerschweinchen sehr geliebt habe, habe ich am  Festhalten gemerkt; auch Liebe bedeutet ja Festhalten. 

Was ich schmerzlich lernen musste ist, dass ich  in Zukunft darauf achten werde, zwar zu lieben, jedoch nicht mehr oder zumindest weniger festzuhalten: liebevoll zu sein, jedoch loszulassen. 
Eine weitere Erkenntnis für mich war, mehr darauf zu achten,  unwichtig zu werden, keine Spuren zu hinterlassen, still in den eigenen Tod zu gehen. 
Wie man hier in diesem Tagebuch sieht, ist das Leben stets Licht und Schatten; nur Erleuchtete sind in ihrer allumfassenden Liebe und dem unendlichen Mitgefühl frei von Licht und Schatten also der Dualität. 

Ansonsten spricht mein verehrter Lehrer Mingyur Rinpoche häufig davon, im Tagesverlauf kurz - ein, zwei Minuten genügen - zu meditieren, einfach beim Körper zu verbleiben, ihn zu spüren und gleichsam als Anker zu benutzen. Gar nicht so einfach, sich daran zu erinnern und es neben der formellen Meditation im Tagesablauf einzubauen. Für mich eine wichtige Übung, bin ich so dich mehr verbunden mit dem, was mehr ist als mein kleines Ego.