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Mittwoch, 14. Oktober 2015

Beziehungen
Dzongsar Kheyentse Rinpoche gab den Hinweis, dass wir in unseren Beziehungen sehr achtsam sein sollten und Idealismus und Erwartungen als Fallstricke für Beziehungen ansehen sollten.
Was ist hierunter zu verstehen? Wenn wir eine Beziehung führen, dann könnten wir sie als ein Feld von Achtsamkeit und Herzenserfahrung betrachten. Allzu hohe Erwartungen führen dazu, dass wir einen sehr gespannten Geist besitzen. Immer suchen wir ein Optimum, das leider nie dauerhaft erfüllt werden kann. Enttäuschung ist die Folge. Verhärtung des Geistes ist die Folge.

Wir alle sind nur Menschen, die sich bemühen, mit dem Leben klar zu kommen und ein wenig Glück finden wollen. Dieses erreichen wir jedoch nicht, wenn wir hohe Erwartungen an eine Partnerschaft haben. Wir sehen voller Erwartungen und Projektionen nicht, wie die Dinge in uns wirklich aussehen und auch sehen wir nicht, ob unser Partner sich wirklich gesehen fühlt und sich entspannt wohlfühlt. Erwartungen machen uns gleichsam blind und auch in gewisser Hinsicht unsensibel, da wir nur mit unserer Projektion was zu sein hat oder was wir uns wünschen, beschäftigt sind. So irren wir umher und es kommt zwangsläufig zu Konflikten, die zu viel Unruhe führen können.

Das Gleiche gilt für unseren Idealismus. Es ist niemals heilsam, einen Partner auf einen Sockel zu setzen - übrigens auch nicht einen Lehrer! Ein Partner kann niemals ein Vater- oder Mutterersatz sein. Dieses führ zu einer Überfrachtung und zu einer Überhöhung, gleichsam wie eine Wunscherfüllungsmaschine. Wenn dann die idealisierten Wünsche nicht erfüllt werden und dies am besten gleich, dann wenden sich diese Menschen vom Partner oder Lehrer ab und reden abfällig von ihm/ihr.

Einen Menschen realistisch zu betrachten, bedeutet, dass wir unser Gewahrsam auch nutzen und die Fallstricke unseres Egos erkennen.
Wenn wir Menschen real wahrnehmen, entsteht oftmals ein neues Bild von ihnen, da wir sie ein wenig tiefer kennen lernen und damit auch jenseits unserer Projektionen wirklich annehmen und lieben können, denn wir sehen Eigenschaften an ihnen, die durch unsere Projektionen und Erwartungen bislang verdunkelt waren.

Sehen wir einen Menschen so wie er ist, kommt Klarheit auf. Wir sehen jemand voll umfänglich und damit haben wir die Chance, einen wirklichen Neuanfang einer Beziehung anzugehen.
Übrigens sei darauf hingewiesen, dass wir niemals einen Menschen wirklich in aller Tiefe erkennen können, da wie alles auf der Welt, jeder sich permanent verändert. Was wir jedoch als ein gutes Merkmal ansehen können, sind die Taten eines Menschen. Gedanken und Papier sind geduldig, Taten jedoch zeigen die ethische Qualität eines Menschen. Hüten wir uns also vor Gedankenwasserköpfen. Seien wir jedoch auch achtsam, dass wir nicht auch einer werden.

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