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Freitag, 10. April 2015

Spirituelles Tagebuch
Als ich vor einigen Tagen im Internet war, sah ich einen Blog eines Theravada Mönches, welcher eine Art von "Spirituellen Tagebuch" dort postete. Ich werde ab und an, eher weniger, denn ich halte nicht viel von Zurschaustellung, einige Gedanken veröffentlichen, die aus meinem aktuellen  Leben stammen.
In den letzten Monaten war viel Sterben und Tod um mich herum. So starb mein "Praxishase" nach langem Leben mit viel Auslauf und Gesellschaft.
Ich sehe Haustiere in gewisser Hinsicht als Familienmitglieder an. Als das Sterben dann begann, es dauerte fast 11 Tage, da das Herz des Kaninchen  sehr stark noch schlug, war ich voller Offenheit und Mitgefühl. Alle drei Stunden des nachts auf, Hintern putzen, umlegen, streicheln, und versuchen, Wasser zu geben. Dabei habe ich viel mit dem Tierchen gesprochen und war durch körperliche Berührung bei Marjorie,  so hieß die Häsin. Nach dem Tod, ließ ich Marjorie  noch 2 Tage im Käfig aufgebahrt und schmückte sie mit Blüten, soweit vorhanden, es war ja tiefer Winter.

Unerwartet starb mein Meerschweinchen Ignatz, auch betagt. Ich kam abends nach Hause und wurde nicht, wie sonst quiekend und pfeifenend  begrüßt. Neugierig, was da wohl vorgefallen sei, ging ich zum Käfig und sah, dass Ignatz Schlagseite hatte und mit der Schnauze nach Luft schnappte und die Vorderpfötchen dabei bewegte. Das Sterben war dann nach ca. zwei Stunden beendet. Ich wusste bis dato nicht, dass Meerschweinchen meist plötzlich und schnell sterben.

Der Tod meiner sehr geliebten Haustiere in solch kurzer Zeit hat mich traurig aber auch gefasst gemacht.  Ich erinnere an den Spruch des Erhabenen, wonach alles, was zusammengesetzt ist, auch wieder auseinanderfallen muss. Liebevolles Loslassen, etwas Durchleben und Gleichmut bewahren, d. h. achtsam sein war sehr wichtig für mich und eine gute Herzensübung. Gestern noch war das Schweinchen voller Kraft und Lebensmut und ein Tag später im Sterbensprozess. Ich habe für einen kurzen Moment Einblick erhalten, dass alles auf der relativen Ebene doch nur eine Illusion ist, Bilder und Träume und Gedanken, welche verfliegen wie im Traum. Und auch der Träumer selbst ist nur ein Phänomen, kurz erscheinend, sich verändernd und wieder vergehend, gleichsam wie ein Windhauch in einem alten, verlassenen  Anwesen.

Im März starb mein sehr von mir geschätzter Nachbar ganz plötzlich. Notarzt, Bahre, Gerichtsmedizin. Auch dieses ist erschien für mich gleichsam substanzlos obgleich ich es klar sah. Pema Chödrön schreibt, uns werden die Phänomene einerseits klarer, zugleich erscheinen sie nicht mehr so "fest." Ich erlebe dieses seit einigen Jahren und es macht mich stiller. Nun habe ich es selber erlebt.

Mein lieber Freund, Herr B. hat es aufgegeben, noch Operationen hinsichtlich seines Magenkrebses zu tätigen. Er ist ebenfalls stiller, ruhiger, gefasster und liebevoller geworden. Dieses alles macht mich immer hingegen liebevoller zu ihm. Ich halte nicht fest, gebe aber jegliche Art von Unterstützung, die er möchte. Ich werde bei ihm sein, ihm die Hand halten und ihm Hinweise für das Reine Land Amitabhas geben.

Wie immer im März/April zwei schwere Erkältungen, die mich darnieder warfen. Es ist die Zeit, wo alles blüht und dann sind meine Bronchien besonders empfindlich. Bettruhe, Halsentzündung, Durchfall, Schwäche und Schnupfen, gepaart mit leichtem Fieber. Auch hier: Fallenlassen, Loslassen und Durchleben, keinen Wiederstand mehr leisten, es still zulassen. Ich habe viel gelernt. Leid ist immer ein guter Lehrer. Ich bin paradoxerweise dankbar und sehr ruhig. Alles verändert sich, alles ist nur vorläufig, wie mein Leben und auch wie mein Tod irgendwann es sein wird.
Da ich stark übe, trotz Kopf- und Gliederschmerzen meine 80 Minuten sitze, erlebe ich viel. Sitzen, sitzen, sitzen. Gegen Krankheit und Veränderung kann man nicht viel unternehmen, wenn wir dagegen sind, lernen wir nichts, außer, dass dagegen sein sinnlos ist und wir wirklich loslassen müssen. Die Gedanken zwirbeln umher, nicht besonderes. Lass sie sein.

Meine Studiengruppe und die Darshans (spirituelle Einzelgespräche) erfreuen sich einer gewissen Beliebtheit. Ab Juli wird es dann einen Buddhismuskurs geben.

Ich schließe heiter mit Metta verbunden aus meiner Klause.

"Früh morgens, das Erwachen der Vögel
sanft
Liebevolles Hören
nur dies

Der erste Tee
herrlich in der Stille
Veränderung, Vorläufigkeit
nur dies

Mein Herz ist zufrieden
einen kurzen Moment
im Fluss des Lebens."

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