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Sonntag, 31. Dezember 2023

Tagebuch/Jahresrückblick 2023

Liebe Leser, das Jahr 2023 war ein turbulentes Jahr mit vielen Konflikten in der Welt und sowohl inneren wie äußeren Unfrieden versehen. 
Immer wieder muss ich an die Buddha Worte denken, dass äußerer Friede niemals ohne innere Zufriedenheit geschaffen werden kann. Im Wort Zufriedenheit liegen ja stets die Wörter "zum Frieden (gelangen)".  Dieses ist ein steter Prozess der durch Gewahrsein, Achtsamkeit und den daraus resultierenden Handlungen einhergeht. Ich wünsche uns allen dieses Gewahrsein um zu guten, hilfreichen Handlungen, unser Karma, zu gelangen. 

Wie war mein Jahr? Nun, ein gemischtes Jahr mit positiven Tendenzen innerhalb meines Lebens. 
An meine ner Akademie gab es viel zu tun: Seminare halten, Prüfungen durchführen, Nachprüfungen organisieren und neue Skripten für Seminare erstellen. Auch hat sich mein Fahrtweg deutlich verlängert - ihr wisst ja, was dues in Deutschland mit dem ÖPNV bedeutet - sodass ich mitunter um fünf Uhr in der Frühe aufstehn muss und abend bedingt durch den ÖPNV oftmals erst gegen 17h zurück bin. 

Auch der Tod ist wieder in mein Haus zu Gast gewesen: er hat meinen 11 jährugen Hasen geholt. Was mir  auffällt ist, dass wenn der Tod ins Zimmer tritt, er alles in Zimmer verändert: die Zeit, meinen Geisteszustand und die Intimität des Todes zwischen mir und dem sterbenden Wesen. 

"...gib mir dieses Keimchen, bitte dich, hätte nie gesund und froh gelebt, liebe Mutter und sende seinem Herzen Ruh'."

Wie sieht meine Praxis aus? Mein Lehrer Mingyur Rinpoche empfiehlt die Meditation in das tägliche Leben zu integrieren: So sitze ich in der S-Bahn, in der U-Bahn, auf dem WC oder auf einer Bank an einer Haltestelle und gehe drei, vier Minuten in mich und spüre die Verfasstheit meines Körpers, meines Geisteszustandes und der Umgebung, in der ich mich gerade befinde (wo sitze ich, wie ist das Wetter, welche Geräusche nehme ich wahr?) und widme anschließend. 

Auch praktiziere ich täglich das Amitabha Mantra  und oftmals bin ich bei der Visualisierung des Buddha von Liebe und Entzücken durchflutet. Meine Beziehung ist intensiver geworden und dies erfreut mich, da ich so mehr Geduld und weniger Ärger im Alltag habe, wenn ich in brenzligen Situationen Zuflucht zum Buddha nehme. 

Ebenfalls übe ich mich in Großzügigkeit und gebe oft auch mal einen Schein einem Obdachlosen oder lade ihn ein, mit essen zu gehen. Auch wollte ich einer armen Dame im Supermarkt, die ersichtlich wenig Geld hatte, den Einkauf bezahlen, was sie aber verschämt abgelehnt hatte. Es gibt so viel Not in diesem ehemals reichen Land. 

Im Sommer war ich häufig mit einer Freundin unterwegs aber auch allein, um Städte und Kirchen zu besichtigen. Dieses hat gut getan. Ich liebe die Architektur, die Stille und die Atmosphäre von Kirchen sehr. 

Kritischer bin ich gegenüber den Medien: Wenn man ein wenig genauer hinsieht, erkennt man die Manipulation, die Propaganda, die Einseitigkeit der Berichterstattung und auch die Arroganz der öffentlichen Medien. Ich meide sie und vergleiche stets mit alternativer Berichterstattung um mir eine Meinung zu bilden. Mitunter bin ich doch verwundert, was mir so alles "vorgeschrieben" wird: welche Nahrung ich zu mir nehmen soll, wie ich schreiben oder sprechen soll (gendern) oder welche Ansichten ich haben sollte. Alles ist für eine Gesellschaft und ihrem Zusammenhalt problematisch. 

