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Montag, 26. Januar 2015

Vertrauen (Sraddha, Sanskrit, Saddha, Pali)
Vertrauen gehört zu den fünf Kampfesgliedern und zu den fünf Fähigkeiten. Was sind die fünf Kampfesglieder? Hierzu gehören wie der Titel verrät, Vertrauen, Gesundheit, Aufrichtigkeit, Willenskraft und Einsicht. Was können wir zu den fünf Fähigkeiten zählen? Hier sind es ebenfalls Vertrauen (saddha), Willenskraft (viriya), Achtsamkeit (sati), Sammlung (samadhi) und Wissen oder Einsicht (panna).
Warum ist Vertrauen so wichtig?
Zuerst einmal können wir uns glücklich schätzen, eine menschliche Geburt erreicht zu haben. Sie ist unvergleichliches kostbares Juwel. Da wir Menschen sind, erleben wir in der Regel, karmisch bedingt, eine Mischung aus freudvollen und leidigen Zuständen. Diese Mischung erlaubt es uns einen Ansporn für das spirituelle Leben zu finden. Die Bereiche der Götter (devas) sind hierfür nicht so günstig, da die Götter nur in ihrem Vergnügen schwelgen und sich mit Spielen, Zerstreuungen und anderen Vergnügungen beschäftigen, bis ihr gutes Karma sich erschöpft hat. Tiere leben in der ständigen Angst gefressen zu werden und sind mit dem Überleben und der Zeugung zur Erhaltung ihrer Art hauptsächlich beschäftigt. Die Titanen sind im ständigem Kampf, da Neid und Eifersucht und der Wille zur Macht ihre Hauptbeschäftigung sind und die Bewohner der Hölle winden sich in ihrer karmisch bedingten Qual.
Eine menschliche Existenz bedeutet, dass wir zumindest wenn wir gutes menschliches Karma besitzen, die Möglichkeit haben, ein spirituelles Leben aufzubauen. Hier ist Vertrauen sehr wichtig.
Wir können beginnen, wenn wir zum Beispiel dem Buddha Dharma begegnen, Vertrauen in den Buddha und seine Lehre zu entwickeln. Der Buddha ist schlichtweg unser gütiger Lehrer und auch unser Freund auf dem Pfad hin zur Erleuchtung. 
Vertrauen in uns selbst
Grundlage jeglichen Vertrauens ist es, dass wir uns selber Vertrauen. Zweifel sind nur dann hilfreich, wenn wir uns kritisch prüfen und konkret an eine Verbesserung arbeiten. Dieses kann man einen produktiven Zweifel nennen, da er uns weiter bringt. Wenn wir uns selber Vertrauen, befinden wir uns in einen positiven Geisteszustand, der geprägt ist von Offenheit, Freundlichkeit für sich selbst und dem Wunsch, zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Wir besitzen Vertrauen in unsere guten Taten und sind bemüht, ständig eine liebevolle Beziehung mit uns selbst zu führen.
Tibetische Lamas waren, als sie in den Westen kamen, überrascht, wie wenig Selbstvertrauen und Selbstgüte die Westler hatten. Lernen wir also, uns zu vertrauen und uns zu mögen. Seien wir sicher, dass wir jede missliche Situation nutzen können uns zu entwickeln, das heißt, mehr Vertrauen, Güte und Freundlichkeit zu generieren.
Vertrauen zu anderen Menschen 
Es gehört zur menschlichen Existenz, dass wir ab und an merken, dass wir misstrauisch sind oder uns selber nicht so ganz vertrauen. Misstrauen ist häufig durch einen Mangel an Eigenvertrauen gekennzeichnet.
Wir sind dann besonders misstrauisch, wenn es uns nicht gut geht und Zweifel und Angst uns beherrschen. Gerade dann benötigen wir Vertrauen. Wir sollten das Misstrauen, was eine Form des Übelwollens ist, nicht noch nähren durch eifersüchtige Gedanken, Vorstellungen und Projektionen auf andere. Wir geraten in Gefahr, andere anzuklagen oder Vorwürfe zu machen, die wir doch erst einmal beweisen müssen. Wichtig ist, unser Herz zu öffnen und einfach mal "ja" zu einer Situation oder einem Menschen zu sagen, auch wenn eine Situation schwierig ist.
Wir alle sind keine Engel, haben unsere Baustellen und unsere Schatten. Trotzdem sollten wir Vertrauen in die guten Qualitäten von uns nahen Menschen hegen. Wenn wir uns nur darauf konzentrieren, das missliche und Defizitäre eines Menschen zu sehen, dann ist es schnell aus mit unserer Fähigkeit, Vertrauen zu besitzen. Und...haben wir nicht selber schon oftmals bittere Fehler in unserem Leben gemacht? Sind wir bisher immer ohne Tadel gewesen? Vertrauen bedeutet nicht, blind zu vertrauen, es bedeutet jedoch, daran zu arbeiten, das Gute in dem anderen Menschen zu sehen und dies zu bejahen. Wenn wir dies tun, bejahen wir uns selbst. 
Vertrauen in unserem Lehrer
Wenn wir den Segen haben, einen Lehrer gefunden zu haben, dann sollten wir ihm oder ihr vertrauen. Wohl wissend, dass auch ein Lehrer mitunter seine Kauzigkeiten besitzt und er selbst noch auf dem Pfad zur Erleuchtung ist. Buddhas sind selten. Daher: Prüfe Dich in Deinem Vertrauen zu einem Lehrer. Schaue Dir an, ob er ein liebevoller Lehrer ist, sich geduldig Zeit nimmt, schaue, ob er auch gleichmütig ist, wenn er angegriffen wird oder Du ihn mit Projektionen bewirfst, schaue, ob er ethisch lebt, nicht tötet, nicht stiehlt, nicht sexueller Verfehlungen unterliegt und so weiter.

