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Freitag, 10. Januar 2020

Bardo

Im tibetischen Buddhismus wird der Daseinskreislauf in vier miteinander verwoben Bereichen gezeigt. Diese Bereiche nennen wir Bardo.  In ihrer Gesamtheit bilden sie Samsara ab, den letztendlich leidvollen Kreislauf von Tod und Leben. 

Die Bardo sind: 
1. Das natürliche Bardo des Lebens
Es ist gekennzeichnet, je auf welcher Existenzebene wir geboren werden (grobstofflich, halbstofflich, vergeistigt) von der Erfahrung der Sinne. Wir Menschen besitzen grobstoffliche Körper, die in der Regel mit funktionierenden Sinnesorganen ausgestattet sind. Wir genießen Nahrung, erfreuen uns an Musik, praktizieren Sexualität ad infinitum. 
Doch unser Körper wird alt, die Sinnesorgane werden schwächer in der Wahrnehmung der Sinnesreize und schließlich entstehen Krankheit und der Sterbeprozess wird eingeleitet.  
Wir müssen Abschied nehmen von dem, was uns lieb ist, unsere Partner unseren Besitz unsere Angewohnheiten und unsere vertraute Umgebung. 

2. Das schmerzvolle Bardo des Sterbens
Wie wir gerade schon ausgeführt haben, ist dieses Abschiednehmen von Körper, Besitz etc. sehr schmerzhaft. Der Körper zerfällt in sehr kurzer Zeit und der Tod hat stattgefunden. Dies ist die Realität. 

3. Das befreiende Bardo des Nachtods
Nach unserem Tod leben wir eine gewisse Zeit in einem Zwischenzustand (Bardo bedeutet Zwischenzustand). 
Schmerzhafte wie friedliche und freundliche Erscheinungen begleiten uns nun auf dem Weg. 
Auch zeigt sich in diesem Zustand das klare Licht. Nutzen wir es und lassen alles los und verbinden uns mit ihm (der Buddha Amitabha) können wir Erlösung erlangen. 
Die meisten Wesen im Bardo sind jedoch von Angst, Unruhe und Verwirrung sowie Begehren und Hass getrieben und durchschauen nicht die illusionsgleiche Natur des Bardo und streben somit dem vierten Bardo zu. 

4. Das Bardo des Werden
Hier vollzieht sich das Wiedererscheinen oder ins erneute ins-Fleisch-treten, der Re- Inkarnation. Aufgrund ihres Karmas, ihrer Handlungen und Taten erscheinen die Wesen in einer der verschiedenen Welten und eine neue Runde in Samsara beginnt.

Wichtig ist es, dass wir durchschauen, dass alle Bardo nur Illusion sind. Dieses ist eine lebenslange Aufgabe eines spirituell Praktizierenden. 

Auch sollten wir uns stets Gewähr bleiben, dass im Bardo des Lebens viele Bardo Zustände impliziert sind.  
Wenn wir zum Beispiel verlassen werden oder uns trennen, löst dies sehr wiedersprüchliche Gedanken, Empfindungen und Gefühle aus. Dieses ist das Kennzeichen der Bardo: Sie sind von großen Ambivalenzen geprägt. Doch alle sind dynamisch, veränderbar und bieten die Möglichkeit, durch diese Erfahrungen zu gehen und Weisheit zu entwickeln, wenn wir denn so ehrlich und bereit sind, sie zu nutzen. 

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