Wie es im Älterwerden so ist, kommen einige Menschen ins Leben und gehen wieder aus dem Leben. Das ist Anicca, Veränderung. Was ich jedoch auch bemerke ist, dass ich mich gern unterhalte, mal etwas blödel, jedoch bin ich zunehmend gern allein und lese, meditiere oder trinke Tee und lausche den Vögeln im Sommer oder höre den Wind wispern im Winter wie er um das Haus streicht und ab und an an den Fenstern rüttelt, gleichsam, als wolle er hinein..

Zum Älerwerden ebenfalls gehörig ist, dann mich über zwei Monate eine heftige Bronchitis erreicht hatte. Reizhusten, Allergie und Bronchitis - keine gute Kombination. 

Zum Schluss dieser Epistel noch ein Wort zur Dankbarkeit: ich bin dankbar! Ich kann diesen Körper zum Heil einsetzen und diese Achtsamkeit wird mir immer mehr bewusst. Ich kann geben, unterstützen, nicht nur materiell und auch  etwas Gutes tun, indem ich zuhöre und Zeit schenke. All dies erfüllt mich mit Dankbarkeit, die darin mündet, dass ich praktizieren kann. Glaubt mir, wenn ihr älter werdet, werdet ihr mich gut verstehen, denn die Praxis gibt Halt und Schutz in einer immer verrückter werdenden Welt der Kriege, der Ungleichheit und der Propaganda. Ich hoffe, dass wieder Klarheit, Freundlichkeit und Mitgefühl für Herzen der Menschen erreichen wird. Jeder hat es in seiner individuellen Hand, wie er im Jetzt reagiert und handelt. 

Den Segen der Buddhas euch allen.
Ngakpa 


Montag, 14. August 2023

Achtsamkeit - Gewahrsein - Wahrnehmung

Wenn wir die Begriffe Achtsamkeit, Wahrnehmung und Gewahrsein betrachten, dann wissen viele nicht, was sie unterscheidet, denn im Deutschen werden die Begriffe häufig gleichgesetzt oder vermengt.

Achtsamkeit: Sie ist auf ein materielles oder geistiges Objekt gerichtet. Ich gebe hier ein Beispiel. Achtsamkeit ist, wenn du auf den Körper deine Achtsamkeit richtest, ob er Schmerzen hat, Hunger, Durst oder Wohlbefinden (positive Energie) spürt. Auch gehört hierzu das Erkennen von Krankheiten und Befindlichkeiten. Du bleibst also bei dem Körper, der Qualität der Gedanken oder deinen Gefühlen. Du wählst spontan ein Objekt aus und untersuchst es oder bist achtsam darauf ruhend. 

Gewahrsein hingegen ist, dass du dich als ganzes wahrnimmst und auch deine unmittelbare Umgebung. Wie geht es dir, was macht dein Körper und was hörst du gerade? Alles dies ist ein konzentriertes Gewahrsein. Wir schauen auf unseren Geist und Körper sowie nehmen wir wahr, was um uns herum passiert. Der Geist, weiß was er macht und ist dabei sich und der Umgebung gewahr. Es ist eher weniger Objektbezogen wie es bei der Achtsamkeit ist. 

Wahrnehmungen haben wir alle bis zum Eintritt des Todes. Es ist jedoch im täglichem Leben unfokussiert, nicht tief konzentriert und mal hier und mal dort, also atopisch (ohne Ort). 

Wenn du jetzt in dieser Sekunde präsent bist, bist du achtsam, wenn's um ein Objekt geht ( wie ist jetzt mein Denken?)  und wenn du dir bewusst bist, was gerade in dir und deiner Umgebung zum Beispiel während eines Gesprächs stattfindet, dann bist du gewahr. Gehst du in bummeln in der Stadt und bist in einer Boutique, dann ist dein Geist mal bei der Ware und einmal bei der anderen Ware oder bei anderen Menschen , die dir begegnen  und du bewertest recht unbewusst oder halbbewusst, unkonzentriert. Aber stets nimmst zu wahr, wo du bist und was du handelst oder was gerade passiert, jedoch nicht konzentriert. Das ist alltägliche Wahrnehmung. 

