Translate

Dienstag, 24. September 2019

Höllenwelten - eine Belehrung

Shantideva bittet uns, für die Bewohner der verschiedenen Höllen zu beten und unsere Verdienste ihnen zu widmen, da sie durch ihre Taten dorthin gelangt sind.

Dieses ist gar nicht so einfach, wie es klingt: Stellen wir uns vor, eine Person verletzt uns andauernd, terrorisiert uns und spricht Worte des Hasses gegen uns aus.
Es kann in Extremfällen sogar so weit kommen, dass sie uns einen grausamen und qualvollen Tod wünscht. Unsere Emotionen sind nicht gerade freundlich gegenüber dieser Person und oftmals sind wir gereizt und traurig über ihr Verhalten.

Shantideva bittet uns trotzdem für diese Person zu beten. Sie befindet sich in einer furchtbaren Hölle der Qual, des Hasses und der Mißgunst. Wir alle wissen, wie schmerzhaft diese Geisteszustände sind. Wir haben sie am eigenen Leib erfahren, wenn wir selbst voller blinder Wut und Übelwollen sind.

Stellen wir uns nun vor, wie es ist, in solchen schmerzhaften Geisteszuständen dauerhaft, über Jahrhunderte als Bewohner der Hölle verbleiben zu müssen. Können wir ermessen, wie nur  diese eine Höllenqual ist und wir keinen Ausweg finden? Verloren in dieser auswegslosen Lage, blind von Wut und Hass herumirrend?

Wenn wir meditieren oder Nahrung zu uns nehmen und dabei köstliche Getränke genießen, sollten wir stets alle Wesen zuerst einladen, ihren Hunger und Durst zu stillen, besonders auch die Bewohner der Hölle; nach der Meditation sollten wir die Verdienste dieser heilsamen Handlungen auch den Bewohnern der Hölle widmen, auf dass sie bald befreit werden, je nach ihrem Karma.

Aus dem "Pfad zur Erleuchtung" von Shantideva:

Gefangene ewigen Eises mögen sich wärmen. Aus den emporsteigenden Wolken der Bodhisattva Gebete
mögen Ströme herniederregnen, zu kühlen die, die im Höllenfeuer brennen.

Der Hagel von Lava, glühenden Steinen und Geschossen möge zum Blumenregen werden.
Und deren Hölle es ist, zu kämpfen, zu verwunden und zu verletzen, als Liebende mögen sie Blumengirlanden darbringen.

Und die im kochenden Vaitarani Fluss Versunkenen, ihr Fleisch aufgelöst, die Knochen bleich wie die Kunda Blumen, sie mögen durch die Kraft meines Verdienstes wie Götter sein, in Mandakinis sanften Wassern mit Göttinnen spielen.

(Auszüge)

Wenn wir dies nach oder vor einer Meditation rezitieren, beginnen wir mit der Wandlung zum Bodhidattva und betreten den Pfad der Erleuchtung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen