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Freitag, 9. Januar 2015

Bericht über Klausurwoche
Ich habe diese Woche benutzt, weil sich günstige Bedingungen boten, eine Einzelklausur oder wie es neudeutsch heißt "Solitary" zu tätigen. 
Ich habe in dieser Woche viel meditiert, mich mit dem Patimokkha (Gelübte für Mönche) und mit meinem Medienkonsum beschäftigt.

Ich kann nur für mich persönlich sprechen und daher finde ich jede andere individuelle Ansicht völlig in Ordnung. 
Als ich meinen recht eingeschränkten Medienkonsum ansah, ich höre in der Regel Radio, ein Fernsehgerät besitze ich schon seit 15 Jahren circa nicht mehr, realisierte ich, dass ich noch mehr in die Stille gehen möchte. Wenn ich Radio höre, sind es eher Nachrichten. Jedoch: In der heutigen Zeit sind Nachrichten nicht mehr wertneutral sondern fast immer kommentierte Nachrichten.
Für mich und nur für mich stellte ich bei der Beobachtung meines Geistes fest, dass sich dieser in Moralisieren und Be- und Verurteilung verfing und die anfänglich heitere Geistesverfassung sich eintrübte.
Nach dieser Woche habe ich den Vorsatz gefasst, dass ich nur kurz Nachrichten höre, meine Spiegel/Focus/Rp-online und Süddeutsche Apps gelöscht habe von meinem Smartphone und meinem Tablet. 
Auch hier möchte ich es an der Wurzel packen und verzichten, es lassen. Siehe, es geht mir besser. Ich komme wieder zu einer heiteren Geistesverfassung und nebenbei habe ich Zeit, mehr Aktivitäten im Buddha Dharma anzugehen et cetera. 

Ich habe viel meditiert, jeden Tag in der Regel abends. Ich merke doch, wie zentral die Meditation ist. Ich war schon in früheren Zeiten ein Mensch, der in der Ethik und der Meditation seinen geistigen Schwerpunkt (focus) hatte. Im beginnenden Alter, ich glaube, ich bin 51 Jahre,  merke ich verstärkt die Dringlichkeit, zu meditieren und Achtsamkeit auf das ethische Handeln zu legen. Es ist nie einfach und oftmals erkenne ich selbstkritisch, wo es noch Baustellen gibt und wo es Ablenkungen (Distractions) in der Praxis gibt.
Allen meinen Kursteilnehmern und Schülern kann ich nur immer den Herzensrat geben: bitte den Fokus auf Meditation und Ethik legen!

Als ich mich mit dem Patimokkha beschäftigt habe, fiel mir auf, dass es in der heutigen Zeit schwer ist, zum Beispiel den Kontakt zu Frauen einzuschränken und dort besondere Achtsamkeit walten zu lassen. Wie bereits oben erwähnt, der Patimokkha gilt für Mönche. Ich bin kein Mönch sondern ein Haushälter und Nangpa, jemand, der den Dharma sehr ernst nimmt und tantrische Gelübte auf sich genommen hat und mit ihnen täglich konfrontiert wird in der spirituellen Arbeit.
Der Patimokkha ist eine Richtschnur für Mönche um ihr Leben zu schützen und ein gedeihliches Miteinander des Sanghas (der spirituellen Gemeinschaft) zu ermöglichen.

Abends bin ich dann spät, in der Dunkelheit ein wenig spazieren gewesen um dem Körper seinen Bewegungdrang zu geben und den Geist zu erfrischen. Ich bin spät hinaus gegangen um meine Stille aufrecht zu erhalten und um keinen Menschen zu begegnen.


Nach einigen unruhigen Tagen erlebte ich eine größere Stille, ein "Geborgensein in der Meditation und des Dharmas," sowie eine stille Freude.

Meine Literatur in dieser Zeit war und ist Mingyur Rinpoche : "Heitere Weisheit," der Patimokkha, Rigdzin Shikpo: "Wende Dich niemals ab" und John Updike: "Landleben."
Auch las ich immer wieder gern Rangdrols blog, ein unerschöpflicher Quell des (yoginischen) Wissens.

1 Kommentar:

  1. Ein sehr schöner Beitrag über die Rückzugsmöglichkeiten in die größere Stille im Alltag. Es hat mich gefreut, dass auch ein anderer Blog so positiv erwähnt wurde, insbesondere da es in vielen Foren (z.B. fb) auch unter Buddhisten oft Anfeindungen und wenig achtsame Bemerkungen zur Meinung/dem Wissen anderer gibt.

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