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Freitag, 16. Dezember 2016

Reue und Vergebung

Wenn wir unheilsame Handlungen und Taten vollbracht haben, können wir in sieben Schritten damit praktizieren. Es ist wichtig, dass wir alles, also wirklich alles auf unserem spirituellen Pfad benutzen können. Wer ein gut geübter Praktizierender ist, der hat immer einen geistigen Werkzeugkoffer, wie ich es immer bezeichne, dabei um in einer schwierigen Situation das geeignete Werkzeug zu benutzen um den Schaden so gering wie möglich zu halten. 

Erster Schritt: Achtsamkeit: Wir sollten merken, dass wir etwas tun, was für andere oder für uns unheilsam ist. Karma in Kurzform bedeutet, dass Handeln Folgen hat! Immer. 
Es ist also wichtig, ein geistiges Frühwarnsystem zu besitzen, welches anschlägt, wenn wir gerade Handlungen vollbringen, welche nicht angemessen sind und andere Wesen schädigen könnten. Ebenfalls von Relevanz ist, dass wir immer erkennen sollten, welche Motivation wir gerade besitzen. Hier können wir dann sehr gut unsere augenblickliche ethische Verfassung und auch unseren augenblicklichen (!) Geisteszustand erkennen und zielgerichtet eingreifen. 

Zweiter Schritt: Reflextion: Wenn unsere Achtsamkeit nicht gereicht hat, kann es wichtig sein, dass wir zum Abschluss des Tages hin, eine Reflextion vornehmen. Dabei fällt uns meistens auf, was nicht so gut gelaufen war an diesem Tag. Wir entwickeln so nach und nach ein ethisches Gewahrsein, welches uns im Verlaufe der Zeit durchaus zu schützen vermag.

Dritter Schritt: Eingeständnis von Fehlern: Wir erkennen ohne großes Bohei, sehr klar unsere Fehler und gestehen sie uns ein und auch dem Buddha. Das kann der Erhabene selbst sein, wenn wir Theravadin sind oder unseren transzendenten Buddha wie Amitabha oder wir reinigen uns in einer Vajrasattva Praxis des hundert Silben Mantra, wenn wir die Ngöndro, also Vajrayana Übende sind. Von großer Bedeutung ist hier das schnörkellose Eingestehen. Wir sind ehrlich zu uns selber und aufrichtig dem Buddha gegenüber und öffnen auch unser Herz. 

Vierter Schritt: Reue: Wir bereuen aufrichtig und geloben, dass wir uns entschuldigen werden. Ein "by the way sorry" ist hier nicht angebracht! Wenn es uns möglich ist, versuchen wir unsere negative Handlung wieder gut zu machen und beseitigen den emotionalen wie materiellen Schaden.
Merke jedoch: Reue ist kein Schuldgefühl. Wir bleiben aktiv! Schuldgefühle sind passiv und lähmen uns und sie verbessern niemals die Situation! Wer sich in Schuld suhlt, ist ein fauler Mensch, da er nicht die Verantwortung für sich übernimmt und nur jammert und klagt. Eine unwürdige und lächerliche Haltung eines Feiglings. Wir sind spirituelle Krieger, keine Vielschwätzer.

Fünfter Schritt: Sich selbst vergeben: Hier beginnt die innere Reinigung. Wir praktizieren viel Metta für uns und beginnen uns langsam freundlicher zu betrachten. Wir lernen zu vergeben und wir verurteilen uns nicht, noch klagen wir uns an. Dieses ist sehr wichtig! Wir beginnen, wieder Lebensmut zu finden und schaffen eine lebenszugewandte liebevolle und von Hoffnung getragene neue Atmosphäre. 
Mein Lehrer Mingyur Rinpoche spricht sehr klar darüber, dass wir auch den sechsten Aspekt nicht vergessen sollten:

Sechster Schritt: Scheitern dürfen: Wir dürfen scheitern. Wir sind nicht erleuchtet. Fehler dürfen sein, so wie wir sein dürfen in unserer ganzen Bandbreite unseres Seins. Wir gestatten uns, dass wir auch scheitern dürfen. Jedoch übernehmen wir Verantwortung und stehen immer wieder neu auf um nach einer Niederlage neu und voller Kraft weiter zu praktizieren. Erst die Niederlage gibt uns Einblick in unseren Charakter und unseren Mustern. Somit ist die Niederlage der Motor, der uns als spirituelle Krieger antreiben kann, denn wir ziehen Erkenntnis und Weisheit aus ihr. 

Siebter Schritt: Ruhen: es gibt nichts mehr zu tun. Wir ruhen im klaren Gewahrsein. Wir schwätzen nicht geistig, gestatten uns zu ruhen, entspannen unseren Geist und unseren Körper und widmen unsere so durchgeführten Verdienste all den Wesen. Mehr ist nicht zu tun. 

 


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