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Montag, 25. Januar 2016

Spirituelles Tagebuch III: Der Lehrer Mingyur Rinpoche

Vertrauen und Liebe
Ich bin ein kritischer Mensch; ich habe viele gute Eigenschaften und auch einige negative Bereiche, wo ich noch vieles zu arbeiten habe. So einfach ist das.
Doch gerade, weil ich ein kritischer Mensch bin, mit einer guten Portion Misstrauen "gesegnet," bin ich doch auch wirrklich voller Segen.
Ich habe mich meinem Lehrer Youngey Mingyur Rinpoche langsam genähert, immer ein wenig Distanz, immer ein gutes Maß an Misstrauen und immer ein kritischer Blick.
Seine Belehrungen fand ich bisher tiefgründig, in der Sprache locker und ungezwungen in der Botschaft authentischer Dharma.
Das alles hätte mich nicht überzeugt. Im Christentum gibt es das Problem der Bigotterie (Heuchelei) bei einigen Priestern, die Wasser predigen und Wein trinken, im Islam gibt es bei einigen Predigern starke Verblendung und Aversion und im Buddhismus gibt es viele Lamas, Rinpoches oder Mönche, welche in Luxus leben hinter vorgehaltener Hand oder ethisch nicht korrekt (sexueller Missbrauch) leben, also Fake Lamas sind.
Was hat mich persönlich überzeugt? Ich kann hier nur sehr persönlich, das bedeutet, nur für mich allein sprechen.
Mir gefällt die grundsätzliche Ehrlichkeit meines Lehrers; er spricht offen auch über seine Arbeitsfelder, von Schwäche und auch von Unsicherheit und Angst.
Das hat mich schon ein gutes Stück Vertrauen fassen lassen, aber eben noch nicht den Durchbruch gebracht!

Was hat mir letztendlich den Segen gegeben, einen Lehrer wirklich von ganzem Herzen zu vertrauen? Auch hier wieder nur etwas ganz Subjektives. Mingyur Rinpoche war einige Jahre auf Retreat, er hat in Höhlen gelebt, war körperlich zusammengebrochen, hat Krankheit und Ungastlichkeit durchlebt und wurde von Menschen recht unfreundlich manches Mal behandelt und er hatte ein nicht komfortables Leben in dieser Zeit. Er meditierte, sammelte Erfahrungen jenseits der offiziellen Belehrungen in Tempeln und Klöstern, war viel allein und stellte sich all den Phänomenen wie Todesgefahr durch Schwäche und den kalten Wind der ungeschützten Behausung.

Wenn ich ihn heute betrachte auf Photos, so ist sein Blich ernster, sein Körper schlanker und sein Geist schärfer und zugleich offener und liebevoller geworden darob seiner Erfahrungen. Hier ist ein bescheiden auftretender Lehrer, ein Mönch, der wirklich ist, jenseits von Ruhm, Macht, Geld oder Titel.
Schlichtweg, dieses hat mich als kleiner Yogin mit viel Gepäck und Unzulänglichkeiten überzeugt.
Langsam, nicht überstürzend aber immer fester im Vertrauen werdend finde ich diesen Segen, einen authentischen Lehrer gefunden zu haben. Dieses ist ein wahrlich großer Segen! Eine Seltenheit.
Warum bin ich voller Segen? Deshalb. Und ich kann meinen Schülern und Dharmafreunden etwas weitergeben, denn auch ich habe in letzter Zeit durch eine schwere Erkrankung ähnliche Erfahrungen sammeln können. Erfahrungen prägen, sie machen demütig im positiven Sinne des Wortes und sie verändern einen ganz subtil, unmerklich - jedoch mit großer Kraft und Tragweite.
Gegenwart: Freude und Vertrauen in den Lehrer und dem Pfad des Dharma. und große Dankbarkeit.

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