Mittwoch, 29. März 2023

Du erkennst Dualitat immer dort, wo du parteiisch bist oder wo du etwas gern machst, anderes aber nicht und dort, wo du etwas beurteilst. Sei vorsichtig! Alles ändert sich: was du heute noch wunderbar enthusiastisch gut befunden hast, kann schon morgen von dir verschmäht werden. Eigentlich - auf einer höheten Ebene - sind es nur Phänomene, die entstehen - bleiben - vergehen. Phänomene, die unser Ego interpretiert und festhält oder loswerden möchte, auch nur eine andere Form des festhaltens. Erkenne stets, wo du bewertest und tritt dann zurück, so kommst du der Dualität auf der Spur und näherst dich der Non-dualitat.

Wenn wir im Verlaufe vieler Leben erkennen und verwirklichen, dass unser Ich nur eine Illusion ist, dann bemerken wir, dass uns nicht mehr alles trifft, was Menschen über uns sagen oder von uns denken. Auch werden wir nicht mehr so schnell gekränkt, benötigen immer weniger Ruhm und Verehrung und vielleicht bemerken wir auch, dass Verlust und Gewinn nicht mehr so von Bedeutung sind. Wenn wir angegriffen werden, können wir nach und nach angemessen reagieren oder Edeles Schweigen praktizieren. Dieses können Gradmesser unserer Entwicklung sein. Die Essenz ist das Loslassen des Ego, dem nicht mehr Greifen nach Bestätigung und schmerzhaften Festhalten. Wir steigen aus dem billigen Drama und der Schmierenkomödie langsam, Schritt für Schritt aus.

Sonntag, 12. Februar 2023

Erdbeben. in der Türkei und Syrien

Vor einigen Tagen kam es zu einem großen Beben in der Türkei und Syrien. Es gab traurig machende Bilder wie dieses, dass ein Vater den Arm seiner toten Tochter, der aus dem Beton ragte, weinend streichelte aber auch wundervolle wie der kleine Säugling Nou (Wunder), die nach siebzig Stunden gerettet werden konnte als einziges Wesen ihrer Familie und ferner das kleine Kätzchen, dass unter Trümmerteilen freigebuddelt werden konnte. 

Wenn es Möglichkeiten gibt, gebt etwas für die Menschen; bei mir gibt es einen guten türkischen Gemüsemarkt, wo ich hoffe, eine Spendenbox zu finden. 

Egal, welcher Religion ihr angehört, ob Christ, Muslim oder Buddhist, hier sind Menschen un Not aufgrund eines nicht-menschengemachten Beben. Üben wir uns in Maitri (liebevoller Güte und Karina (Mitgefühl) und werden so zu Schülern des Buddha. 

Throne - Titel - Money

Als Jahrzehnte langer Dharma Praktizierender erlebt man aus einer bestimmten Kultur stammenden und verliehende Titel und Rangstufen im Buddhismus. Leider gab und gibt es auch Missbrauch im Buddhismus: sexueller, finanzieller sowie spiritueller und auch Machtmissbrauch. 

Oftmals werden Meister als große "Meditationsmeister" tituliert, von "Exzellenz" bis zur "Eure Heiligkeit." All diese Titel mögen von Bedeutung sein für Praktizierende einer Schule oder Richtung um das Prestige eines Meisters zu steigern und manchmal - ich möchte es gar nicht leugnen, verdienen Lehrer auch diese Titel. 

Leider jedoch lehrt uns die Gegenwart auch, dass man sehr vorsichtig sein sollte und gut prüfen muss, bevor man einen Lehrer als authentisch bezeichnen kann. Einige Jahre sollte der Schüler den Meister prüfen und auch umgekehrt sollte ein Guru seinen Schüler prüfen. 
In alter Zeit jedoch hatten Lehrer oftmals nur einige Schüler und nicht Zehntausende wie heutzutage. Also ist es mit dem persönlichen Kontakt nicht so weit her. Deshalb ist es besonders wichtig, genau den Lehrer anzusehen, ihn ethisch zu betrachten und zu prüfen! 
Welche Schäden sind schon auf materieller und psychischer Art entstanden, wenn Schüler missbraucht wurden und dies nicht nur sexuell und emotional sondern auch finanziell. 

