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Sonntag, 28. April 2019

Denken und Vorstellungen

Achte stets auf dein Denken. Shantideva bezeichnet das "wilde, ungezähmte Denken" als einen Faktor um die Tote der Hölle aufzustoßen.

Häufig sind mit diesem ungezähmten Denken auch Vorstellungen verbunden. Diese haben oftmals den Charakter von Zukunftsfantasien. Wenn wir genau schauen, werden wir feststellen, dass die Zukunft niemals so eintritt, wie wir dies gern hätten und planen.

Ein sehr gutes Werkzeug aus unserem spirituellen Werkzeugkoffer ist, wenn wir uns dabei ertappen, wieder in Vorstellungen zu verweilen, wir dann direkt in die Gegenwart zurückkehren.
Als Objekt können wir den Atem nehmen, ein Mantra innerlich rezitieren oder unseren Körper wahrnehmen.
Wichtig ist, dass wir den Geisteszustand "Vorstellung" klar bewusst wahrnehmen und kurz etikettieren. In der Regel zerfällt dann die Vorstellung und zeigt sich als das, was sie ist: Zukunftsdenken.

Eine andere Art von Vorstellungen sind durch den Kreislauf von: 

Gedanken + Bilder + Emotionen + Handlungen gekennzeichnet.

Hier müssen wir sehr achtsam sein, dass sie nicht mit uns durch gehen.
Stellen wir uns vor, wir haben eine Wunde, schnell kommen Bilder in unserem Geist hoch, welche oftmals dramatisch sind. Angst und Sorge können als Emotionen entstehen und wir handeln vielleicht in der Gestalt, dass wir vor der unangenehmen Erfahrung fliehen oder sie verleugnen. Schließlich landen in einem Drama.
Wie in allen Dramen leben sie von Zuspitzung und Übertreibung. Schnell ist man in sehr unangenehmen Geisteszuständen gefangen.

Was hilft, wenn wir bemerken, dass wir in einem Drama gelangen, dann sollten wir schnellstmöglich achtsam sein und in den gegenwärtigen Moment zurückkehren. Ansonsten besteht die Gefahr, dass  sich ein durch wilde Gedanken ausgelöster Horror Kreislauf entwickelt. Und dieser ist nur sehr schwer zu verlassen. Unser Denken ist nicht gezähmt, gleichsam wie ein wilder Stier und somit in der Raserei von immer schlechteren Gedanken und Vorstellungen stoßen wir die Tore der Hölle selbst auf.

Vorstellungen können jedoch auch angenehm sein. Wir stellen uns vor, dass wir heute mit einem Freund essen gehen oder mit unserem Partner ins Kino gehen. Welch angenehme Gedanken, Bilder und Emotionen steigen auf.
Doch das Leben ist Veränderung. Es kommt vielleicht ein Termin dazwischen, oder unser Partner hat keine Lust ins Kino zu gehen oder er hat eine schlechte Stimmung.
Aus den angenehmen Vorstellungen entsteht dann schnell Enttäuschung oder Frustration. Auch hier können wir Vorstellungen als das sehen, was sie sind: Ablenkungen und Phantasmagorien.

Entdecken und bemerken  wir achtsam diese Vorstellungen, kehren wir auch wie oben beschrieben, in den gegenwärtigen Moment zurück. So bietet sich auch abseits der formalen Meditation eine Gelegenheit, mit dem, was gerade auftaucht zu praktizieren. So sind wir dann gut geübt in der formalen Meditation auf dem Sitzkissen und der informellen Übung im täglichen Leben.

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