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Freitag, 19. März 2021

Moratorium

Wenn wir eine Beziehung führen, kann es wie am Himmel gleichsam auch dunkle Wolken geben und oftmals erscheinen auch helle, freundliche Wolken. Dies ist völlig normal, solange wir ein Ego besitzen welches himmelhoch jauchzt oder zu Tode betrübt ist.
Ayya Khema sprach einmal:  "Ohne (m)ich ist das Leben ganz einfach " Hier ist viel Weisheit enthalten, die wir durchaus kontemplieren sollten. 

Was aber, wenn es in einer Partnerschaft eine lange Zeit der dunklen Wolken gibt? Auch dies ist häufig anzutreffen, wenn Partner lange Zeit zusammen sind. 

Es gibt vielleicht zwei Wege, die wir uns ansehen können. 

1. Der analytische Weg: 
Hier wird eine klare Kosten-Nutzen Analyse durchgeführt. Was bringt mir der Partner und welchen Gewinn habe ich, wenn ich mit ihm oder ihr zusammen bleibe? Was verbindet uns noch: Haus, Geld, Kinder, Sex, Lebensversicherung, Aktiendepots, oder eine gewisse Routine? Bei diesem Weg fragt man sich ruhig und abgeklärt, was das Band ist, was die Partner zusammen hält? Man entscheidet aufgrund von rationalen  Erwägungen. Je nach Persönlichkeitsstruktur ein gangbarer Weg, der meines Erachtens aber zu monodimensional ist.

2. Ein spiritueller Ansatz
Bei einem spirituellen Ansatz geht es eher darum, das Gute und Schöne zu sehen und sich auf das Gemeinsame und Verbindende zu konzentrieren, ohne jedoch das Leidvolle auszuklammern. 
Wir fokussieren uns also auf die freundlichen Wolken und betrachten stets die liebevollen Qualitäten des jeweils anderen. "Suche die Freude!" Dies ist eine gute Losung von Pema Chödrön. 

Mitunter brauchen wir jedoch auch einen zeitlichen und räumlichen Abstand, wenn dies möglich ist, vom Partner: ein Moratorium. Dieses dient dazu, in sich zu gehen, das eigene Herz zu befragen um sicher zu gehen, ob man den Partner von Herzen liebt und sich zugehörig fühlt. 

Wenn wir ein Moratorium benötigen, sollten wir jedoch immer auf unsere Gedanken und Gefühle achten, denn sie schaffen unsere Einstellungen zur Welt. 
Betone ich nur das Negative, oder sagt mein Herz, es braucht noch Zeit um sich zu finden? 
Wir können auch das Verbindende, das lichterfüllte betrachten und unser Herz fragen, was kann ich dazu beitragen, dass solch ein hohes Gut wie eine Beziehung zu führen, nicht an Egoismen scheitert. 

Wichtig erscheint mir, dass wir uns klar werden sollten, Herzensklar, was wir wirklich wollen. 
Es darf in unserem Herzen durchaus turbulent zugehen, einmal darf es ein Gewitter geben, danach einen freundlichen Sonnenschein. Jedoch sollte immer das Gute und auch das Heilsame kultiviert werden in dieser Abwägung. 
Eine Liebe schmeißt man nicht weg, wie eine alte Zahnpasta Tube, sie besitzt an sich einen hohen Wert. Wie oft habe ich in meiner Beratungspraxis schon Menschen erlebt, die leichtfertig eine Beziehung gelöst hatten, weil es ja einen vermeintlich besseren Partner gab und waren dann enttäuscht, als sich die Vorstellungen nicht erfüllten und wollten in ihre alte Beziehung zurück. So viel vermeidbares Leid! So viel vorschnelles, unkluges Handeln! 

Wichtig bei diesem Moratorium ist auch, dass beide Partner ernsthaft bereit sind, aus dem Moratorium an sich zu arbeiten und Schritte effektiv zu gehen um sich weiter kennenzulernen und zu vertiefen. -
Liebe bedeutet ja, die lebenslange Bereitschaft den Partner kennenzulernen und vertraut zu werden. 

Partnerschaft bedeutet ja auch, dass ein Mikrokosmos aus Liebe entsteht, wo beide Partner an einem Strang ziehen um das Leben zu bewältigen. Dieses strahlt dann auf den Makrokosmos aus, also auf andere Menschen. Wir nennen dieses limbische Resonanz. 

Wenn jedoch Beziehungen nur einseitig sind, oder fortgesetzter Betrug stattfindet, dann ist es besser, zu scheiden, denn dieses bedeutet, dass Heilung nicht erwünscht und möglich ist, wenn es auch zu Gewaltanwendungen gekommen ist.