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Sonntag, 13. Juni 2021

Spirituelles Tagebuch

Es ist ja nun schon viel Zeit vergangen seit meinem letzten Eintrag im Spirituellen Tagebuch dieses Blogs. 

Die knappe Lebenszeit rauscht vorbei und ich bemühe mich bei all der Hektik in der Arbeit, die kleinen schönen Dinge Wert zu schätzen. So steht vor meinem Fenster ein riesiger uralter Eichenbaum, der in der Frühlingssonne mit seinem frischen Grün hell erstrahlt. Dieses zu sehen und dabei zu wissen, wie viele Jahrzehnte der Baum älter ist als ich und mich hoffentlich  überleben wird, gibt mir Freude jedoch hält es die eigene Vergänglichkeit im Bewusstsein. Im Bewusstsein dieses Baumes bin ich nur ein kurzfristiges, volatiles Phänomen, bald wieder hinfort geweht im Sturm der Zeit. 

Wichtig ist mir, mit Menschen etwas gemeinsam zu erleben. Ich habe einige Freunde, die schon berentet sind und daher zeitlich flexibel sind. So habe ich mit ihnen Burgen und Schlösser besucht und auch die Stille der Kathedralen genossen und Landschaften tief und dankbar eingeatmet.
Freundschaften sind mir so wichtig und ich kultiviere sie; sie inspirieren und nähren das Herz und man ist beglückt auf der Heimreise.

Die Corona Zeit scheint fürs erste überwunden, bis zum nächsten Lockdown. Ich habe mich nicht unterkriegen lassen und habe rigoros die täglichen Panikmeldungen der Medien gelassen zur Kenntnis genommen und habe mein Leben nicht einschränken lassen. Mittlerweile treten ja sukzessive immer mehr Dinge ins Licht, die nicht so schön waren. Wichtig war und ist mir, meinen Geist zu kontrollieren: negative Gedanken, ängstliche Gedanken und Emotionen durch positive zu ersetzen und Mitgefühl zu entwickeln. Ich hatte zu keiner Zeit Angst vor Corona, habe die Infektion nicht geleugnet aber sie nüchtern eingeordnet. Mitunter habe ich es sehr genossen, durch leere Städte zu gehen und die Ruhe zu genießen anstatt im Trubel unterzugehen.  Mir wird in den letzten Jahren immer mehr klar, wie fremd ich mit Deutschland  bin. Ich liebe die britische Kultur mit den Tee Salons, dem Essen, der Eigenwilligkeit der Briten aber vor allem die wunderbare Landschaft. Ich wäre gern britischer Staatsbürger. 

Mir ist wichtig, Zeit mit Menschen zu verbringen, liebevoll im Gespräch vertieft jedoch auch meine Ironie und meine kleine Exzentrik zum Ausdruck zu bringen. 

Es gibt Menschen, die sind angefüllt mit Hass und Übelwollen; sie verschwenden ihre kostbare Lebenszeit, die sie doch eher mit Nähe und Liebe mit anderen Menschen teilen sollten anstatt nur in ihrer Dunkelheit die kurze Lebenszeit zu verschwenden. Mensch sein bedeutet lieben lernen. Im Hass zu verbleiben, bedeutet, sich selbst zu zerstören. 
Mein Mitgefühl gehört ihnen. 

Auf sanften Druck meines Arbeitgebers habe ich nun die erste und zweite Impfung hinter mich gebracht mit Moderna. Ich hatte doch bei beiden Impfungen starke Nebenwirkungen wie Schwäche, Gliederschmerzen, Kopfschmerzen  und starker Müdigkeit. Fein war es nicht, aber überstanden nach fünf Tagen. 

Aus den immer aufgewühlteren politischen Zeiten halte ich mich heraus. Viel wichtiger ist es, meinen Geist sauber zu halten. Da habe ich viel und genug mit zu tun, ihn zu reinigen. Hilfreich ist hier die Vajrasattva Puja mit dem berühmten Läuterungsmantra. 
Dort, wo ich helfen kann, helfe ich und bin großzügig. Manchmal ist ein liebes Wort zu einem Verkäufer schon für ihn oder sie ein Lichtblick für den Tag: Man wird gesehen und auch wahrgenommen. 

Wenn ich freie Zeit habe,  genieße ich das Lesen oder höre gern Musik. Allegis "Misere mei, deus" begleitet mich das ganze Leben aber auch Peter Björgö/Arcana und die Compilation Reihe Cafe del Mar höre ich sehr gern, wenngleich ich die letztere erst vor einigen Monaten entdeckt habe. 

Tägliche Meditation und Lesen von spirituellen Büchern weiterhin. Ich bin, wenn ich richtig zähle, mittlerweile 38 Jahre dabei. Weitermachen, weitermachen,  ohne auf Erfolg zu zielen. Tägliche Kontrolle des Geistes um Negativität zu reinigen. Ich praktiziere also "...ganz wie es ist," manchmal mit mehr, manches Mal mit weniger Effektivität.  Tagesabhängig, aber ich gebe nie auf. 
Ich bin kein großer Lehrer oder Rinpoche, eher ein kleiner Ordinierter, der sich täglich bemüht und oft unsanft auf den Hintern fällt, denn ich habe viele negative Komponenten. Wer achtsam lebt, wird sich ihrer bloß mehr bewusst als  jemand, der sie allzugern verdrängt. Man sollte sich stets klar ansehen. Dann kritisiert man weniger. Vieles, was einem an anderen stört, besitzt man selbst. 

Große Freude bereitet mir der Fortschritt bei meinen Klienten. Ich erfreue mich daran, dass sie durch meine Ermunterung sich  selber entwickeln. Mein Verständnis von Psychotherapie. 

Gern bin ich auch allein. Hier versuche ich mich zu vertiefen, oder gehe ganz weltlich gern ein Eis essen und setze mich unter einem großen Baum und schaue den Menschen zu. 
Soweit dieses kleine spirituelle Tagebuch.