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Dienstag, 11. Oktober 2016

Metta  (Liebende Güte)
Der Aspekt der Dankbarkeit

Der Buddha, sprach sehr eindringlich von der Praxis der Metta (Liebende Güte) Meditation. Wenn wir uns den Zustand dieser Welt und auch unseren eigenen Geisteszustand ansehen, dann wird die Dringlichkeit dieser Meditation sehr offensichtlich.
In der Regel versuchen wir für uns selbst Güte zu kultivieren, dann für eine uns sehr nahe stehende Person, danach für eine "neutrale" Person und letzendlich für eine Person, mit der wir im Moment Schwierigkeiten haben. Letztendlich wünschen wir allen Wesen Glück und Frieden.

Soweit so gut! Jedoch - und dies wird häufig gern übersehen - ist die Kultivierung von Dankbarkeit ein wichtiger Teil der Metta Meditation. 
Eine Metta Meditation, welche nur die fünf Phasen, die oben aufgeführt wurden durchführt, verkommt sehr schnell zu einer inhaltslosen und runterdeklinieren Liturgie, ohne, dass wir wirklich dabei sind und daher recht sinnlos!
Wenn wir etwas nur liturgisch zelebrieren, dann hat dies meistens, außer dem gutem Willen, wenig Sinn für uns und für andere. 

Metta will praktiziert, also gelebt werden !

Wenn wir in der "Liturgie" verharren, dann können wir wohl heilig erscheinen und solcher Art tun, es hat aber außer einem netten Show Effekt keine Wirkung. 
Wir müssen schon anfangen, unser Leben gütiger zu gestalten. Für uns selber Freundlichkeit und Güte zu entwickeln ist schon oftmals der erste große Stolperstein. Manchmal ist es recht heilsam, zuerst einmal eine längere Zeit nur für sich Güte aufzubauen, bevor wir in die anderen Phasen überwechseln. Ansonsten verlieren wir die Basis für die Meditation. 

Anfangen können wir auch damit, dass wir uns einmal klar machen, wie viel Schönes in unserem Leben ist, anstatt nur immer auf das Defizitäre herum zu reiten und ewig zu jammern. Schauen wir uns doch einmal unseren heutigen Tag an: Haben wir vielleicht unsere Tasse Tee genossen in Stille? Sind unsere Arbeitskollegen heute freundlich zu uns gewesen? Sind wir mit einem freudigen Gefühl erwacht? Fühlen wir uns verbunden mit unsern Liebsten? Oder haben wir schlichtweg "Glück" gehabt als es zu einem schweren Unfall kam? Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, was es Schönes und Gutes gab. Anschließend sollten wir vielleicht denken: "Oh, wie dankbar bin ich dass ich diesen Menschen in meinem Leben habe." "Ich fühle mich so gesund und bin heute voller Freude, da ich einen lieben Freund treffe..." 

All diese Dinge bringen Wertschätzung in unser Leben. In der Metta Meditation bedanken wir uns dann bei diesen Personen, dass sie so liebevoll zu uns waren oder schlichtweg bedanken wir uns bei der Natur, dass sie uns Nahrung und Wasser gab. Wichtig ist, dass wir in diesem Aspekt der Metta Meditation unsere Dankbarkeit und Wertschätzung objektivieren, sie also gleichsam einer Person zueignen. 

Wenn wir diesen Aspekt der Metta Meditation häufig üben, fühlen wir uns verbunden und innerlich reich. Dieses ist die Voraussetzung dafür, dass wir auch immer liebevoller und wertschätzend auf andere Wesen zugehen können. 

Mein verehrter Lehrer Mingyur Rinpoche schreibt zum Thema Dankbarkeit:
"Halten Sie die Sache einfach. Heute habe ich draußen in der warmen Sonne gesessen und habe eine Tasse Tee getrunken. Das war schön. Erfreuen Sie sich daran. Jetzt sitze ich auf einem Stuhl und lese ein Buch. Wie angenehm. Vielleicht erkennen Sie auch ihr ehrliches Bemühen an, ein guter Mensch zu sein, anderen zu helfen, zu lernen, gütiger zu sein und mehr Vertrauen aufzu-
bringen. Vielleicht erinnern Sie sich auch daran, einmal einen entlaufenen Hund wiedergefunden zu haben. Unsere tugendhaften Handlungen brauchen gar nicht großartig zu sein; es kommt nur darauf an, sie zu erkennen und wertzuschätzen."

Aus: Mingyur Rinpoche: Werde ruhig wie ein tiefer See. Arkana, 2015 





 

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