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Sonntag, 19. September 2021

Ernüchterung

Ernüchterung ist ein sehr aussagekräftiges Wort. Wenn wir im Rausch der Sinne und der Gefühle sind und dies nachlässt, dann tritt Ernüchterung ein. 

Ein Praktizierender erkennt achtsam, dass er sich in einem Rauschzustand befunden hat und nun langsam wieder klar wird. Er erkennt: Euphorie und Rausch waren da! ", und wird bei einem weiteren Mal vorher schon versuchen, achtsamer solche Zustände wahrnehmen können. 

Angenommen, wir haben uns verliebt, unsere Sinne sind ganz auf die Reize der begehrten Person gerichtet, unsere Hormone spielen verrückt und unsere Gefühle sind euphorisch. 
Mitunter merken wir dies, mitunter nicht. Wenn dann jedoch im Verlaufe klar wird, dass vielleicht die begehrte Person doch nicht so ist, wie sie uns erschienen ist, setzt eine Ernüchterung ein. 

Wir bemerken, wie der Rausch nachlässt, wir wieder klarer zu sehen beginnen und auch die Euphorie entpuppt sich als das, was sie ist: ein ein unsteter, oberflächlicher Geselle, mal hier, mal dort, ohne achtsam zu verweilen. 
Dieser Geselle verführt zu einer Haltung des sich-übernehmens, der Albernheit und durchaus der Lebensgefahr, wenn zum Beispiel junge Menschen im Rausch der Gefühle Dinge machen, die tödlich enden können, nur um den begehrten Menschen zu beeindrucken. 

Als ich jung war, vielleicht sechzehn oder siebzehn hörte ich von einem tragischen Badeunfall wo ein Bekannter von mir, nur um ein Mädchen zu beeindrucken in ein nicht so tiefes Gewässer sprang und kopfüber auf dem Grund auf prallte. Eine Querschnittlähmung war die Folge. Mich hat damals, ich erinnere mich deutlich, dieser Unfall sehr traurig gestimmt; nur aus Unwissenheit und Posieren solche tragischen Vorfälle, welche das ganze Leben danach auf grässliche Art prägen können. 

Ernüchterung bedeutet, wir bemühen uns in unserer Praxis, eine Nüchternheit zu erreichen, die unser Leben ruhiger und gefasster macht. 

Dieses soll nun nicht bedeuten, dass wir uns nicht an Menschen, Kunstwerken oder Sinneseindrücke jeglicher Art erfreuen sollten, sondern nur, dass wir achtsam bemerken, wenn aus Freude Rausch und Euphorie erwächst. Denn häufig folgt auf dem Rausch der Kater und der ist immer unangenehm. 

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