Beachte bitte, dass Du einen Lehrer nicht auf ein Podest setzt, dies bedeutet, ihn erhöhst und alle Unzulänglichkeiten nicht sehen willst.
Oftmals sagt zum Beispiel Sogyal Rinpoche werden Lehrer auf ein Podest gehoben. Missfällt aber einem Schüler nur eine geringe Kleinigkeit, wird der Lehrer verdammt und man redet schlecht über ihn und der Schüler wendet sich schäumend vor Wut ab.  Dieses bedeutet, den realen Kontakt zu einem Lehrer zu verlieren und auch den Kontakt zu sich selbst, da man in  euphorischen Traumgebilden lebt und den Bezug zur Realität verloren hat.
Es ist so wichtig, den Lehrer nicht auf einen Thron zu heben. Wir sollten sehen, dass wir alle auf dem Weg sind, wir alle unsere Baustellen haben. Wir sollten unseren gesunden Verstand nicht am Türhaken abgeben, wenn wir einem Lehrer begegnen.

Wenn Du gut geprüft hast, dann vertraue! Öffne Dich, lausche, reflektiere und lasse Dich von Deinem Lehrer inspirieren, sei positiv neugierig. Ein Lehrer kann Dein Herz erreichen, kann Deinen Geist erfrischen, dich aus endlosen loops befreien, Dir helfen, dass Du selbst aus den ewig gleichen Denkmustern gelangst und Dich anspornen und erinnern, dass Du weit größer bist als Dein kleines enges Ego.
Ich sage immer zu meinen Schülern, dass ein Lehrer Dich an das Gute in Dir selbst erinnern soll und Dir wieder hilft, auf dem Pfad des spirituellen Lebens zurück zu kommen. Wir gehen alle ab und an "fremd," das bedeutet, wir gehen in der Nacht auf einem Pfad, kommen von ihm ab oder tappen in Gruben. Ein Lehrer ist an DIR interessiert, er reicht Dir die Hand, wenn Du in eine Grube gefallen bist aber er sagt Dir auch: "Nun gehe selber weiter, aber sei sicher, ich bin in der Nähe, ich glaube an Dich."
Vertrauen zu einem Lehrer zu entwickeln heißt jedoch auch, dass wir Respekt vor einem Lehrer besitzen, ihn also ernst nehmen und gut zuhören, was er sagt. Es bedeutet, in einem engen Dialog zu treten, vertraut zu werden. Lasse Dir dazu Zeit, aber unternehme Schritte hierzu!  Wenn uns ein Lehrer einen Rat gibt, dann überdenke ihn gut und habe Vertrauen, dass er DIR diesen Rat gibt und er gut durchdacht ist und nur Dir subjektiv helfen kann. Vertraue dem Rat des Lehrers, übe Dich darin, ihn auszufüllen auch wenn er Dir widersinnig vorkommt. Im Zen werden oft paradoxe Ratschläge gegeben. Ziel ist immer, Dich in Deinen Denkmustern und Verhaltensmustern zu erschüttern um Dir zu zeigen, dass Du weit mehr bist als in diesen kleinen Welten zu verharren. 
Auch ist es eine gute Anstrengung, einem Lehrer zu unterstützen. Hilf ihm, Matten für den Sangha auszulegen, damit sie gut sitzen können, bereite Tee für die Sangha vor, unterstütze Deinen Lehrer auch materiell, sei also großzügig. Kurz, bringe Dich ein, sei nützlich und erlebe dadurch die Gemeinschaft.
Vertrauen zu haben, bedeutet "ja" zu einem Lehrer zu sagen und letztendlich auch sich selber zu bejahen. Wir sehen, Vertrauen ist immer verbunden mit den fünf Fähigkeiten und den fünf Kampfesgliedern.
Wenn wir dies beachten, dann bringen wir unseren Geist nach langer Reise zurück nach Hause und wir leben gedeihlich mit uns und den anderen Gefährten auf dem Weg.

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