Schauen wir uns wirklich große Lehrer und Gurus wie Jetsün Milarepa oder Nyanaponika Mahathera an, so fällt auf, dass sie bescheiden waren, keinen Wert auf Titel, Throne und Edelsteine legten und sie still praktizierten ohne sich darzustellen oder Eigenwerbung zu betreiben. Die Schüler verehrten diese Meister aufgrund ihres Vorbildes, ihrer Lebensführung und vor allen Dingen ihrer Verwirklichung. Ihre Praxis war übereinstimmend mit ihrem tatsächlichen Leben und sie waren von großer  Herzensgüte, Mitgefühl und Weisheit. Sie lebten diese Werte aufrichtig, bescheiden und stets selbstlos. 

Westliche Schüler neigen mitunter dazu, den Guru zu überhöhen und ihn als fehlerlos zu betrachten, er sei ja schließlich eine Manifestation des Buddha. Bei all dem, was daran richtig ist, sollte man auch auf seinen Verstand hören. 
Es könnte  wichtig sein, den Lehrer nicht mit Projektionen zu überfrachten, um die eigenen psychischen Defizite nicht wahrzunehmen. 
Eine realistische und respektvolle Betrachtung des Meisters ist stets einem blinden Gehorsam oder einer blinden Verehrung vorzuziehen. "Man sollte als  Schüler nicht sein Selbstwertgefühl und seinen Verstand am Türhaken aufhängen, wenn man einen Lehrer begegnet." Dieses hat einer meiner Lehrer vor langer Zeit zu mir gesagt und bis heute schätze ich diesen Ausspruch sehr. 

Vertrauen und freundliche Hingabe sind sehr wichtig, willst du wachsen, jedoch verfalle nicht in die Projektion, sie kann eine Ego-Falle sein um dich selbst nicht mehr wahrzunehmen. Projektionen sind auch nur Bilder und Wünsche die Ablenkungen von dem eigenen inneren Geschehen bieten können. Beachte dies bitte. 


Sonntag, 22. Januar 2023

Aspekte des Loslassens

Loslassen ist eine schwierige Angelegenheit. Wir haften an so vielen Dingen wie unserem Haus, unseren Partner, unseren Automobilen oder schlichtweg, und dies ist viel gravierender, an unseren Einstellungen und unseren Ansichten. 

Wenn wir dann älter werden, wird einem bewusst, dass das Loslassen doch immer dringlicher wird, denn unsere Zeit geht langsam zur Neige oder um es direkter auszudrücken, unsere Zeit läuft ab! 
Machen wir uns nichts vor: wir müssen und ich betone hier ausnahmsweise einmal "müssen" mit fortgeschrittenen Alter loslassen. Besser jedoch ist es, das Wissen vermittelt zu bekommen, dass wir loslassen üben, wenn wir noch jung sind, denn auch hier, in dieser Phase unseres Lebens gibt es vieles, was losgelassen werden sollte: Beziehungen kommen und gehen und irgendwann sterben dann die eigenen Eltern. 

Nun, wie können wir üben loszulassen? Ein kleiner Aspekt ist, dass wir materielle Dinge und auch Menschen nicht mehr als unser Eigentum betrachten. Sie gehören uns nicht, sie sind allenfalls in unserem (zeitweiligen!) Besitz. Auch das Aufkommen von Meinungen und Ansichten gehören uns nicht. 
Wer kann mir sagen, wo genau eine Meinung oder Absicht entsteht und wo sie endet? 
Sie spuken wie eine Illusion in unserem Kopf, entstehen  - bleiben ein wenig - lösen sich im Raum wieder auf. Wir sind also nur zeitweilige Besitzer einer Meinung oder Absicht. Festhalten können wir sie nicht, jedoch können wir uns mit ihr identifizieren und dogmatisch an ihnen festhalten, dann häufig zum Schaden von uns selbst oder von vielen Menschen. 

Alles ist der Veränderung unterworfen, nicht ist fest. Betrachten wir die Dinge nicht als unser Eigentum dann beginnt das Buddha Wort unser Herz zu erreichen: 

"Dieses bin ich nicht,
Dieses gehört nicht zu mir
Dieses ist nicht mein Selbst!"

Kurzvortrag am 27.Janunar 2023