Translate

Freitag, 15. Mai 2015

  Von sich absehen
Wenn wir lange praktiziert haben, dann kommen wir irgendwann einmal zu dem Punkt, dass wir bemerken, wie unser Ego sich heftig bewegt und in einem Konflikt mit unserer wahren Natur kommt. Dieses ist ein gutes Zeichen, denn wenn wir bemerken, dass wir unwichtiger werden, dann werden die Zustände unseres Geistes, unsere Gesundheit, unseren Befindlichkeiten und unseren Zu- und Abneigungen immer mehr mit Ruhe und Gleichmut betrachtet. 
Es ist gleichsam ein subtiles Erkennen und Loslassen; das ganze Theater wird immer fader und wir sind bereit, das Theater zu verlassen, zumindest gelegentlich. Aber es ist ein gutes Zeichen, denn wir werden nicht mehr so schnell bereit sein, wieder in das Theater zu gehen um immer wieder das gleiche Stück zu sehen und uns mit all dem zu identifizieren, was eigentlich nur Gaukelei ist. 
Alle Dramen, Schmierenkommödien und Boulevardstücke werden langweiliger und es kommt der Punkt, wo wir vielleicht übersättigt werden. Vielleicht werden wir stiller und betrachten das Spiel des Egos wie ein alter Weiser, der das Toben und Spielen der Kinder mit einem verschmitzten Lächeln betrachtet. Der Frieden des Geistes kommt häufig aus der Erkenntnis des durchlebten Dramas. Wer etwas durchlebt und daraus Weisheit bildet, dessen Leben ist wahrlich nicht umsonst gewesen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen